Schopfheim Hochwasserschutz hat viele Facetten

Gudrun Gehr
Die künstliche Insel mit Seitenarm ist vom Hochwasser mitgeformt und verändert worden. Foto: Gudrun Gehr

Bei den Ausgleichsmaßnahmen für drei Schopfheimer Baugebiete ist es um die Ökologie der Kleinen Wiese und den Hochwasserschutz gegangen. Bei einer Besichtigungstour konnten die Bürger die Projekte kennenlernen.

Für die seit 2011 bestehenden Baugebiete „Im Loh Nord“, „Im Lus West“ und „Im Lus VII“ hatte die Stadt Schopfheim Ausgleichsmaßnahmen an der Kleinen Wiese zu realisieren. Nun wurden die Bürger eingeladen, die bislang erstellten Projekte an der Kleinen Wiese zu besuchen.

Von Seiten der Stadt referierte Remko Brouwer vom Tiefbauamt gemeinsam mit Planer Christoph Schmidt von Pro-Eco-Umweltplanung und Andreas Tröndle vom Hochwasserschutz des Landratsamts Lörrach. Zur Besichtigungstour mit festem Schuhwerk fanden sich 15 Bürger sowie Vertreter des Ortschaftsrats Langenau ein.

Räte fühlen sich nicht ausreichend informiert

Kritik der Räte

Insbesondere die Räte kritisierten, bisher nicht ausreichend zum Hochwasserschutz informiert worden zu sein, zumal sie bei den Bürgern Rede und Antwort stehen müssten. An drei Stationen entlang der Kleinen Wiese vermittelten die Projektentwickler die Hintergründe über die bisher umgesetzten Maßnahmen. Dabei seien gewässerökologische Aufwertungsmaßnahmen Hand in Hand mit dem Hochwasserschutz gegangen.

Wichtiger Biotopverbund

Die erste Präsentation fand im Unterholz gegenüber des Hundesportplatzes an der Kleinen Wiese satt und war für Ortsunkundige kaum auffindbar. An dieser Stelle wurde vor rund zehn Jahren eine Insel in die Kleine Wiese eingesetzt, die zwischenzeitlich vom Hochwasser verändert wurde.

Fokus auf Artenvielfalt

Umweltplaner Christoph Schmidt sagte, dass die Maßnahme einen wichtigen Beitrag zur Strömungsvielfalt leistet. Auf der hergestellten Flutmulde am Ufer und auf der Insel befinden sich Erlen und Weiden. Diese seien wichtige Wurzelkonkurrenten für den Japanknöterich, einem Neophyt der rasch wächst und die heimische Pflanzenwelt verdrängt.

Foto: Gudrun Gehr

Keine Monotonie aufkommen lassen

„Wichtig ist es, im und am Gewässer keine Monotonie aufkommen zu lassen“, erklärte Schmidt. Die Insel innerhalb des rund 5000 Quadratmeter großen Areals ist kaum vom Japanknöterich bewachsen, was eine gewässerökologische Aufwertung bedeute. „Auch Hochwasser hat seine positiven Seiten bei der Entwicklung einer wichtigen Gewässerdynamik“, sagte der Umweltplaner. Wesentlich sei der Biotopverbund. Betrachtet werden müsse die Strecke von Neuenweg bis zur Flussmündung in Basel. Nur punktuelle Aufwertungen seien sinnlos.

Neophyten bekämpfen

An einer weiteren Station im südlichen Teil des Gewanns „Steinen“ in Höhe der Löwenzahlhalle war in der Kleinen Wiese eine hochwasserrelevante geschaffene Insel zu sehen. Zum Bachlauf wurde ein Seitenkanal installiert und mit einem Nebengewässer strukturell verändert. Das Nebengewässer dient als Warmwasserbereich für Fischbrutgewässer. Die „Fischfauna“ wird insoweit mit einem Rücklauf gestärkt. Auch dort gelte es, die Neophyten zu bekämpfen. Die einzige Chance dazu sei, eine wirksame Wurzelkonkurrenz sowie eine Weidenspreitlage, eine Uferböschung aus lebendigem Material, zu schaffen und zu beschatten.

Nadelöhr bei Hochwasser

Wo der natürliche Bewuchs fehlt, auch wegen der Verdrängung durch Neophyten, seien Hochwasserschäden häufiger zu sehen. Die Wurzeln des Japanknöterichs griffen rund sechs Meter tief und entwickelten bis zu 15 Atü Überdruck zur Überwindung von Hindernissen. In der dahinter gelegenen Wiese mit rund vier Hektar Fläche plant man die Ansiedelung von seltenen Braunkehlchen.

Hochwasserschutz im breiten Tal vor Langenau schwierig

Die dritte Station führte zum Nadelöhr des Langenauer Hochwasserschutzes, der Brücke in der Fabrikstraße. Ein hochwassergerechter Ausbau der Brücke zum Gewerbegebiet sei weder in der Höhe noch in der Breite machbar. Mit der Ausgleichsmaßnahme bei der ehemaligen Firma Arlington Socks sei das Wasser bei Hochwasser schneller zu „entfernen“. Die Ausgleichsmaßnahme sei dort allerdings nicht ausreichend, sollte es zu einem Jahrhunderthochwasser kommen.

Das alte Bachbett ist an dieser Stelle in einen Kraftwerkskanal verlegt worden, um das Ufer neu zu gestalten. Es wurden Steine, Buhnen und „Krainerwände“ als Stützwände verbaut, um die Brücke zu entlasten. Auch Weidenspreitlagen befinden sich dort. Angedacht sind weiterhin Rückhaltebecken, die vor Langenau erstellt werden könnten.

Schwieriger Schutz

„Der Hochwasserschutz ist im breiten Tal vor Langenau sehr schwierig“, sagte Schmidt. Der Druck des vergangenen Jahrhunderthochwassers der Kleinen Wiese betrug 70 Kubikmeter pro Sekunde. „Dort kommen pro Sekunde riesige Wassermassen ins Tal. Da kann man sich kaum vorstellen, wie viele Rückhaltebecken dort bereit gestellt werden müssten, um dieser Massen Herr zu werden“, erklärte er.

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