Schopfheim Kultur ist im ländlichen Raum fest verankert

Christoph Schennen
Dominik Baiker, Bernhard Wehrle, Gerit Koglin, Martina Hinrichs, Katrin Nuiro und Arnd Heuwinkel (von links) diskutierten im Stadtmuseum, was die Kultur in Schopfheim braucht, um stärker wahrgenommen zu werden. Foto: Christoph Schennen

SPD: Forum für Kulturschaffende / Raum für wertfreien Dialog schaffen / Kino-Aus wäre ein Riesenverlust

Schopfheim - Der SPD-Ortsverband hat am Dienstag im Museum mit vier Kulturschaffenden über die Bedeutung von Kultur in der Stadt gesprochen. Stadträtin Martina Hinrichs stellte Fragen an Arnd Heuwinkel, Leiter des „Theaters in den Bergen“, Gerit Koglin, Vorstandsmitglied des Kunstvereins, Bernhard Wehrle, Leiter von „Akustik in Agathen“, Dominik Baiker, Museumsleiter, und Katrin Nuiro, VHS-Leiterin. Sie durften ihre Einrichtung vorstellen und ihre Ideen für die Zukunft äußern.

Von Christoph Schennen

Arnd Heuwinkel sagte, Ziel seines Theaters sei es, ambitionierte Themen so aufzubereiten, dass sie für jeden konsumierbar seien.

Theater in den Bergen

Sein „Volkstheater“ sei keine banale Unterhaltung mit Knalleffekten. „Ich mache mit dem Volk Theater für das Volk“, brachte es der Theatermann auf den Punkt. Das Theater im ländlichen Raum sei niederschwellig, sehr direkt, und man bekomme schnell eine Rückmeldung.

Die Ansprüche an das Theater auf dem Land seien zudem sehr unterschiedlich. „Wir Theaterleute müssen uns fragen“, so Heuwinkel, „ob wir die Bedürfnisse der Menschen abbilden, die dort leben.“ Wichtig sei für seinen Theaterbetrieb Planungssicherheit. Es gebe tolle Förderprogramme, aber noch keine genaue Definition für die Förderung von Kultur im ländlichen Raum, kritisierte er. Für eine erfolgreiche Theaterarbeit brauche es zudem Vertrauen aus der Region.

Volkshochschule

Katrin Nuiro sorgt sich um den gesellschaftlichen Zusammenhalt. „Verschiedene Gruppen treten nicht mehr in den Dialog“, sagte die VHS-Leiterin. Die Volkshochschule müsse dem entgegenwirken und „Raum für einen wertfreien Dialog bilden“. Sie konstatierte, dass die Kurse nur von einer bestimmten Schicht besucht würden. Ziel sei es, „alle Leute in die Schule zu bringen.“

60 Prozent ihrer Kosten deckt die Volkshochschule über die Teilnehmer-Gebühren. Diese zu erhöhen, sei kontraproduktiv und würde bedeuten, dass die Angebote nur noch von denen wahrgenommen würden, die es sich leisten könnten, sagte Nuiro. Wünschenswert sei vielmehr eine höhere Landesförderung für die Volkshochschule. Wichtig für die VHS sei auch die politische Bildung. Veranstaltungen dürften nicht entfallen.

Kunstverein

Gerit Koglin hat ein ähnliches Problem wie Katrin Nuiro. „Unsere Ausstellungen besucht jedes Mal die gleiche Klientel.“ Die Vernissagen seien gut besucht, danach passiere relativ wenig. Er sagte, Kunst und Musik gehörten zu den wichtigsten Fächern in der Schule. Sie dürfen nicht ausfallen. Kunst befähige zum Querdenken. „Man fügt Dinge zusammen, die nichts miteinander zu tun haben.“

Ein Künstler, der in Schopfheim ausstelle, gehe mitunter ein finanzielles Risiko ein. Er bekomme zwar Geld dafür, dass er im Kunstverein ausstelle, aber wenn er keines seiner Werke verkaufe, habe er gerade mal seine Unkosten gedeckt. Koglin regte an, dass Bürger eigene, von ihnen ausgewählte Gegenstände im Museum ausstellen, um mehr Wertschätzung für das Museum zu entwickeln.

Stadtmuseum

Unter Dominik Baiker wird es Änderungen beim Museumskonzept geben. „Das Museum hat inhaltlich keinen Aufbau“, sagte der Direktor. Es gehe zukünftig darum, Themen der Bevölkerung aufzugreifen. In der Ausstellung „Sprudelnde Kostbarkeit“, die am Sonntag eröffnet wird, werde das gemacht und unter anderem erläutert, welche Bedeutung die Brunnen für die Stadt hatten. Wichtig für das Stadtmuseum sei der Sammlungsbestand, für dessen Erschließung man ein bis zwei Jahre einplanen müsse.

Er warnte vor zu großen Erwartungen an das Museum. „Wir können nicht mithalten mit großen Ausstellungen“, sagte Baiker und verwies beispielsweise auf die „Goya“-Präsentation in der Fondation Beyeler.

Auch zum Theater nahm er Stellung. Die Auslastung für die Theaterstücke, die in Schopfheim aufgeführt würden, sei noch ausbaufähig. Von 500 Plätzen seien mitunter nur 100 besetzt. Es herrschte bisher vielerorts die Meinung, Theater sei nur gut, wenn es aus großen Metropolen wie München oder Hamburg komme. Das aber sei ein Trugschluss; das Augenmerk solle vielmehr auf die Kulturschaffenden aus der Region gerichtet werden - so wie man das etwa im Montafon oder im Ruhrgebiet mache.

Eine Frau aus dem Zuhörerkreis wies darauf hin, dass das kommerzielle Tourneetheater rückläufig sei. Ein wichtiger Kulturort ist für sie das Kino. Werde es geschlossen, wäre das ein „Riesenverlust für die Stadt“. Ein Mann wiederum bedauerte das geringe Interesse der Stadtbevölkerung am Schultheater der Waldorfschule. Kultur müsse man kenntlich machen. Dazu gehöre für ihn eine angemessene Beschilderung, mit deren Hilfe man etwa zum Campus der Waldorfschule komme.

Musik

Bernhard Wehrle hat den Vorteil, dass er aus seinem Projekt „Akustik in Agathen“ anders als ein kommerzieller Konzertveranstalter keinen großen Gewinn erzielen muss. Die von ihm organisierten Konzerte seien gut besucht. Die Menschen hören gerne zu und sind auch gerne leise, hat er festgestellt. Er widersprach Meinungen, denen zufolge es abseits der großen Städte nur Kulturwüsten gebe: „Der ländliche Raum ist kein akultureller Raum mehr.“

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