Diese intelligenten und einfühlsamen Zwischenspiele, gedacht als Überleitungen und thematisch von Faurés Harmonik und Klängen inspiriert, waren etwas ganz Besonderes und Ungewöhnliches. Das Publikum erlebte im ersten Programmteil also einen wahren Zauber mit der perfekten Verschmelzung zwischen Stimme und Klavier, der sich in romantischen Heine- und Eichendorff-Vertonungen von Mendelssohn fortsetzte - zumal beide Künstler sich zum Medium der Texte und der Vertonungen machten.
Zum Höhepunkt nach der Pause wurden die fünf dramatischen „Wesendonck-Lieder“ („Der Engel“, „Stehe still“, „Im Treibhaus“, „Schmerzen“, „Träume“) von Richard Wagner auf Gedichte seiner Muse Mathilde Wesendonck. Die narkotisierende Kraft der Liebe übertrug sich direkt auf die Zuhörer. Marie-Claude Chappuis trug sie intensiv, ausdrucksstark, gefühlsbetont und mit stimmlicher Leuchtkraft vor, dabei eher lied- als opernhaft.
Das letzte Lied, die „Tristan“-Studie „Träume“, bettete sie in samtene Mezzofarben, vom Pianisten mit leise pochenden Herzschlag-Akkorden versehen. Die Klammer zum französischen Anfang war die erste Zugabe, die freundlich-gefällige Valse chantee „Les Chemins de l’amour“ von Francis Poulenc.