Schopfheim „Jeder kann etwas bewirken“

Markgräfler Tagblatt

Evangelische Kirchengemeinde: Ulrike Krumm ist neue Pfarrerin für Fahrnau, Kürnberg und Gersbach

Sie ist neu in der Gemeinde und hatte am vergangenen Sonntag gleich einen ganz besonderen Part zu erfüllen. Ulrike Krumm, Pfarrerin für die Kirchengemeinden Fahrnau-Kürnberg und Gersbach, predigte beim Gottesdienst im Rahmen des Dreyland-Bluesfestivals - in dessen Verlauf sie gleich fünf Kinder taufte.

Schopfheim. Unsere Redakteurin Petra Martin befragte die evangelische Pfarrerin, die zuletzt Seelsorgerin in Karlsruhe war und zu Monatsbeginn ihr Amt in Schopfheim angetreten hat.

Frage: Frau Krumm, was hat Sie gereizt, von Karlsruhe hierher - zu gleich zwei Kirchengemeinden - zu wechseln?

Pfarrerinnen und Pfarrer haben einerseits die Pflicht zu wechseln, andererseits hat es mich gereizt, noch einmal einen ganz anderen Kontext kennenzulernen. Drei Predigtorte, Fahrnau, Kürnberg und Gersbach, zwei ganz verschiedene, unabhängige Gemeinden, die beides selbstständige Kirchengemeinden sind, das ist noch mal ganz was anderes. Außerdem liebe ich die Natur über alles, und mit den Jahren merke ich immer mehr, wie sehr mir das etwas bedeutet.

Und es gibt noch einen anderen Aspekt: In kleineren Kommunen ist manchmal mehr Nähe zwischen Kirche und Kommune möglich. In der Bibel steht: Suchet der Stadt Bestes. Es geht darum, sich gemeinsam für das Wohlergehen der Menschen einzusetzen. Dies sehe ich auch im Zusammenhang mit den Vereinen so, die für bestimmte Werte einstehen und das Leben gestalten.

In Fahrnau gibt es eine gute Zusammenarbeit zwischen der Kirchengemeinde und den Menschen in den Vereinen. Man kommt aus verschiedenen Richtungen, kann aber gleiche Ziele verfolgen. St. Agathe ist auch als Kulturzentrum prägend. Ich freue mich schon auf den Dorfherbst.

Auch Kürnberg und Gersbach sind wunderschöne Orte. In Kürnberg scheinen sich alle Menschen zu duzen! Ich bin sehr gespannt auf den Gottesdienst im alten Schulhaus in Kürnberg. Und ich interessiere mich sehr für Geschichte. Wenn man die Geschichte eines Ortes kennt, kann man auch den Ort selber besser verstehen. Es ist ja eine absolut geschichtsträchtige Landschaft hier - in Gersbach sogar mit Alpensicht.

Frage: Hatten Sie schon Kontakt zu Ihren evangelischen Amtskollegen?

Ich hatte schon Kontakt mit Pfarrerin Weber-Ernst, die die Pfarrstelle in Gersbach verwaltet hat, und mit Pfarrer Schmitthenner, der das in Fahrnau gemacht hat. Auch Diakonin Uschi Schmitthenner und Pfarrer Tilgner habe ich kennengelernt.

Frage: Wie sieht es mit der Ökumene aus?

Ohne Ökumene geht es nicht, das ist eine Selbstverständlichkeit. Ende August werde ich eine Begegnung mit Pfarrer Latzel haben, da eine ökumenische Trauung ansteht.

Frage: Was ist Ihnen besonders wichtig bei der Ausübung Ihres Amts?

Mir liegt sehr am Herzen, Gottesdienst zu feiern. Und zwar in dem Sinne, dass es nicht einfach nur etwas wie eine Lehrveranstaltung ist, wie Unterricht, sondern dass da Menschen sind, die zusammen erleben, wie gut es tut zu glauben, wie gut es tut, Gott in Verbindung zu einem selbst zu sehen, Gott als Begleiter des Lebens zu wissen. Da bietet der Gottesdienst als Kulturform sehr viele Möglichkeiten, zum Beispiel durch die Musik, das Miteinander und durch Gebete, die versuchen können, den Menschen zur Ruhe und zu den wesentlichen Themen des Lebens zu führen. Der Mensch ist Mensch, wo er auch lebt. Viele wesentliche Fragen des Lebens werden einen immer berühren. Etwa das Älterwerden, Kinder kriegen, die Einteilung der Lebenszeit.

Frage: Ist es das, was Sie seinerzeit bewogen hat, Pfarrerin werden zu wollen?

Damals war es eher die Lust an der Erkenntnis, die Begeisterung für die Bibel, die Texte, die zuerst sehr fremd sind und dann so nahe kommen können, und schon auch die Fragen, warum ist alles so, wie es ist, und was kann man berechtigterweise über Gott sagen.

Frage: Hatten Sie nie eine Glaubenskrise?

Doch, natürlich, und nicht nur eine! Der Zweifel ist die zweite Seite der Medaille. Der Glaube muss sich immer bewähren. Glaube heißt ja Vertrauen! Wenn man in Situationen kommt, in denen man sich wirklich auf nichts anderes mehr verlassen kann als auf den Glauben, zum Beispiel beim Thema Tod, wenn Beziehungen in die Brüche gehen oder beim Scheitern im Beruf, dann kann man sagen, trotzdem gebe ich nicht auf, und man kann alles in Gottes Hand legen. Aber so ein Vertrauen ist eben manchmal sehr schwer.

Frage: Haben Sie schon neue Pläne für Ihre Amtszeit hier?

Ich habe ja schon gesagt, dass ich große Lust am Feiern von Gottesdiensten habe. In der gesamten badischen Landeskirche wird zum 1. Advent ein neues Liederheft eingeführt - der Anhang ’18. Das auf gute Weise bekannt zu machen, das Sing-Spektrum zu erweitern, ohne die schönen alten Gemeindelieder ad acta zu legen, da würde ich gerne daran mitarbeiten. Im übrigen: Die Pfarrerin ist ja nicht die Chefin einer Gemeinde, sondern ich bin Teil von zwei Kirchengemeinderäten. Wenn wir etwas Neues machen, dann heißt das, dass wir gemeinsam die Ziele festlegen.

Die Suche nach dem richtigen Leben ist mir auch wichtig: Nachhaltigkeit, Umwelt, verantwortungsvoller Konsum und gesellschaftlicher Friede. Das Große bildet sich im Kleinen ab, jeder ist Teil davon - das heißt für mich Globalisierung. Und das heißt auch: Jeder kann etwas bewirken!

Ulrike Krumm, Jahrgang 1963, kommt ursprünglich aus Nordrhein-Westfalen. Sie wurde in Essen geboren, zog aber schon als Jugendliche nach Karlsruhe. Ihr Theologiestudium absolvierte sie in Tübingen, Durham (England), Münster in Westfalen und Heidelberg. Anschließend war sie drei Jahre als Assisstentin an der Uni Erlangen für das Fach Neue Kirchengeschichte tätig. Ihr Vikariat absolvierte sie in Karlsruhe, Maulburg und Villingen, wo sie auch auf ihre erste Pfarrstelle berufen wurde. 2004 übernahm Ulrike Krumm die Pfarrstelle an der Luthergemeinde in Karlsruhe.

Seit dem 1. August 2018 ist sie Pfarrerin für die Kirchengemeinden Fahrnau-Kürnberg und Gersbach und damit Nachfolgerin von Pfarrer Ströble, der 2016 an einen neuen Ort wechselte; seitdem war die Pfarrstelle vakant. Ulrike Krumm ist Mutter dreier erwachsener Kinder und unter anderem begeisterte Radlerin.

Die offizielle Amtseinführung von Pfarrerin Ulrike Krumm ist am Samstag, 29. September, in Gersbach und am Sonntag, 30. September, in Fahrnau. Beide Gottesdienste beginnen um 18 Uhr.

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