Schopfheim Nadelöhr mit Knackpunkten

Werner Müller

Radschnellweg: Ortstermin mit Andreas Schwarz, Fraktionschef der Grünen im Landtag

Ohne Strampeln geht’s halt nicht: Bis der geplante Radschnellweg Wiesental (RS7) von Schopfheim bis Lörrach und Basel in Betrieb gehen kann, sind noch eine Menge kräftiger Pedaltritte nötig.

Von Werner Müller

Schopfheim . Diese Erkenntnis nahm Andreas Schwarz, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag, nach einem Ortstermin in der Markgrafenstadt auf seine Rückreise nach Stuttgart mit.

In Begleitung des hiesigen Landtagsabgeordneten Josha Frey, des Kreistagsfraktionsvorsitzenden Bernd Martin und des zuständigen Dezernenten im Landratsamt, Ulrich Hoehler, informierte sich Schwarz am Kreisverkehr in Gündenhausen über den Planungsstand des Projekts.

Dabei ließ der „Rennradfahrer aus Leidenschaft“ keine Zweifel aufkommen, für wie wichtig er solche Schnellverbindungen hält. „Wir wollen Radfahren für ein breite Bevölkerungsschicht attraktiver machen“, sagte Schwarz. Dazu bedürfe es kreuzungs- und barrierefreier, durchgängiger Radschnellwege.

Der Landkreis sei in Abstimmung mit den beteiligten Kommunen Lörrach, Schopfheim, Steinen und Maulburg derzeit dabei, Vorschläge für eine so genannte „Vorzugstrasse“ zu erarbeiten, erklärte Ulrich Hoehler. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Ergebnisse vorliegen. Über Online-Plattformen konnten sich auch die Bürger mit konkreten Vorschlägen einbringen. Diesbezüglich seien rund 700 Anregungen eingegangen.

Es gehe beim RS7 nicht „ums Schnell-, sondern ums barrierefreie Fahren“, verdeutlichte Hoehler und vermied bewusst den Begriff „Autobahn“. Dass eine Schnellverbindung für Velos zwischen Schopfheim und Lörrach ihre Tücken hat, verdeutlichte Hoehler mit Verweis auf die enge Tallage mit hohen Verkehrsströmen auf Bundes- und Landesstraßen, samt S-Bahnline und dem Flusslauf der Wiese.

In dieser Gemengelage eine fünf Meter breite Radtrasse zu verwirklichen, die idealerweise „in und dicht neben den Siedlungsgebieten“ verläuft, sei eine „echte Herausforderung“, so der Dezernent.

Paradebeispiel dafür ist die Markgrafenstadt, wo der RS7 starten soll. „Wir stehen hier an einem Nadelöhr“, erläuterter Bürgermeister Dirk Harscher dem Gast aus Stuttgart die knifflige Lage. Für die Radschnelltrasse einen Weg durch oder um die Stadt herum zu finden, sei alles andere als einfach.

Ein Schnellweg im Süden an der B 317 entlang komme, auch wegen der Bahnlinie, eher nicht in Frage, zumal er einen großen Umweg bedeuten würde. Im Norden wiederum sei der Wiesendamm für die Schnelltrasse nicht breit genug; und die so genannte Nordumfahrung führe durch ein Gewerbegebiet mit viel Lkw-Verkehr.

Ausgerechnet in der Innenstadt, wo jetzt schon Tempo 7 gelte und eine zusätzliche Verkehrsberuhigung geplant sei, könne er sich eine Radschnellverbindung ebenfalls nur schwer vorstellen. Gleichwohl sei er guter Dinge, dass sich eine praktikable Lösung finde.

Weitaus skeptischer äußerte sich hingegen Hubert Deschler von der IG Velo. In Anbetracht vieler „gefährlichen Knackpunkten“ im Stadtgebiet plädierte er dafür, den RS7 nicht in Fahrnau, sondern erst in Gündenhausen beginnen zu lassen und die bereits bestehenden Radwege davor so gut auszubauen, dass auf ihnen der Startpunkt im Westen gefahrlos zu erreichen ist.

So ähnlich sah das auch Martin Gerber von der BI Verkehrfreie Innenstadt. „Kein Radschnellweg durch Schopfheim“, sagte er und forderte statt dessen den Verzicht auf den vierspurigen Ausbau der B 317 zugunsten eines zweigleisigen Ausbaus der Wiesentalstrecke.

Ulrich Hoehler legte gegen eine Verlegung des RS7-Startpunkts an die Peripherie indes Widerspruch ein. „Es geht schließlich um die Radler des gesamten Wiesentals, auch die des oberen“, betonte er.

Zu früh wollte auch Andreas Schwarz die Flinte nicht ins Korn werfen. „Sie sollten die Planer nicht zu früh aus ihrer Verantwortung entlassen“, schlug er vor. Statt dessen gelte es, am Ziel festzuhalten und die Radschnellverbindung in der Stadt beginnen zu lassen. So ähnliche Probleme wie im Wiesental gebe es im Übrigen im ganzen Land, da es halt dicht besiedelt sei.

Josha Frey sprach mit Blick auf den RS7 denn auch von einem der „zentralen Projekte“ der nächsten Jahre im Landkreis. Er appellierte an die Gemeinden, Lösungen anzubieten.

„Wir brauchen den Radschnellweg, um die Verkehrswende voranzutreiben“, ergänzte Bernd Martin. Marianne Merschhemke, Stadträtin der Grünen, bezeichnete den RS7 als „echte Alternative für die B 317“.

Für den RS7 übernehmen Bund und Land 87,5 Prozent der Planungskosten in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Den Rest von 12,5 Prozent teilen sich der Landkreis und die beteiligten Kommunen (Lörrach, Schopfheim, Steinen und Maulburg) je zur Hälfte.

Radschnellwege zeichnen sich durch eine durchgängige und breite Trasse aus. Ihr Hauptzweck ist nicht das Schnellfahren, sondern ein direktes und möglichst konfliktfreies Vorankommen.

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