Schopfheim Lebensreisen und innere Landschaften

Jürgen Scharf
Christel Andrea Steier in ihrer Ausstellung in der Kulturfabrik neben der Bodenskulptur „Der rote Faden“. Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Werke der Malerin und Bildhauerin Andrea Steier sind in der Kulturfabrik zu sehen.

Schopfheim - Sind das reale Landschaften?, fragt sich der Betrachter der Bilder von Christel Andrea Steier in der Kulturfabrik. Dies ist zu verneinen, es sind fiktive Landschaften.

Farbabläufen des Tages

Aber die Malerin und Bildhauerin aus Bernau, die zum ersten Mal in Schopfheim ausstellt, ist viel in der Natur und macht Fotos von den Farbabläufen des Tages. Ihre Einzelschau hat durchgängige Themen, in der Malerei wie in der Skulptur. Die Schau ist schön und locker gehängt und gut gestellt.

Es sind verschiedene Werkreihen zu besichtigen: Farbreliefs mit rillenartigen Strukturen, im Übertitel als „innere Landschaften“ bezeichnet. Steier, die auch schon bei „Kunst im Foyer“ bei Endress und Hauser in Maulburg dabei war, hat als Malerin angefangen, später in Stein gearbeitet, jetzt gehen beide Medien parallel.

Da sie „zu faul zum Pinselwaschen“ sei, wie sie bei der Ausstellungseröffnung im Künstlergespräch mit der Bildhauerin Mechthild Ehmann scherzte, wählt Steier den Zahnspachtel mit breiten oder schmalen Spuren. Wobei die Rillenstrukturen ein komplexes Farbspiel meist senkrecht von oben nach unten ergeben, was viel Ruhe schafft.

In neueren Bildern, wo sie auch quer „modelliert“, ist diese Spachteltechnik nicht mehr ganz so streng, sondern total in Bewegung gekommen, dadurch haben die imaginären Landschaften an Farbkomplexität gewonnen, wirken lebendiger und dynamischer in der Raumtiefe.

Ausgereifte Technik

Die Reliefstrukturen ergeben einen interessanten Effekt und lassen auf eine ausgereifte Technik schließen. Die Künstlerin arbeitet stark an den Raumwirkungen ihrer Bilder, wobei allein schon durch die Technik eine gewisse Räumlichkeit in der dritten Dimension geschaffen wird. Durch die Lichteinwirkung verändert sich das Bild zudem.

Auch wenn es keine real zu verortende Landschaften sind, kann man teils Winterlandschaften assoziieren, sieht man Gegenständliches wie Bäume, Seen, Wälder, Berge, Täler, Flüsse, Himmel. Steier spielt gerne mit Licht, um Atmosphäre in die Bilder zu holen.

Neben den malerischen Arbeiten haben Steiers Holzskulpturen eine andere spannende Raumwirkung. Im Grunde ist es von der Thematik dasselbe wie in den Bildern, nur linear ausgeführt. Die „Lebenslinien“ und „Lebensreise“ betitelten Werkreihen sind auch grafisch sehr interessant. Das geflammte und geschwärzte Holz erhält teils durch Linienstrukturen zeichnerische Konturen, was das lebendige tiefe Schwarz verstärkt. Andere Holzskulpturen, die leicht und dynamisch wirken, sind weiß lasiert.

So zieht sich auch in den Holzarbeiten „Der rote Faden“ (so der Titel einer bemerkenswerten, geflammten und rot lasierten Bodenskulptur) durch Steiers Werk. Sie arbeitet mit dem Holz, lässt sich von den verschiedenen Hölzern wie Ulme, Weide, Ahorn, Buche und Fichte inspirieren. Ihre Formen lassen sich nicht einordnen, sind halb organisch, halb konstruktiv; die neueren lasierten Skulpturen sehen teils metallisch oder bronzefarbig aus. Die „Lebenslinien“ haben meist Anfang und Ende, die „Lebensreisen“ gehen durch, sind geschlossen.

Das klingt thematisch fast etwas überfrachtet, doch der Betrachter muss das alles nicht wissen, sondern kann sich von der schönen Ausstellung zu eigenen Interpretationen anregen lassen. Da hilft vielleicht der Ausstellungstitel weiter: „Der Sommermorgen mögen viele sein...“, das Zitat eines griechischen Dichters. Die Arbeiten beziehen sich auf diese Idee und den schönen Gedanken, dass man unterwegs auf einer Lebensreise ist.

  • Weitere Informationen: Bis 2. Dezember

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