Schopfheim Musikalischer Grenzgänger

Gudrun Gehr
Hans Georg Moser feiert im Kreise seiner Familie. Foto:  

Hans Georg Moser präsentiert sich auch noch zu seinem 85. Geburtstag am 3. Oktober mit seiner sonnigen Frohnatur und einer großen Portion Schalk.

Ein wesentlicher Teil seines Lebens galt der Blasmusik und seinem Engagement für die Stadtmusik Schopfheim, zu welcher er als Posaunist in seinem 20. Lebensjahr dazustieß. Moser erinnert sich und schmunzelt: „Unser Dirigent wäre fast verzweifelt an mir“.

Engagement für Stadtmusik

Aber so schlimm kann es damals, im Jahr 1959, dann doch nicht gewesen sein: Moser blieb der Stadtmusik Schopfheim mit seinem Instrument über 40 Jahre treu. Auch übers rein Musikalische hinaus engagierte er sich stark für den Verein: Zunächst war er Schriftführer und Kassierer, dann leitete er 25 Jahre lang als erster Vorsitzender die Geschicke des aufstrebenden Orchesters. Damit ist Moser der bislang am längsten amtierende Vereinschef der Stadtmusik. Zwischenzeitlich ist er Ehrenmitglied und seit 1995 Ehrenvorsitzender der Stadtmusik.

Der Jubilar wurde am 3. Oktober 1939 in Calw geboren und wuchs als Einzelkind auf. Kurz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde sein Vater als Soldat eingezogen – so richtig kennenlernen durfte er diesen erst nach dessen Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft zehn Jahre später. Die Mutter stammte aus Höllstein, bezog mit ihrem Sohn jedoch kurz nach dessen Geburt eine Wohnung in der Feldbergstraße in Schopfheim.

Nach der Schule absolvierte Moser eine Lehre als Buchdrucker in der nahe gelegenen Druckerei Trefzer. „Ich wollte damals alles andere als Buchdrucker werden, aber die Lehrstelle war eben frei“, erinnert sich der Jubilar. Dem Handwerk und auch seinem Lehrbetrieb blieb er trotzdem mit kleineren Unterbrechungen sein Berufsleben lang als Abteilungsleiter treu. Der Branchenentwicklung folgend, schulte er zum Offsetdrucker um, als Drucker-Fachmann war er Prüfungsmitglied bei der IHK. Ein Arbeitsunfall war im Jahr 2000 ursächlich für seine vorzeitige Pensionierung.

Hans Georg Moser heiratete die aus Lörrach-Haagen stammende Brigitte Wiehl, die er beim Musikfest in Gersbach kennengelernt hatte. Dem Ehepaar wurde ein Sohn und eine Tochter geboren. Zwischenzeitlich gibt es auch zwei Enkel. Moser sagte: „Meine Ehefrau hat mir für meine Aktivitäten immer den Rücken freigehalten“. Ihr Tod im Jahr 2021 war ein großer Schlag.

Die Familie bewohnte von 1974 bis zu dessen Abriss das alte Musikhaus der Stadtmusik in der Mattenleestraße; zwischenzeitlich wohnt der Jubilar in der Hauptstraße.

Gründervater der Jumelage

Parallel zu seinem Beruf war Moser stets unterwegs und oftmals mit anderen Verpflichtungen zugange: Entweder mit der Stadtmusik, als Förderer der Jugendkapelle, als Gründer der Jumelage mit dem schwedischen Ronneby oder auch beim Organisieren des Bürgerbegehrens zum Bau der Stadthalle Ende der 1970er Jahre. Er machte sich erfolgreich dafür stark, dass es in Schopfheim statt einer Sporthalle eine Festhalle für kulturelle Zwecke gibt. Auch war er Gründervater der bis heute bestehenden Städtepartnerschaft mit dem schwedischen Ronneby, und arbeitete 33 Jahre lang im Jumelage-Komitee als Leiter der entsprechenden Arbeitsgruppe.

Keimzelle der Jumelage war eine Jugendorchester-Partnerschaft, die Dank privater Kontakte entstand; die offiziellen Gremien zogen nach. Nach seinem Ausscheiden führt seine Tochter Yvonne Sickinger seine Arbeit fort.

Dass in diesem dicht gepackten Terminplan für die Jahre 1976 bis 1978 noch ein Engagement in der internationalen „Lucky’s Black Forest Brass Band“ als Posaunist möglich war, erstaunt. Die Band absolvierte mehrere Konzertreisen in die USA und Kanada mit Gastspielen vor tausenden Zuhörern und wurde von der US-Presse wie der New York Times gefeiert. Der Jubilar besitzt höchst akkurat geführte Fotoalben aus jener abenteuerlichen Zeit. Darin findet sich auch ein Foto von Bundeskanzler Helmut Schmidt, der 1977 die Stadtmusik Schopfheim bei ihrem Auftritt beim Winzerfest Auggen dirigierte.

Zuhause sitzen und Däumchen drehen ist bis heute nicht sein Ding. Er vertreibt sich die Zeit mit Geselligkeit und Reisen, auch nach Übersee. Seinen Festtag verbringt der Jubilar im Kreise seiner Familie.

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