Schopfheim „Lebenskünstler ohne Tarnkappe“

Markgräfler Tagblatt

Hebelfest I: Hebelpreis für Christoph Meckel / Feierstunde in der Festhalle Hausen

Der Geburtstag von Dichtersohn Johann Peter Hebel am 10. Mai ist Hausens höchster Feiertag: Von den kleinen Trachtenträgern im Hanseli- und Vrenelikostüm bis zu den Alten Mannen und den Alten Frauen ist das ganze Dorf auf den Beinen.

Von Anja Bertsch

H ausen . Sie alle schmeißen sich in Schale, um den Dichter mit einem breit angelegten Festprogramm zu würdigen – Umzug, „Dichtermähli“ und Unterhaltungskonzert ebenso inklusive wie fröhliche Jahrmarktatmosphäre mitsamt Autoscooter und Karussell.

Im Zentrum freilich steht der feierliche Festakt, bei dem alle zwei Jahre, der Johann-Peter-Hebel-Preis des Landes BadenWürttembergverliehen wird – einer der wichtigsten Literaturpreise, die das Land zu vergeben hat, wie Staatssekretärin Petra Olschowski gestern im Rahmen der Verleihung erklärte.

Diesjähriger Preisträger ist Christoph Meckel, der in seinen 82 Lebensjahren als Schrifsteller wie als Zeichner ein reiches künstlerisches Werk geschaffen hat.

In ihrer Rede zur Preisverleihung warf Olschowski einen persönlichen Blick auf ihre eigene Begegnung mit dem schriftstellerischen Werk Meckels und auf den Einfluss, den diese Begegnung auf ihren eigenen Blick aufs Leben nahm sowie darauf, was möglich ist: „Er hat mir Wege eröffnet, in denen man denken, träumen, sprechen, leben kann, um hieraus eigene innere und äußere Welten zu entwickeln.“ Mit Blick auf eben diese Öffnung von Welten sei es immens wichtig, junge Menschen immer wieder für die Literatur zu begeistern, so Olschowski.

Werner Witt, Mitglied der neunköpfigen Kommission, die den Preisträger auswählt, schlug in seiner Laudatio den Bogen von Janoschs „O wie schön ist Panama“ zum vertieften Blick auf einige ausgewählte Werke Meckels wie „Tarnkappe“ oder „Suchbild über meinen Vater“. Er setzte Meckels Schaffen in Verbindung zu dessen Lebensweg: „Ich spürte und wusste, dass man auf seine Zeit zu antworten hat“, war dieser Beziehung zwischen Leben und Werk die Leitlinie.

In diesem Sinne lag es Witt denn auch am Herzen, mit einem Mythos über Meckel aufzuräumen: Anders als einige Schriftstellerkollegen habe Meckel sich nicht für unmittelbare politische Kampagnen eingesetzt; einigen galt das als Argument für den Vorwurf, er entziehe sich und verstecke sich hinter seinem Werk. Das sei grundverkehrt: „Er hat sich in seinen Schriften gezeigt. Schonungslos, verletzbar - ohne Tarnkappe“, bekundete Witt höchsten Respekt für Leben und Werk Meckels: „Ehren sie mit mir einen großen Lebenskünstler.“

Christoph Meckel selbst wiederum stellte Johann Peter Hebel ins Zentrum seiner Dankesworte und gab seiner großen Bewunderung für den Dichter und seiner Verbundenheit zu dessen Sprache Ausdruck: Hebel sei Kreateur der alemannische Sprache, die ohne ihn nur Dialekt geblieben wäre. „Die Zeitlosigkeit seiner Sprache ist unser profundes Vergnügen“, sagte Meckel und bekannte: „Das ist der schönste Preis, den ich erhalten kann.“

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