Schopfheim-Gersbach Doch noch Hoffnung für Wisent-Paar

Gerald Nill
Imposante Erscheinung: Der Wisent-Bulle Bubi auf seiner Weide in Gersbach Foto: zVg/Jürgen Pflüger

Das drohende Ende für die verbliebenen Gersbacher Wisente stößt auf immense Betroffenheit – und viele Hilfsangebote.

Gersbachs Ortsvorsteher Andreas Falk wirkt erleichtert. Zuletzt war die Perspektive der beiden Wisente – Bulle Bubi und Kuh Kressie – rabenschwarz. Nun aber bewegt das drohende Schicksal viele Menschen zu Hilfsangeboten, auch dank einer immensen medialen Aufmerksamkeit bis hin zum SWR-Fernsehen, das sich für Dienstag mit einem Kamerateam für einen Dreh im Höhendorf angemeldet hat.

Stadt streicht Zuschuss

Es ist genau ein Jahr her, dass der Schopfheimer Gemeinderat das Aus für das Wisentgehege beschlossen hat. Nur das zwischenzeitliche Angebot einer Firma aus Freiburg zur Übernahme brachte den Tieren etwas Aufschub. Die Übernahme kam allerdings nicht zustande. Immerhin aber war Zeit gewonnen, in der das Schopfheimer Rathaus den Beschluss nicht umsetzte und Aufschub bis jetzt gewährte.

Bemühungen ohne Ergebnis

Ortsvorsteher Andreas Falk und Tierhalter Jürgen Pflüger kontaktierten im Sommer noch einmal alle möglichen Gehege der Umgebung, um die Tiere – sie sind mittlerweile 22 und 14 Jahre alt – unterzubringen. Leider ohne positives Ergebnis, wie Falk im Interview bedauerte.

Zwei Jahrzehnte nach Anlegen des Wisentgeheges schien damit das Aus des gut drei Hektar großen Areals besiegelt, denn die klamme Stadt Schopfheim muss sparen. Alljährlich fließen mehrere tausend Euro in den Unterhalt der Tiere, für Futter und Arztkosten.

Ein Aus für das bestehende Gehege, zugleich kein neues Zuhause für die Tiere: Als letzte Konsequenz stand bei diesen Vorzeichen im Raum, dass die beiden Wisente eingeschläfert werden müssen.

Ein letzter Aufruf in der Presse brachte jetzt eine Wende, die dem Ortsvorsteher zwar viel Arbeit beschert, aber auch einen Hoffnungsschimmer für das Wisentgehege mit seinen beiden verbliebenen Bewohnern: „Aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz haben wir Rückmeldungen erhalten“, freut sich Falk. Darunter seien private Angebote, durch Spenden Futter- und Arztkosten zu übernehmen. Ein Unternehmer habe in Aussicht gestellt, die Kosten für die Reparatur des maroden Zaunes zu erstatten. Was die Erneuerung kostet, kann Falk indes noch gar nicht sagen, er muss erst recherchieren.

Womöglich können die beiden Tiere aber doch noch woanders untergebracht werden, weil es noch mehr potenzielle Tiergehege und auch Gnadenhöfe gibt, die für eine Aufnahme in Frage kommen. Dann wiederum stellt sich die Frage der Transportfähigkeit der betagten Urviecher. Eine Fahrzeit von zweieinhalb Stunden könnte man den beiden älteren Semestern wohl noch zumuten, steckt Tierhalter Pflüger den Radius ab, in dem er sich ein Domizil für seine Schützlinge vorstellen könnte.

Neue Hoffnung

Fragen über Fragen – aber zumindest auch Perspektiven, die jetzt abgearbeitet werden. „Hoffnung – ja. Lösung – noch nicht“, fasst Pflüger die aktuellen Aussichten zusammen. Falk geht mit freudigem Elan an die Sache, denn für ihn erhöht ein denkbarer Erhalt des Wisentgeheges die touristische Attraktivität in Gersbach. Die Verwaltung in Schopfheim beweist Langmut und will eine vernünftige Lösung. Schließlich geht es auch um Lebewesen, die man einmal wollte und die nicht einfach aus der Welt geschaffen werden können.

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