Schopfheim „Keinen Blankoscheck ausstellen“

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Gemeinderat: Rufbus-Einführung begrüßt / Entscheidung verschoben – erst sollen die Kosten auf den Tisch

Nichts übers Knie brechen will der Gemeinderat bei der Umstellung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) vom Citybus auf ein Rufbus-System. „Das Konzept klingt vernünftig und ist zukunftsorientiert“, lobte SPD-Stadträtin Teresa Bühler den neuen Plan des zuständigen Landratsamts. Aber ohne zu wissen, mit welchen Kosten die Stadt genau rechnen muss, sollte der Gemeinderat seine Zustimmung nicht geben.

Schopfheim (ma). Doris Munzig, Fachbereichsleiterin Verkehr beim Landratsamt Lörrach, hatte bei der ersten Ratssitzung nach der Sommerpause in der neuen Wiechser Halle die Nahverkehrsplanung detailliert vorgestellt. Zwar wird die Stadt den ÖPNV auch weiterhin fördern, doch Aufgabenträger ist nach einer EU-Verordnung der Landkreis, der das Vergabeverfahren leitet – auch für die bisherige Linie 9001, also den Citybus.

Das ist neu: Mobilität auf Nachfrage

Die Laufzeit der Genehmigung für den Citybus läuft 2024 aus, in jenem Jahr soll dann auch Betriebsstart für ein neues System, den Bus „on demand“, sein, der per App bestellt werden kann.

Während der Citybus nach einem festen Fahrplan fährt, könne künftig auf flexible Mobilität, die auf Nachfrage erfolge, gesetzt werden, erläuterte Doris Munzig. Würde es wie bisher weitergehen, so müsse die Stadt aufgrund höherer Sprit- und Personalkosten mit prognostizierten Kosten zwischen 122 500 und 157 000 Euro an Zuschüssen im Jahr rechnen – bislang seien es 44 500. Der Citybus fahre zudem nicht zu den Randzeiten und nicht am Sonntag, es würden nicht alle Ortsteile angefahren, und es gebe viele Leerfahrten.

Ein Rufbussystem, bei dem kleine E-Busse eingesetzt werden könnten, wäre in der Lage, in allen Ortsteilen die Zeiträume montags bis freitags zwischen 5 und 24 Uhr und samstags und sonntags zwischen 7 und 24 Uhr abzudecken, bei Bedarf auch häufiger. Je nach Ausgestaltung der Parameter, also den Faktoren, die die Stadt wünscht, und der Abrufquote gestalte sich der Kostenrahmen ähnlich wie bei einem klassischen Angebot, gegebenenfalls auch etwas günstiger, da der Rufbus nachfrageorientiert sei und Leerfahrten wegfielen.

Wie viele Fahrgäste soll der Rufbus aufnehmen?

Zu den Parametern, die die Stadt festlegen kann, gehört etwa die Entfernung, die der Fahrgast bis zum Erreichen des Busses zurücklegt (100 bis 200 Meter etwa; bislang beträgt die durchschnittliche Laufdistanz zur nächsten Bushaltestelle 400 Meter).

Weil der Rufbus auch mehrere Fahrgäste aufnehmen kann, die ein ähnliches Ziel haben, müsste auch festgelegt werden, bis zu wie viele Passagiere mit aufgenommen werden dürfen. Die Kosten hängen davon ab, welche Varianten die Stadt wählt. Ein Parameter ist auch die Zeit, die zwischen einer Sofort-Buchung und der Abholung vergehen darf. Diese kann zum Beispiel zwischen einer halben oder einer Stunde betragen. Abgesehen von einer Sofort-Buchung kann auch eine regelmäßige Abholung erfolgen. Zwei oder drei E-Busse könnten in der Stadt unterwegs sein und jeweils die nächstgelegenen Ziele ansteuern.

Ortsvorsteher Wilhelm Tholen begrüßte das neue Angebot, da Raitbach nicht vom Citybus angefahren werde. Thomas Gsell (SPD) sprach sich ebenfalls für das „zukunftsträchtige Konzept“ aus; allerdings wäre es besser, zunächst die Ausschreibung zu starten, um einen Überblick über die Kosten zu bekommen. Ernest Barnet (Grüne) hatte ebenfalls ein Problem damit, einen „Blankoscheck“ auszustellen; die Preise müssten im Vorfeld des Beschlusses klarer definiert sein. Thomas Kuri (CDU) bescheinigte dem „on demand“-Bus viel Potenzial, es sei die richtige Antwort auf die Fragen der Nahverkehrsplanung der Zukunft. Man könne ja klein anfangen und dann bei den Stellschrauben nachjustieren.

„Man kann jederzeit nachjustieren“

Benutzerfreundlicher als das bisherige System nannte Hildegard Pfeifer-Zäh (Freie Wähler) den Rufbus. Sie war aber wie Marianne Merschhemke (Grüne) ebenfalls für eine Änderung der Beschlussvorlage – also keine sofortige Zustimmung, sondern Offenlegung der Kosten der verschiedenen Varianten. „Nicht die Katze im Sack kaufen“, lautete schließlich auch Bürgermeister Harschers Meinung. „Wir brauchen Zahlen, Daten, Fakten.“

Rat will Zahlen, Daten, Fakten haben

Statt der Einführung des „On demand“-Angebots an Ort und Stelle zuzustimmen, sprach sich das Gremium bei einer Enthaltung für den von Fachbereichsleiter Thomas Spohn neu formulierten Beschlussvorschlag aus: Der Gemeinderat befürwortet die Überlegung der Einführung eines „On demand“-Angebots und beauftragt die Verwaltung, verschiedene Konzepte unter Berücksichtigung der entstehenden Kosten zu erarbeiten und dem Gemeinderat zur Entscheidung vorzulegen.

„Ohne Fahrpreissenkung nutzt der Rufbus wenig“

Ein neues Rufbussystem erscheine gut und schön – wichtig sei aber, die Preise zu senken, hatte im Vorfeld der Sitzung Hannes Schneider, Sprecher des Stadtseniorenrats, gefordert.

In Städten wie Freiburg, ja selbst im teuren Basel, koste das Ticket weniger als halb so viel wie in Schopfheim. Nur durch eine Preissenkung würde der Autoverkehr reduziert werden können, würde das Einkaufen attraktiver werden. „Den größten Mehrwert sollten die Senioren haben.“

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