Schopfheim „Kaltes Herz“ berührt tief

Ines Bode
Uraufführung, die Zweite: Nach zwanzig Jahren wagte sich der Fahrnauer Musikverein mit dem „Glasmännchen“ erneut an eine Uraufführung. Foto: Ines Bode

Galakonzert: Musikverein Fahrnau brilliert bei Aufführung von Auftragskomposition

Eine Komposition in Auftrag zu geben, spricht für die Ambitionen eines Musikvereins, steht aber auch für eine besonders ehrgeizige Probenzeit. Im Fall des Musikvereins Fahrnau mündete dies am Samstag in der Stadthalle in einer grandiosen Galavorstellung.

Von Ines Bode

Schopfheim-Fahrnau. Nach einem großartigen Konzert löste sich die wochenlange Anspannung zum Ende des Abends endlich in Luft auf: Der „verrückte Holländer“ – eine augenzwinkernde Anspielung auf den Komponisten – habe seinen Teil beigetragen und die Arbeit habe sich gelohnt, rief ein aufgeräumter Benjamin Brenzinger in Richtung Publikum.

Glückliche Miene zeigte nicht nur der Vorsitzende, sondern auch die Dirigentin Céline Pellmont und nicht zuletzt Hardy Mertens, der holländische Notenschmied. Beim letzten Schliff der Generalprobe hatte er mitgefeilt, um nun auch der Uraufführung des „Glasmännchens“ beizuwohnen. Darüber hinaus übernahm er die Ansagen der eigenen Stücke. Es sollte sein Abend werden.

Einhundert Stücke hat Mertens geschrieben, in Singapur und Japan warb er schon für die Blasmusik, und in der Stadthalle schwärmte er vom Schwarzwald. So ergab es sich, dass die rund 200 Jahre alte Märchenfigur aus dem „Kalten Herz“ ins örtliche Rampenlicht rückte.

„Die Inspirationen fliegen einem um die Ohren“, tat Mertens kund, auf acht Leitmotive hinweisend, die das Treiben des klugen Zwergs beschreiben. Zudem sind Wünsche der Musiker eingeflossen, etwa Beharrlichkeit und das Miteinander.

All diese Komponenten enthielt das 15-minütige sinfonische Werk, bei dem einem die Wucht der Klänge schier überwältigte. Das Stück beeindruckte mit enormer Aussagekraft, das musikalisch jede erdenkliche Nuance der Figur erschloss. Oder anders ausgedrückt: Jede Minute war tief gesättigt von emotionalen Botschaften. Es fehlte an keiner Facette, sei es hinsichtlich des Tempos, der Abwechslung oder des Anspruchs überhaupt.

Für das Orchester war es hörbar ein Kraftakt, der mit einem brillantem Crescendo endete – belohnt vom Meister mit dem Fazit: „Was ein Orchester! Wunderbar! Ich bin stolz auf euch.“

Seinen Hang zur Komik tobte Mertens an einem weiteren „Männle“ aus: „Bam Bam“, Sohn der Geröllheimers aus dem Trickfilm-Klassiker „Flintstones“ war titelgebende Figur für den lebhaften Swing, der zum Schluss dafür sorgte, dass es das Publikum fast aus den Sesseln riss. In ihren Soli glänzten Elmar Straßburger am Saxophon und Dominik Hoyer am Schlagzeug.

Das Können der Fahrnauer spiegelte sich auch in Merstens Liebeserklärung an Sardinien und in seinem Ausflug in die Romantik. Den Menschen in der Ukraine schließlich war die „Suite Française“ von Darous Milhaud gewidmet, die 1946 erschien und die Kriegserlebnisse verarbeitete.

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