Schopfheim „Jedes Opfer verdient Gedenken“

Markgräfler Tagblatt

Volkstrauertag: Bürgermeister wirbt mit eindringlichen Worten für Frieden und historische Verantwortung

„Nur wer sich an die Vergangenheit erinnert, kann etwas für die Zukunft lernen“: Bürgermeister Dirk Harscher warb gestern mit eindringlichen Worten dafür, im Volkstrauertag mehr als einen bloß „formalen Akt“ zu sehen.

Von Werner Müller

Schopfheim-Fahrnau . Bei der zentralen Gedenkfeier auf dem Friedhof in Fahrnau erinnerte das Stadtoberhaupt daran, dass vor allem die jüngeren Generationen mit den Schrecken des Krieges und der Gewaltherrschaft nicht mehr viel anfangen könne. Trauer sei hauptsächlich etwas Persönliches, Bezüge zu den Toten der beiden Weltkriege herzustellen, falle vielen heute zunehmend schwerer.

Dabei, so Harscher, verdiene es „jedes Opfer, dass wir seiner gedenken“, auch damit sich die Fehler der Vergangenheit niemals wiederholen. Gerade heutzutage, da „rechte politische Kräfte“ versuchten, die „dunklen Kapitel“ der deutschen Geschichte zu relativieren, sei die Erinnerung um so wichtiger.

Harscher rief die 55 Millionen des Zweiten Weltkriegs in Erinnerung, darunter auch die sechs Millionen von den Deutschen ermordeten Juden, 200 000 Sinti und Roma sowie 300 000 geistig oder körperlich behinderte Menschen.

„Diese erschreckenden Zahlen allein erreichen unsere Herzen nicht“, meinte er. Deshalb sei es wichtig daran zu denken, dass hinter jeder einzelnen Zahl ein menschliches Schicksal stecke.

„Friede ist nicht selbstverständlich, Freiheit und Demokratie ebenso wenig“, mahnte der Bürgermeister. Es brauche Menschen, die sie bewahren, schützen und stärken.

In diesen Tagen machten die vielen Flüchtlinge, die in Deutschland Zuflucht suchten, deutlich, welch großes Leid nach wie vor von Krieg und Terror ausgehe. Auch deshalb habe der Volkstrauertag einen „hohen Stellenwert“.

Harscher ging in seiner Ansprach besonders auf das deutsch-polnische Verhältnis und die Aussöhnung beider Länder ein. Mit dem Überfall auf das Nachbarland habe nicht nur der Zweite Weltkrieg begonnen, sondern auch die deutsche Besatzung, eine „Schreckensherrschaft“, die „unvorstellbares Leid“ über Polen gebracht habe – mit Plünderung, Vertreibung, Massakern, den Gettos für die Juden und den berüchtigten Vernichtungslagern wie Auschwitz und Treblinka. Für die Deutschen sei das Eingeständnis der Schuld ein „schmerzhafter Prozess“ gewesen, so das Stadtoberhaupt. Aber diese Aufarbeitung der Nazi-Zeit sei „keine Schande“, sondern vielmehr ein Grund stolz zu sein.

Für die zurückliegenden 74 Jahre Frieden in Europa könne man nicht „dankbar genug sein“. Daran geknüpft sei indes die Verantwortung, sich für Frieden in anderen Ländern dieser Erde einzusetzen.

„Wir dürfen die Hoffnung auf eine bessere Welt nicht aufgeben“, schloss Harscher. Denn diese sei der „Schlüssel für eine bessere Zukunft“.

Nach der Gedenkstunde in der Kapelle legten Bürgermeister Dirk Harscher sowie Vertreter von VdK und Kriegsgräberfürsorge auf dem Friedhof jeweils einen Kranz nieder.

Eine Abordnung des Musikvereins Fahrnau umrahmte die – allerdings nur mäßig besuchte – Feierstunde mit getragenen Weisen.

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