Schopfheim Musikalische und literarische Ebene bespielt

Jürgen Scharf
Das Celloduo Juris Teichmanis und Annekatrin Beller gestaltete in der Schopfheimer Stadtkirche „Musik undLyrik zur Passion“. Foto: Jürgen Scharf

Mit der Kombination „Dichtung & Cello“ und einem Programm zur Passionszeit gastierte ein Streichduo am Samstag in der Stadtkirche.

Die beiden Cellisten Annekatrin Beller und Juris Teichmanis waren schon öfter in Schopfheim zu hören, Teichmanis als Solist, Beller als Musikerin im Orchester, das die Kantorei begleitet hat. Ihr Programm, das Musik und Lyrik zur Passion verknüpfte, beinhaltete Standardwerke der Violincello-Literatur, war aber in der Art eines cellistischen Duos doch eine neue Konzerterfahrung.

Souveräne Technik und makellose Tongebung

In Auszügen aus Bachs berühmten Cellosuiten Nr. 1 und 2 wechselten sich die beiden Interpreten ab, die mit souveräner Technik und makelloser Tongebung auffielen. Teichmanis’ abgeklärtes und durchgeistigtes Spiel ist in Schopfheim durch seine Bach-Recitals ja hinlänglich bekannt.

Der Freiburger Cellist erreicht in seinem Spiel eine Tiefe und Intensität, die faszinierend ist. Wie „sprechend“ das Cello als solistisches Instrument klingen kann, zeigte auch Beller mit großem darstellerischem Bogen. Wenn beide in verschiedenen italienischen Kammermusikwerken des Barock zusammenspielten, dann ereignete sich wahrlich Klangrede.

Der Großteil des Programms war Cellosonaten von Geminiani, Vivaldi, Marcello und Barièrre gewidmet – eigentlich Stücke für Cello-Virtuosen mit Basso continuo-Begleitung, die in diesem Fall kein Cembalo oder eine Gambe übernahm, sondern ein zweites Cello.

In der Forschung wurde darüber diskutiert, ob Vivaldis Cellosonaten als Celloduos gedacht waren. Wenn man die beiden Interpreten nun mit der B-Dur-Sonate hörte, wo sie großen Ausdruck in die zwei langsamen Largo-Sätze legten, konnte man das durchaus denken. Letztlich allerdings sind es doch eher Solosonaten mit einem Continuo-Instrument als Duosonaten, wobei die Begleitung durch ein Cello gut klingt. Das trifft nicht nur auf Vivaldi zu, sondern auch auf den italienischen Geiger und Komponisten Francesco Geminiani, ein Schüler Corellis und Kollege Händels in London, der maßgeblich an der Entwicklung der Cellosonate mitwirkte. Seine beiden Cellosonaten in d- und a-Moll empfehlen sich als zwei der besten der Barockära. Auch Benedetto Marcellos Cellosonaten (wie die aufgeführte Nr. 2 in e-Moll) gehören neben denen Vivaldis zu den bekanntesten Barockwerken für Violoncello und Continuo.

Der Wechsel zwischen den meditativeren Bach-Solosuiten und den Duowerken der italienischen Barockzeit war abwechslungsreich, zumal gerade Geminiani sehr expressiv klang, die Aufführung intensiv, tief auslotend und von großer Intonationssicherheit war.

Lesung religiöser und zeitkritischer Texte

Abwechslungsreich war es nicht zuletzt auch, weil die Interpreten zwischen den einzelnen Werken Lesungen meist religiöser Dichtung machten, etwa von Christian Morgenstern. Teichmanis trug zudem einen zeitkritischen Text von Erich Kästner vor. So gab es an diesem Abend zwei eigenständige Ebenen: eine musikalische und eine literarische.

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