Schopfheim „Historischer Personalwechsel“ im Rat

Werner Müller
Neu im Gemeinderat (v.l.): Rudolf Wasmer (Freie Wähler), Hans-Dieter Reif und Gregory Volpe (beide CDU), Dagmar Fuchs (Grüne), Roland Blum (Freie Wähler), Samira Böhmisch (SPD), Michael Böhler (CDU), Tjorven Walkenhorst, Simon Merschhemke (beide Grüne) und Christian Hank (Freie Wähler) Foto: Werner Müller

Neun Stadträte mit insgesamt 145 Jahren kommunalpolitischer Erfahrung machen Platz für ihre Nachfolger.

Großes Stühlerücken im Stadtparlament: Der jüngsten Sitzung des Gemeinderats haftete nach den Worten von Bürgermeister Dirk Harscher fast etwas „Historisches“ an. Nahmen doch auf einen Schlag neun zum Teil langjährige Stadträte Abschied aus dem Gremium und machten Platz für ihre Nachfolger, die sich nach der feierlichen Verpflichtung postwendend an die Arbeit machten.

Zusammen 145 Jahre im Gremien-Dienst

So ein „großer Austausch“ sei nicht alltäglich, betonte das Stadtoberhaupt – der personelle Wechsel am Ratstisch betreffe immerhin eine Größenordnung von 40 Prozent aller Mandate. Die scheidenden Räte hätten ihr Ehrenamt zusammengerechnet 145 Jahre ausgeübt – im Schnitt seien dies ungefähr 16 Jahre für jeden. Dafür habe jeder Einzelne „viel Schweiß und Herzblut“ geopfert, so der Bürgermeister. Im Laufe dieser vielen Jahre und Jahrzehnte seien unzählige Themen zu beraten gewesen, bei so mancher Diskussion sei es auch „hart zur Sache“ gegangen, wenngleich der Schlagabtausch wohl nicht mehr so oft auf der Tagesordnung stand wie in früheren Legislaturperioden.

Harscher dankt im Namen der Bürgerschaft

Bei der Ausübung ihres Ehrenamtes seien die scheidenden Räte nicht selten der Kritik ausgesetzt gewesen. „Mir ist es deshalb eine große Ehre, mich heute im Namen aller Bürger für Ihren langjährigen Einsatz zu bedanken“, sagte Harscher.

Bei der Verabschiedung überreichte der Bürgermeister den Silberdukaten der Stadt an Martina Hinrichs (SPD, vier Jahre im Gemeinderat); an Fabienne Kiefer (Unabhängige), Marianne Merschhemke (Grüne), Felix Straub (Grüne, alle jeweils fünf Jahre), an Mark Leimgruber (CDU, acht Jahre) sowie an Jürgen Fremd (Grüne, zehn Jahre).

Den Golddukaten gab es für Heidi Malnati (CDU), die 15 Jahre lang im Stadtparlament saß, mehrere Jahre lang als Fraktionsvorsitzende fungierte und ein „Gesicht des Gemeinderats“ gewesen sei, so der Bürgermeister. Den großen Golddukaten bekam Andreas Kiefer (Unabhängige), der dem Stadtparlament mit Unterbrechungen insgesamt 32 Jahre angehörte und dabei stets die „kritische Stimme“ verkörperte, so Harscher.

Foto: Werner Müller

„Große Golddukaten“für Zabel und Barnet

Mit dem großen Golddukaten und der Ehrennadel des Städtetags würdigte der Bürgermeister das „Riesenengagement“ von Marianne Zabel (CDU), die dem Stadtparlament ununterbrochen 30 Jahre angehörte, davon acht Jahre als Fraktionsvorsitzende. Sie war zudem zwei Mal Stimmenkönigin und mehrere Jahre lang ehrenamtliche Bürgermeister-Stellvertreterin.

Den großen Golddukaten und die Ehrennadel des Städtetags durfte auch Ernes Barnet (Grüne) zum Abschied mit nach Hause nehmen, der ebenfalls 30 Jahre am Stück im Stadtparlament verbrachte, davon acht Jahre als Fraktionssprecher der Grünen und zudem zehn Jahre als ehrenamtlicher Bürgermeister-Stellvertreter. „Mindestens 500 Sitzungen“ seien im Laufe dieser vielen Jahre zusammengekommen, rechnete das Stadtoberhaupt nach und würdigte den „sehr bürgernahen“ und „meinungsstarken“ Dauereinsatz von Ernes Barnet.

Im Zuge des Verabschiedungsreigens gab es auch noch eine Ehrung für Thomas Gsell: Der SPD-Stadtrat und erneute Stimmenkönig bei der diesjährigen Kommunalwahl erhielt vom Städtetag für 20-jährige Zugehörigkeit zum Gemeinderat das Verdienstabzeichen in Silber samt Urkunde.

Nachfolger nehmen am Ratstisch Platz

Auf den Abschied folgte prompt der Neuanfang: Während die verabschiedeten Stadträte in den Zuschauerreihen Platz nahmen, rückten ihre Nachfolger an den Ratstisch: Christian Hank, Roland Blum und Rudi Wasmer für die Freien Wähler, Michael Böhler, Hans-Dieter Reif und Gregory Volpe für die CDU, Dagmar Fuchs, Simon Merschhemke und Tjorven Walkenhorst für die Grünen sowie Samira Böhmisch für die SPD. Bürgermeister Dirk Harscher hieß die Nachfolger willkommen und verpflichtete sie formell auf ihr Ehrenamt.

Jugendausschuss abgeschafft

Und dann war für das neu formierte Stadtparlament schon die erste Entscheidung fällig: Eine deutliche Mehrheit aus Stadträten von CDU, Freien Wählern und SPD beschloss, den bisherigen Ausschuss für Jugend und Soziales nicht mehr ins Leben zu rufen. Gisela Schleith (Grüne) und Sven-Hendrik Wünsch (Freie Wäöhler) hatten davon zwar abgeraten, weil dieses Gremium das Einzige sei, in dem Juigendliche tatsächlich auch mitwirken und abstimmen können. Doch die Mehrheit sah es offenkundig so wie Hilde Pfeifer-Zäh, die argumentierte, Aufwand und Ertrag des besagten Gremiums hätten bislang in keinem Verhältnis gestanden. Sollte tatsächlich irgendwann dringender Bedarf bestehen, könne man den Ausschuss immer noch installieren.

Stellvertreter für Harscher benannt

Einvernehmlich und ohne große Diskussionen regelte das Gremium indes die Frage, wer Bürgermeister Dirk Harscher künftig ehrenamtlich vertreten soll, falls dessen hauptamtlicher Stellvertreter, Beigeordneter Thomas Schmitz, nicht zur Verfügung steht. Erster ehrenamtlicher Stellvertreter ist – wie bisher – Thomas Gsell (SPD), dann folgen Kai Horschig (Freie Wähler), Michael Böhler (CDU) und Dagmar Fuchs (Grüne).

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