Schopfheim „Mir hän gar kei neue Burgi welle ha“

Anja Bertsch

Zunftabend Fahrnau: Neu- und Altbürgermeister Harscher und Nitz wagten sich in Höhle des Löwen.

Schopfheim-Fahrnau-Farifa - Zwischen witzig, urig und derb bewegte sich das vierstündige Programm, das die Farifa-Narren bei ihrem 57. Zunftabend am Samstag auf die Bühne der Fahrnauer Festhalle brachten.

Eine anonyme Großspende aus Großbritannien für den großkopferten Bildungscampus, ein Lätzchen für die hoffentlich breite Brust des neuen Burgi und ein Moderatorenteam aus dem Schopfheimer Ordnungsamt (Sabine Mingo und Martin Gerner), das die Einhaltung der 5-Promille-Grenze (Minimum!) ebenso scharf kontrollierte wie die der per Eintrittskarte zugewiesenen Aufenthaltszone (Drei Millimeter zurück! Nicht diskutieren! Wir haben schon ganz anderen Veranstaltungen den Garaus gemacht!“): Der Zunftabend in Fahrnau hatte es in sich.

Die über 200 Zuschauer in der ausverkauften Festhalle zeigten sich vom Einmarsch der vereinten Fahrnauer Fasnächtler weg in bester Feierlaune.

Immer wieder zündete im Laufe des Abends der „Dreistufenplan für die Stimmung“, den Narrenpräsident Christian Leisinger dem Narrenvolk in Farifaland gleich zu Beginn der Gaudiveranstaltung vorgestellt hatte: „Fingerböpperle“, Füßetrampeln und „Farifa-Welle“ durchs Fasnachtsstadion.

Unter den Gästen war auch die Delegation der Schopfheimer Narrenzunft um Statthalter „Kai (Horschig) I. us de Bismarckstroß“ – „de Runnig Gag vom Dreiländereck“, wie Reinhold Fetscher in Anspielung auf Horschigs Marathon-Mann-Qualitäten reimte.

Großes Narrenthema war natürlich der Wechsel in der rathäuslichen Führungsetage Schopfheims. Klar, dass Neu-Bürgermeister Dirk Harscher als „neuer Klassenprimus“ (Reinhold Fetscher) in so manchem Beitrag närrisch gewürdigt wurde – ein großformatiges Lätzchen mit der Aufschrift „Hier isst die Zukunft der Stadt Schopfheim“ inklusive: Augenzwinkernde Reminiszenz an das Willkommensgeschenk, das die Stadt jedem frisch geborenen Neubürger zukommen lässt. Allzu spitz freilich schossen die Spitzen gegen das neue Stadtoberhaupt noch nicht – aus der noch kurzen Amtszeit einfach noch zu wenig zu berichten, wie es ein Dialog im „Friseursalon Schwald“ auf den Punkt brachte: „Was sagsch zum neue Burgi?’ ’Ich weiß nit – er het mir no kein’ usgeh.“

Neben dem Neu- hatte sich auch Alt-Bürgermeister Christof Nitz nochmal in die Höhle des Fahrnauer Fasnachts-Löwen gewagt – und wurde dafür mit einigen Narrenfreundlichkeiten belohnt: „Der isch jo scho no ganz knuschper“, lobte Pagin Leonie das Erscheinungsbild des Ex-Burgi, und die „Fahrnauer Boy Band Boys“ schwangen sich zur Lobeshymne auf: „Nitz isch unsre beschte Ma – mir hän gar kei neue Burgi welle ha!“

Bevor aber mit dieser Liebeserklärung an den Ex gegen Mitternacht das närrische Schlusswort fiel, gingen vier närrische Programm-Stunden über die Bühne. Für eine Menge Herzig-Momente sorgte dabei der Narresome, der gleich an mehreren Stellen die Bühne enterte: Unterm Motto „Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt“ machten sich die Farifa-Kids als Mini-Bauarbeiter mit riesigem Niedlich-Faktor auf der Bühne zu schaffen. Selbstbewusst und schelmisch spickte Patricia Springmann bei ihrer reimenden Solo-Premiere hinter ihrer großen Trommel hervor, bevor Pagin Leonie (Mingo) mit frechen Ansagen kräftig an die Oldies von der Düfzelgeister-Fraktion austeilte: „Oh ich armi Leonie – würd sooo gern e Düfzel si“, klagte die Nachwuchsnärrin, die sich mit ihrem Paginnen-Schicksal einfach nicht anfreunden kann: „Immer nur brav si und marschiere: Das goht mir kräftig an die Niere.“

Den „alten Säcken“ würde ein wenig Emanzipation und frisches Blut durchaus guttun, befand Leonie mit Blick auf das „Frauenverbot“ der Düfzelgeister – schließlich sei das „betreute Narrentreiben“ der Fasnachtsurgesteine mittlerweile doch ganz schön lahm.

Ins selbe Horn stießen „Kevin (Kraft) usem Düfzelwald“ und Pagin Leonie (Kraft), die trotz ihres jungen Alters schon zu den Urgesteinen des Fahrnauer Zunftabends gehören: In bewährter Manier plauderten sie aus dem Nähkästchen und zogen dabei zum Vergnügen der Zuschauer so manches Missgeschick ihrer Altvorderen ins närrische Scheinwerferlicht.

Wer informiert sein will, der spricht mit denen, die hinter den Kulissen aktiv sind – „d’Putzfrau“ (Sabine Mingo) zum Beispiel. Oder er geht zum Friseur: Getreu dieser Devise verschaffte das Zusammentreffen diverser Charakterköpfe und Dorfbekanntheiten im „Friseursalon Schwald“ einen tiefen Einblick hinter die Kulissen des Dorfgeschehens und sorgten für Lachsalven im Publikum.

Mit Hang zu schrägen Gedankenkapriolen, pfiffigen Wortspielereien und fortschrittlichen pädagogischen Maßnahmen (Fleißbildchen und klare Ansagen à la „d’Gosche halte!“) brachte Reinhold Fetscher als „armes Dorfschulmeisterlein“ dem Narrenvolk Manieren und die Begeisterung für den neuen Bildungscampus bei: „Campus – Bildungs-Campus -Täterääää!“, so der Schlachtruf, den das närrische Klassenzimmer schließlich leidlich begeistert anstimmte.

Die Guggenmusik „Bättelsack“, Fanfarenzug, Farifaband, die Tanzband „Enjoy“ und die „Fahrnauer Boys Band Boys“ sorgten über den Abend hinweg für den richtigen Soundtrack – und gleich zwei Männer-Tanztrupps in Frauengestalt, der „Rentnertanz“ der Bättelsäck und die „Düfzelgeist Dancers“, sorgten mit ihren Choreografien für johlende Begeisterung und Zugaberufe.

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