Schopfheim „Lücken in der Altenhilfe schließen“

Markgräfler Tagblatt

Georg-Reinhardt-Haus: Trägerverein erweitert ambulantes Angebot: Pflegedienst und Service-Wohnungen

Unter anderem Namen auf zu neuen Ufern: Das „Evangelische Sozialwerk Wiesental“ (ESW), Träger des Georg-Reinhardt-Hauses (GRH), schmiedet große Zukunftspläne.

Von Werner Müller

Schopfheim . Das ESW investiert nicht nur 7,5 Millionen Euro in einen Neubau an der Luisenstraße, sondern gründet auch einen ambulanten Pflegedienst und erweitert sein Portfolio im Bereich der Altenhilfe.

„Wir wollen den Verein zukunftsfähig machen und uns für die großen Aufgaben rüsten, die vor uns stehen“, erklärte GRH-Geschäftsführer Martin Mybes am Dienstag anlässlich eines Pressegespräches. Neuer Name

Der neue Name mit dem Zusatz „Wiesental" zeigt an, wohin die Reise gehen soll: Das Evangelische Sozialwerk strebt in Schopfheim sowie im Kleinen und oberen Wiesental vor allem in den Bereichen der ambulanten, teilstationären und stationären Altenhilfe ein ebenso „behutsames wie konsequentes Wachstum“ an.

Vereinsstrukturen

Aus diesem Grund hat der Verein als erstes seine Strukturen gestrafft. Gemäß geänderter Satzung wählt der Verwaltungsrat aus seiner Mitte den Vorstand und berät beziehungsweise kontrolliert diesen. Der Vorstand ist verantwortlich für das operative Geschäft und besteht aus insgesamt vier Mitgliedern – drei ehrenamtlichen (Hildegard Pfeifer-Zäh, Marianne Zabel und Bernhard Schlageter) sowie einem hauptamtlichen: Martin Mybes. „Die alten Strukturen waren nicht mehr zeitgemäß und für die Bewältigung der künftigen Aufgaben nicht geeignet“, erläuterte Bernhard Schlageter die Gründe für die Anpassungen.

Dietrich-Bonhoeffer-Haus

Mit dem Neubau gingen dem GRH 2014 aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen 100 Pflegeplätze verloren. „Uns war von Anfang an bewusst, dass wir auf diesem einen Bein nicht lange stehen können“, so der GRH-Chef. Trotz immenser Nachfrage scheiterten alle Versuche, auf der Freifläche an der Luisenstraße ein zweites Haus mit stationären Plätzen zu errichten. Deshalb schlägt das ESW jetzt einen neuen Weg ein und baut an der Stelle für 7,5 Millionen Euro das „Dietrich-Bonhoeffer-Haus“.

Tagespflege

Es beherbergt im Erdgeschoss eine Tagespflegeeinrichtung für 20 bis 25 Personen sowie einen Veranstaltungsraum. „Damit können wir insgesamt bis zu 60 Personen betreuen“, so Mybes.

S ervice-Wohnungen

Im zweiten bis vierten Obergeschoss finden 18 so genannte „Service-Wohnungen“ Platz – eine neue, erweiterte Form des betreuten Wohnens. Die Bewohner könnten ein „ganz normales Leben“ führen, dennoch sei, sofern nötig, eine 24-Stunden-Betreuung“ garantiert. Das Angebot sei „niederschwellig und bezahlbar“, so Mybes. Die Tagespflegeplätze und die Service-Wohnungen stehen nach seinen Worten in erster Linie den Schopfheimern zur Verfügung.

Eine Tiefgarage mit 32 Stellplätzen sowie der „Garten Eden“, der samt Glockenturm die beiden Häuser künftig verbinden soll, runden das Projekt auf insgesamt 4000 Quadratmetern ab. Baubeginn ist bereits im Mai, die Fertigstellung ist für Ende 2019 geplant.

In den ersten Stock des neuen Hauses zieht eine neue Tochter des ESW ein: die „Curare gGmbH“, ein ambulanter Pflegedienst (siehe gesonderten Bericht).

Betreute Wohngruppe

In die Nische zwischen ambulanter und stationärer Betreuung rückt ein weiteres Projekt. Gemeinsam mit der Wohnbau Lörrach richtet das ESW im Neubaugebiet Eisweiher eine „Betreute Wohngruppe“ mit zehn Plätzen ein. Dieses Angebot schließe die „immer größer werdende Lücke“ zwischen der eigenen Häuslichkeit und einer stationären Einrichtung, betont Martin Mybes.

Er und seine Vorstandskollegen vom ESW sehen denn auch in den ambulanten Angeboten den „dringendsten Bedarf“ – und zugleich die einzige Möglichkeit, die fast nicht mehr finanzierbare stationäre Pflege zu entlasten.

Nach dem Wegfall der Pflegeplätze im ProCurand und dem Rückbau im Markus-Pflüger-Heim fehlten in Schopfheim rund 130 Plätze, so Mybes. Insofern stehe die Stadt vor einer „Riesenaufgabe“, die nur zu meistern sei, wenn Kommunen und Träger der Pflegeeinrichtungen künftig eng zusammenarbeiten.

Nachfrage explodiert

Wie groß der Druck jetzt schon ist, weiß der GRH-Chef nur zu gut. Die Nachfrage nach einem Platz im Georg-Reinhardt-Haus sei regelrecht „explodiert“, berichtet er. In Anbetracht einer Warteliste mit rund 200 Namen habe man deshalb einen zum ersten Mal überhaupt einen „Anmeldestopp“ verhängt.

Enorm ist nach seinen Worten auch die Nachfrage nach den neuen Tagespflegeplätzen und den Service-Wohnungen. Noch bevor die Bagger überhaupt angerollt sind, seien die Plätze „fast ausgebucht“. Allein für die 18 Service-Wohnungen gebe es bereits 40 Anmeldungen.

Der Trägerverein des Georg-Reinhardt-Hauses heißt jetzt „Evangelisches Sozialwerk Wiesental“. Dem Verwaltungsrat/Vorstand gehören an:

Jürgen Multner, Hildegard-Pfeifer-Zäh (Vorstand), Christian Rave, Maria Röck-Nieder, Bernhard Schlageter (Vorstand), Margarete Schneberger, Thomas Spohn, Georg Ückert, Fuat Zarifoglu und Marianne Zabel (Vorstand). Als hauptamtlicher Vorstand führt Martin Mybes die Geschäfte.

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