Schopfheim Meister der Entschleunigung

Markgräfler Tagblatt
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Comedian: „Ich hab’s doch nur gut gemeint“ von Rüdiger Hoffmann

Von Anja Bertsch

Schopfheim. Pärchenurlaub, Prä-Smartphone-Ära und perfekte Selbstoptimierung: Als Emotionsbündel, das er qua ostwestfälischer Abstimmung nun mal nicht ist, schlendert Comedian Rüdiger Hoffmann in seinem aktuellen Programm „Ich hab’s doch nur gut gemeint“ einmal mehr durch die Zumutungen des Alltags und nimmt sie in seiner unnachahmlichen Art auf Korn. Lakonisch. Staubtrocken. Maximal unaufgeregt. Und maximal lustig.

Wie überall seit bald 30 Jahren, so zündet der erste Gag auch am Donnerstag in der voll besetzten Schopfheimer Stadthalle schon im ersten Halbsatz: „Ja hallo erst mal....“

Hoffmann ist Meister der Entschleunigung: Pausen sind wichtig, im Leben und auf der Bühne. Die eigentliche Pointe kommt da meist erst nach dem virtuellen Gedankenstrich. Und so erzählt Hoffmann also so vor sich hin. Vom Alltag mit seiner konsequent namenlos bleibenden „Bekannten“, die total auf Studien steht („Hundert Prozent aller Menschen in Ehen sterben“). Vom Campingurlaub mit Hanspeter und Monika, die das Zusammenleben im Viermann-Zelt als gelernte Erzieherin mit pädagogischen Kniffen vom Redefisch bis zum stillen Treppchen unter ihre fürsorglichen Fittiche nimmt. Und von früheren Zeiten, in denen man sich am Festnetz noch richtig unterhalten musste; „Mit’m Mund war das. Und mit echten Wörtern.“

Sämtliche Geschichten beginnen völlig harmlos. Enden aber tun die meisten in anarchischem Chaos aus Pleiten, Pech und Pannen, platziert im weiten Feld zwischen tiefsinnigen Pointen und platten Albernheiten. Und wo so die Geschehnisse selbst immer neue Kapriolen im Absurditätenkabinett zwischen schlagen, bleibt Rüdiger Hoffmann in Tonfall, Haltung und Gesichtsausdruck maximal unaufgeregt. Das wirkt. Dann vor allem, wenn die entspannte Trägheit als Trägermaterial wunderbar boshafter Tiraden dient: Für die Schilderung der alltagswahnsinnigen Streitereien mit dem „Gartennazi“ nebenan etwa, für die hintersinnig-entlarvenden Bekenntnisse aus der Selbsthilfegruppe der „Anonymen Ausländerfeinde“ oder für die Schilderung der leidlich erfolgreichen Selbstversuche mit der chinesischen Akupunktur-App. Der Verdauungsschnaps aus dem Bauchnabel der „Bekannten“ gerät bei dieser Gemütslage zum Maximum an romantischer Verführungskunst. Das Publikum ist Hoffmann schon vorher verfallen.

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