Schopfheim Kompaktes Bollwerk gestaltet

Markgräfler Tagblatt

Erweiterung der Gersbacher Barockschanze als Beispiel für erfolgreiche Experimentalarchäologie

Von Heiner Fabry

Schopfheim-Gersbach. Unter dem aufmerksamen Auge der Fernsehkamera vollendeten die Helfer der Jugendfeuerwehr, des Ortschaftsrats und des Fördervereins Gerisbac am Samstag die Arbeiten an der Erweiterung der Barockschanze.

Am Samstag waren die Aktiven wieder früh am Werk, aufmerksam begleitet von Regisseur Peter Prestel und seinem Kameramann, die Aufnahmen für ihren Film über die Anlage einer Barockschanze nach historischem Vorbild machten.

Sowohl die schräg liegenden wie die aufrecht stehenden Palisaden wurden an Ort und Stelle verankert. Während die Männer des Ortschaftsrats und des Fördervereins die Palisaden anspitzten, wurden die Wälle befestigt. Auf den schräg liegenden Palisaden wurden „Faschinen“ angebracht, Rutenbündel, die dem darüber liegenden Erdreich Halt geben und Erosion vermeiden sollen. Darüber wurde weiteres Erdreich aufgeschüttet, mit einem Holzstamm festgestampft und mit flächigen Grassoden bedeckt. Durch die sich bildenden Graswurzeln erhält der Wall weitere Festigkeit, die er auch bei längerem Regen oder Schnee nicht verliert. Damit war die Abwehr-Reihe der Palisaden eigentlich (optisch) fertig. „Aber diese Abwehr der vertikalen Palisaden könnte von Angreifern umgerissen werden, wenn sie nicht in sich gefestigt ist“, erklärte Werner Störk den Schanzenbauern und dem Fernseh-Team. Also mussten die Palisaden untereinander mit Stricken verbunden werden, um so eine kompakte Abwehrwand zu bilden.

Inzwischen zeigte sich die Lunette als kompaktes Bollwerk, aber das war nach Ansicht des Schanzenbaumeisters lange nicht genug. Der Sinn einer Schanze mit vorgelagerter Lunette lag sicher einmal in der Abwehr von Angreifern. „Ganz wesentlich dabei war, den Angreifer möglichst lange aufzuhalten, Zeit zu gewinnen, um den Angreifern Verluste an Menschen zufügen zu können“, erläuterte Werner Störk.

Also galt es, bei der Gersbacher Schanze nach historischem Vorbild weitere Behinderungen einzubauen. Die Feuerwehr-Jugend schleifte abgehauene Baumstämme heran und schichtete mit ihnen vor dem Palisadengraben einen Verhau auf. Damit dieser nicht einfach von Angreifern weggerissen werden kann, wurden die einzelnen Stämme dicht mit Stricken miteinander verbunden. Zusätzlich wurde „Stacheldraht“ gepflanzt, wilde Brombeeren, deren Ranken sich ebenfalls mit den Stämmen und Ästen verflechten und Angreifern den Zugang zur Anlage weiter erschweren.

Aber damit nicht genug. Vor den Verhauen legten die Schanzenbauer so genannte Wolfsgruben an. Im Schachbrett angeordnete Fallgruben, die im Barock unten mit spitzen Pfählen versehen waren, die Soldaten, die hinein stürzten erheblich verletzten und festhielten. „In Gersbach können wir natürlich solche Wolfsgruben nicht real anlegen. Das Risiko, dass Besucher hinein fallen, ist auch bei einer Absicherung zu groß“, so Werner Störk. Daher sind die Gruben im Gelände zwar angedeutet, aber nicht vertieft.

Den jungen Schanzenbauern und ihren erwachsenen Helfern stand der Schweiß auf der Stirn und knurrte der Magen, als Werner Störk und Peter Prestel den Blick über die Lunette schweifen ließen. Geschafft! Die Erweiterung der Anlage ist fertig. Sie gibt nicht nur optisch den richtigen Eindruck, sie ist in allen Teilen nach historischen Vorbildern und (zum Teil) mit historischen Arbeitsgeräten hergestellt worden. Ein vorbildliches Projekt angewandter Experimentalarchäologie. „Und eine weitere grandiose Attraktion im Angebot unseres Dorfes“, stellte Ortsvorsteher Christian Walter zufrieden fest.

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