Schopfheim Unternehmer beschreiben Probleme von der Bürokratie bis zur Baustelle

Christoph Schennen
Beim Besuch der Grünen-Landtagsabgeordneten Sarah Hagmann in Schopfheim (von links): Fritz Trefzger, Bennet Scheibler, Tayfun Tok und Christine Trefzger. Foto: zBg/Büro Hagmann

Die Grünen-Landtagsabgeordnete Sarah Hagmann hat die Scheiblerei und die Regio-Buchhandlung in Schopfheim besucht. Sie wollte erfahren was es braucht, um die wirtschaftliche Lage zu verbessern.

Die Grünen-Landtagsabgeordnete Sarah Hagmann hat zwei Betriebe in Schopfheim besucht: die Scheiblerei und die Regio Buchhandlung. Begleitet wurde sie von Birgit Kanngießer, Gisela Schleidt, Hartmut Schwäbl und ihrem Landtagskollegen Tayfun Tok aus Bietigheim-Bissingen.

Schöne Altstadt

In der Buchhandlung wurde die Delegation von Inhaber Rolf Räuber empfangen. „Die Umgestaltungen im städtischen Raum führen dazu, dass der Zugang zur Innenstadt erschwert ist. Das macht sich auch im Umsatz bemerkbar“, bemerkte Räuber.

Er verkauft Bücher auch über seinen Webshop, aber dieser rentiere sich nicht wirklich. Die meisten Käufer schickten eine E-Mail oder ein Fax, um ein Buch zu bestellen. Räuber findet die Altstadt sehr schön, aber man mache zu wenig daraus. Er schlug vor, aus der Hebelschule, die ungleiche Etagen habe, ein Boutique-Hotel zu machen. Derzeit ist in dem Gebäude ein Teil der Stadtverwaltung untergebracht. Das Hotel könne auch Ausgangspunkt für touristische Ausflüge sein.

Touristisch beleben

Räuber findet, dass man Schopfheim touristisch beleben könnte. „Aber als alte Amtsstadt ist man sich selbst genug“, seufzte er. Gisela Schleidt wies darauf hin, dass es schon Touristen in Schopfheim gebe, manche kämen zum Beispiel wegen der Lenk-Plastik am Rathaus.

Räuber kritisierte auch die weiten Wege aus der Innenstadt zu den Supermärkten in Schopfheim: „Wer schlecht zu Fuß ist, für den ist der Weg zum Hieber am Friedhof eine mittlere Wanderung.“

Lange einen Nachfolger gesucht

Die Tour von Hagmann hatte bei der Scheiblerei begonnen, eine Bäckerei und Konditorei im Pflughof, wo zuvor das Café Trefzger beheimatet war. Dort traf sie auf Bennet Scheibler und Fritz Trefzger. Der zeigte sich glücklich darüber, dass er mit Scheibler einen Nachfolger gefunden hat, der die Räume seines Cafés pachtet, um einen eigenen Betrieb aufzubauen. Trefzger: „Es gibt überall junge Nachfolger. Man findet sie, muss aber lange suchen.“

Trefzger: „Das größte Problem ist die Bürokratie.“

Die Grünen-Politiker wollten wissen, wie das Land Baden-Württemberg zum erfolgreichen Start des Betriebs beitragen könnte. Trefzger sagte, er habe über Jahrzehnte sieben Tage die Woche gearbeitet. „Das größte Problem ist die Bürokratie“, sagte er. Es sei zeitintensiv, stets zu dokumentieren wie viel Mehl er zum Beispiel für das Backen eines Brotes verwendet habe.

Neuer Fußboden

Bürokratie müsse sich aufs Wesentliche reduzieren. Wenn die gewünschten Dokumentationen nicht rechtzeitig vorlägen, dürfe die Behörde „keine Keule schwingen“, um die Herausgabe der Daten zu erzwingen. Geschluckt habe er, als ihm die Berufsgenossenschaft erzählt habe, dass er den Fußboden in seiner Backstube erneuern müsse. Die Kosten dafür: 60 000 Euro. Mit dem alten Boden aus den 60er Jahren habe es nie einen Unfall gegeben, betonte Trefzger.

Eine große Herausforderung sei die Corona-Pandemie gewesen, schilderte Trefzger. Sehr gut sei es gewesen, dass man in dieser Zeit einen Großauftrag, Zuckerbrötli für 900 Personen, erhalten hatte und man damit einige Zeit beschäftigt gewesen sei. „Außerdem haben wir sauber gemacht, eingepackt und Marmelade hergestellt“, so etwa 300 oder 400 Gläser wie Trefzger erklärte. Aufgrund der hohen Nachfrage seien es am Ende 800 Gläser geworden.

Meisterausbildung kostet

Der 69-Jährige hat einen Sohn und eine Tochter, die beide im Geschäft mithelfen, wenn sie gerufen werden. Beide haben aber kein Interesse, den Betrieb des Vaters fortzuführen. Sehr stolz ist der Senior, dass er einen erfolgreichen Betrieb aufbauen konnte ohne dass er eine Filiale gegründet hat. „Das musst du erst einmal schaffen.“ Bennet Scheibler sagte, es sei eine finanzielle Herausforderung, nach der Ausbildung auch noch den Meister zu machen, weil man nicht so viel Geld habe, um die Fortbildung zu finanzieren. Er kündigte an, die „Scheiblerei“ in einigen Wochen noch mal schließen zu müssen, weil im Café ein neuer Boden und eine neue Theke eingebaut würden.

Scheibler will einiges anders machen als Trefzger: Er will dem Betrieb unter anderem digitalisieren. Einen Service-Roboter werde es aber nicht geben. „Man sollte kein Handwerk lernen, wenn man nicht beim Kunden ist.“

Tayfun Tok lobte den Mut von Bennet Scheibler. „Wir brauchen mehr Leute wie Sie“, sagte der Sprecher für Wirtschaftspolitik der Grünen-Landtagsfraktion.

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