Schopfheim „Müssen uns der Menschen annehmen“

Markgräfler Tagblatt
Kein Platz mehr frei ist in den Obdachlosenunterkünften am Dammweg. Foto: Werner Müller Foto: Markgräfler Tagblatt

Obdachlosigkeit: Stadt schafft zwei zusätzliche Betreuungsstellen

Schopfheim (wm). Ein Dach über dem Kopf haben: Das ist für viele Menschen längst keine Selbstverständlichkeit mehr – auch in Schopfheim nicht. Obdachlosigkeit hat in der Markgrafenstadt mittlerweile ein Ausmaß angenommen, das zusätzliche Gegenmaßnahmen erfordert.

Der Gemeinderat genehmigte deshalb in seiner jüngsten Sitzung die Einrichtung von zwei Fachstellen, eine zur Verhinderung von Obdachlosigkeit und die andere für die so genannte Mobile Obdachlosenarbeit.

Beide Stellen sind mit einem Anteil von jeweils 0,2 versehen. Die Maßnahme ist vorerst auf zwei Jahre befristet, die soziale Aufgabe übernimmt als Partner die Erzdiözese Freiburg, die Stadt trägt die Kosten von rund 30 000 Euro.

Eigentlich ist die Betreuung von Obdachlosen eine Aufgabe des Landkreises. Doch der unterhält dafür lediglich eine 0,3-Stelle für den gesamten ländlichen Raum (zu dem auch die Markgrafenstadt gehört). Schopfheim beantragte zwar eine Erhöhung dieses Anteils, doch das Landratsamt lehnte dies ab und verwies dabei auf die Städte Lörrach, Weil und Rheinfelden, die für ihre Obdachlosenfälle „eigene Lösungen“ aufgebaut hätten, an denen der Landkreis finanziell nicht beteiligt sei.

Mit der 0,3-Stelle des Landratsamtes für den ländlichen Raum sei „lediglich eine telefonische Betreuung möglich“, erläuterte Ordnungsamtsleiterin Cornelia Claßen den Stadträten die Hintergründe. Tatsächlich jedoch sei für die betroffenen Menschen eine „umfassendere Betreuung nötig“.

Sie berichtete, dass im vergangenen Jahr in Schopfheim 16 Zwangsräumungen durch den Gerichtsvollzieher gedroht hatten. Die Stadt habe zwölf abwenden oder den betroffenen Personen eine andere Unterkunft besorgen können. Vier Einzelpersonen habe sie in die Notunterkunft im Dammweg einweisen können.

Die beiden Gebäude seien derzeit jedoch mit 24 Menschen voll belegt, einige lebten bereits seit 2007 dort, so Claßen weiter.

Die Stadt mit ihren mittlerweile über 20 000 Einwohnern komme um zusätzliche Betreuung nicht herum, betonte Bürgermeister Christof Nitz: „Wir müssen uns der betroffenen Menschen annehmen“.

Am Ratstisch erhob sich dagegen denn auch kein Widerstand. Allerdings herrschte Unverständnis über die Haltung des Landkreises. Kai Horschig (Freie Wähler) etwa zeigte sich „befremdet“ und kritisierte, dass immer mehr Aufgaben auf die Städte und Gemeinden abgewälzt werden.

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