Ich hatte schon Kontakt mit Pfarrerin Weber-Ernst, die die Pfarrstelle in Gersbach verwaltet hat, und mit Pfarrer Schmitthenner, der das in Fahrnau gemacht hat. Auch Diakonin Uschi Schmitthenner und Pfarrer Tilgner habe ich kennengelernt.
Frage: Wie sieht es mit der Ökumene aus?
Ohne Ökumene geht es nicht, das ist eine Selbstverständlichkeit. Ende August werde ich eine Begegnung mit Pfarrer Latzel haben, da eine ökumenische Trauung ansteht.
Frage: Was ist Ihnen besonders wichtig bei der Ausübung Ihres Amts?
Mir liegt sehr am Herzen, Gottesdienst zu feiern. Und zwar in dem Sinne, dass es nicht einfach nur etwas wie eine Lehrveranstaltung ist, wie Unterricht, sondern dass da Menschen sind, die zusammen erleben, wie gut es tut zu glauben, wie gut es tut, Gott in Verbindung zu einem selbst zu sehen, Gott als Begleiter des Lebens zu wissen. Da bietet der Gottesdienst als Kulturform sehr viele Möglichkeiten, zum Beispiel durch die Musik, das Miteinander und durch Gebete, die versuchen können, den Menschen zur Ruhe und zu den wesentlichen Themen des Lebens zu führen. Der Mensch ist Mensch, wo er auch lebt. Viele wesentliche Fragen des Lebens werden einen immer berühren. Etwa das Älterwerden, Kinder kriegen, die Einteilung der Lebenszeit.
Frage: Ist es das, was Sie seinerzeit bewogen hat, Pfarrerin werden zu wollen?
Damals war es eher die Lust an der Erkenntnis, die Begeisterung für die Bibel, die Texte, die zuerst sehr fremd sind und dann so nahe kommen können, und schon auch die Fragen, warum ist alles so, wie es ist, und was kann man berechtigterweise über Gott sagen.
Frage: Hatten Sie nie eine Glaubenskrise?
Doch, natürlich, und nicht nur eine! Der Zweifel ist die zweite Seite der Medaille. Der Glaube muss sich immer bewähren. Glaube heißt ja Vertrauen! Wenn man in Situationen kommt, in denen man sich wirklich auf nichts anderes mehr verlassen kann als auf den Glauben, zum Beispiel beim Thema Tod, wenn Beziehungen in die Brüche gehen oder beim Scheitern im Beruf, dann kann man sagen, trotzdem gebe ich nicht auf, und man kann alles in Gottes Hand legen. Aber so ein Vertrauen ist eben manchmal sehr schwer.
Frage: Haben Sie schon neue Pläne für Ihre Amtszeit hier?
Ich habe ja schon gesagt, dass ich große Lust am Feiern von Gottesdiensten habe. In der gesamten badischen Landeskirche wird zum 1. Advent ein neues Liederheft eingeführt - der Anhang ’18. Das auf gute Weise bekannt zu machen, das Sing-Spektrum zu erweitern, ohne die schönen alten Gemeindelieder ad acta zu legen, da würde ich gerne daran mitarbeiten. Im übrigen: Die Pfarrerin ist ja nicht die Chefin einer Gemeinde, sondern ich bin Teil von zwei Kirchengemeinderäten. Wenn wir etwas Neues machen, dann heißt das, dass wir gemeinsam die Ziele festlegen.
Die Suche nach dem richtigen Leben ist mir auch wichtig: Nachhaltigkeit, Umwelt, verantwortungsvoller Konsum und gesellschaftlicher Friede. Das Große bildet sich im Kleinen ab, jeder ist Teil davon - das heißt für mich Globalisierung. Und das heißt auch: Jeder kann etwas bewirken!
Ulrike Krumm, Jahrgang 1963, kommt ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen. Sie wurde in Essen geboren, zog aber schon als Jugendliche nach Karlsruhe. Ihr Theologiestudium absolvierte sie in Tübingen, Durham (England), Münster in Westfalen und Heidelberg. Anschließend war sie drei Jahre als Assisstentin an der Uni Erlangen für das Fach Neue Kirchengeschichte tätig. Ihr Vikariat absolvierte sie in Karlsruhe, Maulburg und Villingen, wo sie auch auf ihre erste Pfarrstelle berufen wurde. 2004 übernahm Ulrike Krumm die Pfarrstelle an der Luthergemeinde in Karlsruhe.
Seit dem 1. August 2018 ist sie Pfarrerin für die Kirchengemeinden Fahrnau-Kürnberg und Gersbach und damit Nachfolgerin von Pfarrer Ströble, der 2016 an einen neuen Ort wechselte; seitdem war die Pfarrstelle vakant. Ulrike Krumm ist Mutter dreier erwachsener Kinder und unter anderem begeisterte Radlerin.
Die offizielle Amtseinführung von Pfarrerin Ulrike Krumm ist am Samstag, 29. September, in Gersbach und am Sonntag, 30. September, in Fahrnau. Beide Gottesdienste beginnen um 18 Uhr.