Schopfheim „Großes Vertrauen berührt mich tief“

Markgräfler Tagblatt
Hat die ambulante Hospizgruppe mit aufgebaut und über 15 Jahre geprägt: Leiterin Lore Barnet, die in den Ruhestand gegangen ist (links). Nachfolgerin ist Sonja Steiger. Foto: zVg

Ambulante Hospizgruppe: Stabwechsel in der Koordination: Sonja Steiger löst Lore Barnet als Leiterin ab

Schopfheim - „Wenn du mutig genug bist, Lebewohl zu sagen, wird das Leben dich mit einem neuen Hallo belohnen“, zitiert Lore Barnet den brasilianischen Autor Coelho und ergänzt, „es ist schon ein eindrucksvoller neuer Lebensabschnitt, und ich bin neugierig auf das Hallo, das mich erwartet“.

Nach 15 Jahren engagierter Leitung der ambulanten Hospizgruppe Schopfheim ist Lore Barnet in den wohlverdienten Ruhestand gegangen. Sie gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge, so Barnet. Die Begleitung von Menschen auf der letzten Wegstrecke ihres Lebens und von deren An- und Zugehörigen sei ihr eine Herzensangelegenheit gewesen.

„Das große Vertrauen, das ich bei den Hilfesuchenden spüren durfte, hat mich immer tief berührt. Die Hospizarbeit ist ein Gewinn, auch für die eigene Persönlichkeitsentwicklung.“

Lore Barnet erinnert sich an ihre Anfänge, 1994 hat sie mit einer Gruppe von neun ehrenamtlichen Hospizbegleitern begonnen. Bis heute sind aus der ursprünglichen Hospizgruppe sogar noch zwei Begleiter engagiert im Einsatz, mittlerweile ist die Gruppe auf eine stolze Größe von insgesamt 41 Hospizhelfern angewachsen.

„Die gemeinsame Zeit und das besondere Thema verbinden“, blickt die ehemalige Koordinatorin ein bisschen wehmütig zurück, „aber ich freue mich darüber, den Stab nun in andere freundliche und kompetente Hände übergeben zu dürfen.“

Mit Sonja Steiger ist bereits eine Nachfolge für die Koordination der ambulanten Hospizgruppe gefunden. Sonja Steiger ist 42 Jahre alt und Diplom-Sozialarbeiterin (FH) mit langjähriger Berufserfahrung in der Kinder- und Jugendhilfe. Hat sie bisher hauptsächlich Kinder und Menschen in der Mitte ihres Lebens sozialarbeiterisch begleitet, liegt die Konzentration nun auf dem Lebensende.

Das Leiden am Lebensende verringern

„Wenn wir am Ende unseres Lebens ankommen, bricht für viele von uns eine Zeit an, die mit einer ganzheitlichen Belastung verbunden ist“, weiß die Sozialarbeiterin, die auch zertifizierte Fachkraft für Palliative Care ist. Der Mensch leide in schwerer Krankheit oft unter körperlichen Schmerzen und anderen belastenden Symptomen, starke Gefühle wie Angst und Traurigkeit belasteten psychisch, häufig sei das Lebensende mit sozialer Isolation und Einsamkeit verbunden, heißt es in einer Pressemitteilung der ambulanten Hospizgruppe.

„Ganz große existenzielle Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach dem Woher und Wohin beschäftigen dann, selbst wenn solche Fragen bisher weniger Bedeutung hatten.“ In dieser Zeit bräuchten betroffene Menschen und auch deren An- und Zugehörige ein breites hospizliches und palliatives Hilfeangebot. Ziel von Hospiz- und Palliativarbeit sei es, Leiden am Lebensende zu verringern und die Lebensqualität so hoch wie möglich zu halten.

Im Landkreis Lörrach gebe es etwa mit dem stationären Hospiz am Buck, dem spezialisierten ambulanten Team aus Palliativärzten und -pflegern zur medizinischen Versorgung Schwerstkranker, den Hausärzten, Sozialstationen und weiteren Akteuren bereits ein gutes palliatives Netzwerk, das sich stetig weiterentwickelt, heißt es in der Pressemitteilung.

Auch mal einfach „nur“ eine Hand halten

„Die ambulante Hospizgruppe Schopfheim ist ein wichtiger Teil dieses Netzwerks“, so Steiger. „Unsere ehrenamtlichen Helfer halten zuverlässig Kontakt zu den Betroffenen, sie lesen vor oder singen, wenn dies der Begleitete gerne tut; manchmal halten sie einfach „nur“ eine Hand und sind da, halten mit aus.“ Auch An- und Zugehörige könnten durch den Hospizbegleiter unterstützt und entlastet werden. Die ehrenamtlichen Helfer seien sehr gut hospizlich qualifiziert und wüssten, was Menschen am Lebensende Entlastung und mehr Lebensqualität bringen kann.

„Dennoch ist es der begleitete Mensch, der am besten weiß, was er möchte und was ihm guttut. Er bestimmt, wie er von uns begleitet werden möchte“, betont die neue Koordinatorin der ambulanten Hospizgruppe.

Ihre Aufgabe sei es, Anfragen nach hospizlicher Beratung und Begleitung zu beantworten, mit dem Betroffenen Wünsche und Bedürfnisse zu klären und einen passenden Hospizbegleiter zu vermitteln. „Von unseren ehrenamtlichen Helfern bin ich ganz begeistert, jeder bringt sich auf seine besondere Art und Weise ein, und alle haben das Herz am rechten Fleck“, freut sich die Sozialarbeiterin über ihr Team, in dem auch künftig neue Ehrenamtliche willkommen sind. Das Hospizteam werde weiterhin von Koordinatorin Friederike Schweigler unterstützt, die sich auch in der Trauerarbeit aktiv einbringt.

Unter der Leitung von Lore Barnet sei die Hospizgruppe herangewachsen, gute Strukturen seien angelegt worden, und die Region, in der Hospizbegleitung angeboten wird, habe sich von Schopfheim auf das ganze Wiesental ausgeweite. Die neue Koordinatorin ist für den großen Einsatz ihrer Vorgängerin dankbar und darf nun die Leitung eines gut aufgestellten ambulanten Hospizdienstes übernehmen. Der Start mitten im Corona-Ausnahmezustand sei herausfordernd, aber bei aller Not in Krisenzeiten schärften diese auch den Sinn für das Wesentliche, heißt es in der Mitteilung.

Das Leben sei endlich, „wir sollten uns Gedanken machen, wie wir es gestalten und das gilt auch für die letzte Lebensphase“. Sonja Steiger rät in diesem Zusammenhang zum Verfassen einer Patientenverfügung, diese schaffe Klarheit darüber, was man am Lebensende für sich will und was nicht. „In meiner Patientenverfügung ist neben Aussagen zur medizinischen Behandlung im Ernstfall zum Beispiel festgehalten, dass ich mir einen Hospizbegleiter mit viel Humor an die Seite wünsche, wenn es soweit ist.“

Mit Blick auf ihre neue berufliche Aufgabe schließt Sonja Steiger schmunzelnd, sie sei in Schopfheim geboren, lebe hier sehr gerne mit ihrer Familie, und „es sieht so aus, als würde ich irgendwann auch hier sterben.“ Es sei ihr ein persönliches und professionelles Anliegen, dazu beizutragen, dass das Leben in Schopfheim und Umgebung bis zuletzt seine hohe Qualität behält.

Die ambulante Hospizgruppe Schopfheim richtet ihr Angebot der Beratung und Begleitung an alle schwerstkranken und sterbenden Menschen und deren An- und Zugehörige im Raum Schopfheim und Wiesental, unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Religion.

Die ehrenamtlichen Helfer begleiten zuhause, im Krankenhaus oder auch in Pflegeheimen. Die hospizliche Begleitung ist kostenfrei. Die Krankenkasse fördert die Hospizarbeit mit einem Zuschuss; über Spenden freut sich die Hospizgruppe.

Neben der hospizlichen Begleitung bietet die ambulante Hospizgruppe außerdem einmal im Monat ein Trauercafé für Hinterbliebene (kostenlos, ohne Voranmeldung) in den Wintermonaten, eine Trauergruppe für Erwachsene und eine ganzjährige Trauergruppe für Jugendliche und junge Erwachsene (kostenlos, mit Voranmeldung).

Während der akuten Corona-Pandemie wird Kontakt gehalten, zum Beispiel über Briefe, Karten, Facetime/Skype, etc. Trauercafé und Trauergruppen pausieren aktuell.

Kontakt: ambulante Hospizgruppe Schopfheim, Diakonisches Werk im Landkreis Lörrach, Hauptstraße 94, 79650 Schopfheim, Tel. 07622 / 697596 50 (Anrufbeantworter). Koordination: Sonja Steiger, E-Mail: sonja.steiger@diakonie.ekiba.de und

Friedrike Schweigler, E-Mail: friederike.schweigler@diakonie.ekiba.de.

Bürozeiten: Montag bis Mittwoch 8 bis 12 Uhr, Freitag 8 bis 12 Uhr sowie Montag von 14 bis 16 Uhr.

Spendenkonto:

Evangelisches Verwaltungsamt Lörrach, IBAN: DE71 5206 0410 0105 0204 33.

Evangelische Bank eG. Verwendungszweck: ambulante Hospizgruppe Schopfheim.

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