Wichtigstes Ergebnis einer „lebhaften und konstruktiven Diskussion“: Aufgrund der „unkalkulierbaren bildungspolitischen Lage“ soll die Verlängerung des Versuchs bis zum 1. August 2029 beantragt werden. Heißt: Im Schuljahr 2028/29 würden die letzten G9-er auf dem Gymnasium eingeschult werden – wenn bis dahin nicht ohnehin ein anderer Wind weht. Tatsächlich nämlich ist die flächendeckende Rückkehr zu G 9 der aktuellen Diskussion zufolge keineswegs ausgeschlossen.
Das bildungspolitische Ziel sei daher im Moment „äußerst unklar“, eine Entwicklung werde sich erst im Laufe der nächsten ein bis zwei Jahre zeigen. Der mit einem Wechsel zurück zu G 8 verbundene Aufwand aber wiederum ließe sich nur rechtfertigen, wenn dies dann von Dauer wäre. „Das ist derzeit in Frage zu stellen“, schreibt die Verwaltung in ihrer Vorlage. Der Gemeinderat entscheidet in seiner Sitzung am Montag, 13. Februar, 19 Uhr, im Rathaussaal.
Diskussion um G8 oder G9 nimmt landesweit Fahrt auf
In diesem Schuljahr nehmen in Baden-Württemberg 43 von knapp 400 allgemeinbildende Gymnasien am G9-Schulversuch teil. Ein vergleichsweise dichtes Netz an Modellschulen gibt es im Norden des Landes. Hier im Süden ist das Schopfheimer Gymnasium allein auf weiter Flur zwischen Freiburg, Hausach und Schonach.
Nach offizieller Lesart des von den Grünen geführten Kultusministeriums ist eine Rückkehr zum neunjährigen Bildungsgang derzeit nicht vorgesehen. Aus der Bürgerschaft heraus freilich nimmt das Engagement für einen Kurswechsel an Fahrt auf: Im Oktober wurde beim Landtag ein entsprechender Volksantrag mit Gesetzentwurf eingereicht. Ziel: Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium. Kommen innerhalb eines Jahres 39 000 Unterschriften zusammen, muss der Landtag sich damit befassen. Letztlich könnte es sogar zu einem Volksbegehren kommen.
Der Gesamtelternbeirat des Landes sei sehr zuversichtlich, dass die erforderlichen Unterschriften weit vor Fristenende zusammenkommen, weil sich „eine überwältigende Mehrheit der Eltern ein Zurück zu G 9 wünscht“, teilt die Stadtverwaltung in diesem Zusammenhang mit. Die Landesregierung hat aufgrund des Volksantrags Gesprächsbereitschaft signalisiert.
Mit einer Rückkehr zu G9 wäre Baden-Württemberg dann beileibe nicht allein auf weiter Flur: In der jüngsten Vergangenheit haben Niedersachsen, Hessen, Bayern, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen die Rückkehr zu G 9 beschlossen.
Raumnot bleibt das große Problem
Losgelöst von der aktuellen Diskussion um G8 oder G9 ist und bleibt das große Problem des THG die Raumnot, die die Schule seit Jahren umtreibt – und angesichts stetig steigender Schülerzahlen stetig (be)drängender wird.
Aktuell besuchen 1227 Schüler das Gymnasium. Die aktuelle „Fünfte“ besteht aus 192 Kindern in sieben Klassen – plus eine VKL-Klasse (Vorbereitungsklasse) für Kinder, die noch wenig Deutsch sprechen. Folge: Ein Teil des Unterrichts findet in Container-Provisorien statt, die auf dem Schulhof platziert sind.
Den Grund für die Schülerflut freilich sieht die Stadtverwaltung keineswegs zuvorderst in G 9 – was im Umkehrschluss bedeutet, dass die Rückkehr zu G 8 „nicht automatisch zu einer deutlichen Verringerung der Schülerzahlen führt“, wird betont.
Gründe sieht man eher in der „ständig steigenden Übergangsquote“ von Grundschulen auf die Gymnasien – befeuert durch den Wegfall der verpflichtenden Grundschulempfehlung. Eine Herausforderung, die Gymnasien in Baden-Württemberg, insbesondere aber in der Raumschaft Schopfheim, Wehr, Bad Säckingen, Maulburg und Steinen treffe.
Vor diesem Hintergrund braucht es in den Augen der Stadtverwaltung eine grundsätzlichere Herangehenweise: „Um eine Entspannung bei der Raumsituation der Gymnasien herbeizuführen, muss die Diskussion um die Schulentwicklung vorangetrieben werden“, schreibt die Stadt. Bezogen auf Schopfheim schwingt da im Hintergrund die Frage eines zusätzlichen Gymansiums mit.