Schopfheim Liebeserklärung an das Leben

Markgräfler Tagblatt

Kulturkooperation: Endlich wieder Theater: Erste Vorstellung seit Coronabeginn auf der Stadthallenbühne

Endlich ist sie vorbei, die schreckliche, die theaterlose Zeit. Mit der Kult-Komödie „Harold und Maude“ setzt in Schopfheim nach langer Pause die Theaterreihe wieder ein.

Von Jürgen Scharf

Schopfheim. Kult! „Harold und Maude“ ist die Komödie schlechthin. Eine weltberühmte Geschichte über eines der ungleichsten Liebespaare, den jungen, neurotischen Harold und die spleenige, alte weise Dame Maude.

Eine herrlich verrückte Geschichte um diesen skurrilen Youngster, der sich ständig umbringen will, in die Luft jagt und zum Schein Harakiri macht, und die schrullig-verschrobene „Gräfin“.

Das Stück ist ein Beweis, dass Liebe keine Altersgrenzen kennt: eine zeitlose Liebeserklärung an das Leben. Die Inszenierung, mit der die Theaterreihe nach der Pandemie wieder startete - eine Produktion der Theatergastspiele Fürth - war höchst komisch bis märchenhaft.

Intendant Thomas Rohmer hat selbst inszeniert, in Personalunion für Ausstattung (zwei Wohnungen auf einer Bühne) und Kostüme gesorgt, und mit Kathrin Ackermann stand eine bezaubernde, neugierige, lebenslustige, geistig jung gebliebene Maude auf der Bühne.

Da begegnete das noch nicht sehr zahlreiche Abo-Publikum – das Parkett war mit 80 Besuchern besetzt – einer liebenswert verrückten, wunderlichen Dame in lustig flatternden Sommerkleidchen, die in ihrer eigenen Welt lebt, die Eigentumsverhältnisse nicht so eng sieht, mal das rote Auto vom Pfarrer entwendet, die ganze Wohnungseinrichtung im Kaufhaus mitgehen lässt und sogar ein Walross aus dem Zoo kidnappt.

Höchst komisch bis märchenhaft

Unbeschwert schwebt sie durch die Szenen, freut sich an der Jugend ihres jungen Freundes, lehrt ihn Dinge, die er noch nicht kennt: Gerüche entdecken, von Smog bis Schnee, bringt ihm Jodeln bei, tanzen, singen, Gitarre spielen und Champagner trinken. Überhaupt hat Maude sehr originelle Ideen, die nicht immer mit dem geltenden Gesetz in Einklang zu bringen sind...

Sie hat ihr Leben voll ausgeschöpft, philosophiert über den Sonnenuntergang, während ihre Wohnung zwangsgeräumt wird. 80 Jahre wird sie an diesem Abend, an dem sie sich verabschiedet und sich selber ein Ende setzt.

Freund Harold, den in der Abendbesetzung Maximilian Wrede spielt, hat schon viele „Tode“ hinter sich, mindestens 15 Selbstmordversuche inszeniert. Der Junge vergrault die schrillen Computer-Girls, die die Mutter zum Dating einlädt, mit abgehackten Armen und abgeschlagenem Kopf, schockiert seine Umgebung mit pyrotechnischen Experimenten, bei denen er sich mit Dynamit in die Luft sprengen will, und allerlei morbiden Neigungen, seinem Leben dauernd eine Ende machen zu wollen.

Wenn der Vorhang aufgeht, sieht man ihn mit Strick um den Hals beim Versuch des Erhängens. Ein Schock-Moment. Maude trifft er auf Beerdigungen, wo beide gerne zu ihrer Zerstreuung hingehen. Es gibt in Rohmers Inszenierung aber nicht nur solche schwarz-humorigen, bitter-galligen und schaurigen Schrecksekunden. Am Anfang wird ein bisschen viel gekaspert, geht es in Richtung Klamotte; im zweiten Teil überwiegen dann die schönen Komödienmomente sentimentalerer Art, kommt die Hymne auf das Leben und die Liebe zum Vorschein.

Für die etwas überzogenen komödiantischen Szenen sorgt der ständige Kleider- und Rollenwechsel von Magdalena Meiers lästigen Dating-Kandidatinnen. Leicht überzeichnet Sebastian R. Delta auch den Inspektor und den Psychiater. Und Hans-Peter Ampferer wechselt von der Rolle des Paters zu der des bodygestylten Masseurs, von dem sich die egozentrische Mutter (Manuela Denz) eine „Sonderbehandlung“ gönnt.

Die Aufführung dieser heiter-melancholischen Geschichte bescherte eine nette und trotz leichter Gruseleffekte angenehme Unterhaltung – nicht nur für Beerdigungsfans.

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