Schopfheim „Immer noch eine ruhige Hand“

Markgräfler Tagblatt

Jubilar: Ehrenbürger Günter Zabel feiert heute seinen 75. Geburtstag / Chirurg mit Haut und Haaren

Die Chirurgie ist sein Leben. Schon als Schüler faszinierte sie ihn derart, dass er an Wochenenden, wenn die Klassenkameraden faulenzten, im Krankenhaus aushalf und selig war, wenn er mal in den Operationssaal spicken durfte. Das ist zeitlebens so geblieben bei Günter Zabel, der heute seinen 75. Geburtstag feiert.

Von Werner Müller

Schopfheim . Der langjährige Chefarzt des Kreiskrankenhauses und Ehrenbürger der Stadt Schopfheim mag denn auch im fortgeschrittenen Alter das Skalpell noch nicht endgültig aus der Hand legen. Der weit über die Stadtgrenzen hinaus geschätzte Hand- und Plastische Chirurg operiert ein- bis zweimal in der Woche als „Aushilfe“ im Eli in Lörrach. „Ich habe immer noch eine ruhige Hand und ein gutes Auge“, freut sich der Jubilar über diese „Gabe“, wohl wissend, dass sie – wie das Leben insgesamt – nicht zeitlos ist.

So tastet sich Günter Zabel, der vor neun Jahren seinen Chefarztkittel am Schopfheimer Krankenhaus an den Nagel hing, allmählich an den endgültigen Ruhestand heran – wenn auch in kleinen Trippelschritten.

Das betrifft vor allem sein großes Herzensanliegen -– die weltweiten OP-Einsätze für Interplast Germany. Über 30 Jahren lang opferte Zabel einen Großteil seines Urlaubs, um in Asien, Afrika oder Südamerika unter schwierigsten äußeren Bedingungen den Ärmsten der Armen mit seiner chirurgischen Kunst zu helfen und ihnen ein Stück Lebensqualität zurückzugeben. Gut 50 Mal operierte er im Regenwald oder und in entlegenen Bergregionen Brandnarben und Gaumenspalten, Kriegsverletzungen und Geschwüre.

Doch mit diesen auch gesundheitlich belastenden Strapazen ist jetzt Schluss. „Ich beschränke mich auf Schreibtischarbeit und organisiere die OP-Einsätze“, so Günter Zabel. Erst vor kurzem habe er ein Team beim Aufbruch nach Vietnam an den Flughafen begleitet und gemerkt: „Das wär nix mehr für mich“.

Das war für ihn durchaus ein „Schlüsselerlebnis“, wie er einräumt. Grundsätzlich stellt er denn auch fest, dass sogar ihm, der einen Wochenendtrip nach Stuttgart schon mal nutzte, um in der Kinderklinik des Olga-Krankenhauses kurzerhand einen Tag zu hospitieren, das „Loslassen überraschend gut gelingt.“

Das gilt auch für sein Engagement in der Flüchtlingsarbeit. Günter Zabel kümmerte sich in der Gemeinschaftsunterkunft in Fahrnau ehrenamtlich um die medizinische Betreuung der Bewohner. Da alle Flüchtlinge mittlerweile eine reguläre Krankenversicherungskarte besitzen, hat sich diese Aufgabe erledigt.

Und auch bei seinen chirurgischen Teilzeiteinsätzen am „Eli“ zeichnet sich für Günter Zabel allmählich ein Ende ab. Für sich persönlich hat er sich jedenfalls schon eine Frist gesetzt.

Auf die Zielgerade biegt der Jubilar auch in Bezug auf seine kommunalpolitische Laufbahn ein. Nach insgesamt 25 Jahren im Kreistag wird der CDU-Kreisrat bei der Wahl im kommenden Jahr wohl den Jüngeren den Vortritt lassen.

„So bricht von den Säulen meines Lebens eine nach der anderen weg“, resümiert der Chirurg, der jeden einzelnen Abschnitt „bewusst beenden“ will, in seiner typisch nüchternen Art.

Für Wehmut ist in seiner Bilanz denn auch kein Platz: „Ich habe nie das Gefühl gehabt, in meinem Leben irgendetwas verpasst zu haben“, so der Chirurg aus Leidenschaft. Er habe, im Gegenteil, „alles erreicht“, was er sich vorgenommen habe.

Dass ihn die Stadt ob seiner Verdienste zum Ehrenbürger ernannte und dass er für seine Interplast-Einsätze 2003 das Bundesverdienstkreuz verliehen bekam, hat Günter Zabel – in aller Bescheidenheit – denn auch „sehr gefreut“.

Mittlerweile lernt er, der sich ein Leben lang mit Haut und Haaren der Chirurgie und seinen Patienten verschrieben hatte, sogar die Annehmlichkeiten des Ruhestands zu schätzen.

„Wir haben angefangen, als Familie zu leben“, wundert sich Günter Zabel ein wenig über sich selbst und seine neu gewonnene Freiheit – ohne Piepser und Rufbereitschaft, dafür aber mit dem Vergnügen, gemeinsam mit Ehefrau Marianne auf Reisen zu gehen und Konzerte zu besuchen.

Günter Zabel: geboren 1943 in Radolfzell, Abitur und Studium der Medizin in Essen

1976 Facharzt für Chirurgie

1981 bis 2009 Chefarzt für Hand- und Plastische Chirurgie am Krankenhaus Schopfheim

seit 1987 über 50 Auslandseinsätze für Interplast Germany

Kreisrat für die CDU seit 1994

2003 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes

2009 Verleihung der Albert-Fraenkel-Medaille durch die Ärztekammer

2014 Ehrenbürger der Stadt Schopfheim

2018 Ehrenmitglied von Interplast Germany (gemeinsam mit Ehefrau Marianne Zabel)

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