Anstelle des erkrankten Saxophonisten war kurzfristig und ganz spontan, ohne vorherige Probe, der Schopfheimer Schlagzeuger Dominik Hoyer eingesprungen. Zu den Sprachbildern setzte Hoyer seine eigenen Klangbilder und zeigte mit den Improvisationen, die teils Session-Qualitäten hatten, ein absolutes Einfühlungsvermögen. Passend zu den poetischen Stimmungen ließ er den metallischen Ton anschwellen und wieder verhallen.
Der Titel des Programms „Einmal wird ein Sternbild Spiegel heißen“ war dem „Chor der Sterne“ entnommen, und auf dem Programmblatt wölbte sich der Schriftzug wie ein Sternenhimmel über einer der spiegelpolierten Bronzeskulpturen der Bildhauerin Mechthild Ehmann. Man musste dabei an Nelly Sachs’ „Weltall der Worte“ denken.
Um diese größte deutsch-jüdische Lyrikerin seit Else Lasker-Schüler ist es inzwischen eher still geworden. Wird sie noch gelesen? Wer sie war, wissen nicht mehr viele Leute, und dem großen Publikum ist sie sicher nicht mehr bekannt.
Da hilft eine solche Annäherung, die uns diese bedeutende Vertreterin der Shoah-Dichtung in den „Verwandlungsgedichten“ über elementare Erfahrungen wie Flucht, Vertreibung und Exil näherbringt.
Beredtes Sprachrohr
Roloff fungierte als beredtes Sprachrohr für diese Weltdichtung aus jüdischem Geist. Dabei rezitierte die zarte, sensitive Vortragende die Gedichte der ebenso zarten, sensitiven Dichterin, darunter fünf Chöre aus den „Chören nach der Mitternacht“, sehr natürlich, unprätentiös und voller spürbarer Empathie, etwas leise, aber mit guter Betonung.
Freie Rezitation
Roloffs freie Rezitation öffnete den Zuhörer für diese mystische Lyrik, so dass sich dieser der dichterischen Bildersprache anvertrauen konnte. Dies war mehr als nur ein Gedichtvortrag, es war „ein Geschenk“, wie es Kunstvereins-Vorsitzender Johannes Kehm empfand, der sich begeistert von der besonderen Präsentationsform dieser dichten Inszenierung zeigte. Der Spendenaufruf für die Restaurierung der Rosette erbrachte 260 Euro.