Schopfheim Immer schön „ uf em Teppich bliibe“

Markgräfler Tagblatt
Der neue Statthalter „Frank (Pfeiffer) us d`Hanfi“ lud Burgi Nitz zwecks arbeitstechnischem Erkenntnisgewinn zum Werkstattputzen ein. Fotos: Anja Bertsch Foto: Markgräfler Tagblatt

Fasnachtsauftakt: Statthalter „Frank (Pfeiffer) us de Hanfi“ regiert / „D` Namelose“ im Schlumpf-Outfit

Von Anja Bertsch

„Dient des bloß nit übertriibe, au ihr miend uf em Teppich bliibe“: Mit mahnenden Mottoworten startet die Schopfheimer Fasnacht in die kommende Kampagne. Ins närrische Werk gesetzt wird diese Devise durch den neuen Statthalter „Frank (Pfeiffer) us d`Hanfi“.

Schopfheim. Gelüftet wurden diese streng vertraulichen Narrengeheimnisse am Samstag bei einer Fasnachtseröffnung, die auch ansonsten einige Überraschungen bereit hielt: Eine Horde finster dreinblickender Schlümpfe in musikalischer Mission, Partystimmung im ehrwürdigen Ratssaal und eine Druggede, wie sie in und ums Rathaus zu weltlich-politischen Anlässen sicher noch kaum gesehen ward: Die Fasnachtsausgrabung am 11.11. gab einen Vorgeschmack auf die kommende Kampagne, die nach Ankündigung der Narrenzunft einige Neuerungen parat halten soll.

Nicht jede Überraschung an diesem Abend freilich war geplant: Das miese Wetter hatte den Narren einen Strich durch die Rechnung gemacht, so dass man sich kurzfristig entschloss, für die Fasnachtseröffnung Unterschlupf im Rathaus zu suchen, statt den närrischen Auftakt wie gewohnt rund um den Kronenbrunnen zu veranstalten.

Immerhin: Der Auma-Zinken brachte die Hurlibaus-Kanone drunten vorm Rathaus trotz der Nässe zum Feuern, und so wurde die Fasnacht wie es sich gehört durch elf dröhnende Böllerschüsse eröffnet, die Boden und Wände im Ratssaal ordentlich erzittern ließen.

„Achtung, gli wird`s no ne weng völler“, hatte Oberzunftmeister Hanspeter Meyer die Zuschauer im Ratssaal in seiner Begrüßung eben noch gewarnt, da war`s auch schon gesehen: Clique um Clique und Häs um Häs drängten die Fasächtler für den traditionellen Einmarsch zum Takt der Aruba-Musik in den Ratsaal und stürmten den Herrschaftssitz der weltlichen Macht damit dieses mal nicht bloß symbolisch, sondern ganz in echt: Voll, völler, übervoll. Und eigentlich war kaum noch Luft für den ersten Überraschungsauftritt des Abends: Die Guggemusik „D`′Namelose“ in ihrem bis dato streng geheim-gehüteten neuen Häs. Irgendwie – vor allem dank des Rückzugs etlicher Narren in die luftigere Partyzone unter den Rathausarkaden – klappte es dann doch: Umjubelter Auftritt für eine trommelnde, trötende und tschäddernde Schlumpffamilie mitsamt Papa Schlumpf, etlichen Schlumpfinen und einem grimmig dreinblicken Gargamel plus Katzenbiest Azrael als Dirigent vorweg. Und siehe da: Mit dem Schlumpflied präsentierten die neu-gewandeten „Namelose“ denn auch gleich die standesgemäße Erweiterung ihres Repertoires.

„Müsli“ Klaus Strauß ließ es sich nicht nehmen, den Oberen in der Stadtverwaltung und den Ganz-Oberen an der Spree bei der Verkündung des Fasnachtsmottos in seinem Prolog kräftig auf die Finger zu klopfen. Die Devise „Dient des bloß nit übertriibe, au ihr miend uf em Teppich bliibe“ eignete sich bestens, um in spitzzüngigen Reimen nach hier und dort auszuteilen – durchaus auch mal ein vergiftetes Lob: „Z` Schopfe sind d`′Brandstifter jo so nett, si zünzerle dört, wo`s d`′Stadt gern hätt“, reimte Müsli mit Blick auf den Brand im Uehlin-Areal. Spott gab`s hingegen für die Bemühungen der Stadt, der Krähenplage im Stadtpark mit einer „Art Attackestrategie“ Herr zu werden: „Ehnder lacht so e Grabb sich tot, bevor er freiwillig usem Kym-Garte goht.“ Dem Kultur-Burgi verpasste er einen Satz heißer Ohren: „Im Falle eines Falles – Summersound goht über alles“, reimte Müsli angesichts der erneuten Terminkollission mit dem Rettichfest seines Städtlizinke.

Mit Frank Pfeiffer regiert in diesem Jahr ein gestandener Fasnächtler – und macht sich die Versöhnung des in den vergangene Jahren von Missstimmungen geplagten Schopfheimer Narrenvolkes zur Mission: „Was war, des war un isch vorbei. Nur wenn alli Schopfemer Narre zämme stöhn, wird unseri Fasnacht wieder schön. Drum ruef ich alli alde und junge Narre uff: Chömmet, machet mit un sin nümi muff.“ Erst einmal im Schwung, erweiterte der neue Statthalter – immerhin selbst „e zuezogne Wiechser“ – die Einladung auch gleich noch in Richtung Wiechser Buuerefasnächtler: Die haben ihre Fasnacht wegen Hallenmangels gerade abgesagt – sollen jetzt aber, so′es nach Statthalter Frank geht, sich schleunigst trotzdem an den Wagenbau machen und beim Schopfheimer Umzug mitlaufen: „Des wär für d`Fasnacht e Sensation und e Beitrag für glungeni Integration“.

Dem für die Schlüsselübergabe parat stehenden Bürgermeister machte der neue Statthalter einen dicken Strich durch die Rechnungen: „Du glaubsch doch nit, dass ich im Rothuus öbbis schaff und mach. Nei nei, des isch un bliibt allei dini Sach“, stellte „Frank us d`Hanfi“ klar – und verdonnerte Christof Nitz im selben Atemzug zur Fortbildung in des Statthalters eigenen Werkstatt-Diensten: „Mini Lüt werde dir mol richdig d`′Flügel stutze. Du chunsch nämlich mol d` Werkstatt putze. Dört lernsch du Sache, die sin ganz wichtig – dann lauft′s hinterher au im Rothuus wider richtig.“ „Herzlich gerne“, nahm Nitz die Einladung an und zeigte sich von der Feierlaune in Ratssaal angetan: „So viel Musik und Stimmung war noch nie.“

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