Schopfheim Noch mehr Leben in die Wiese

Markgräfler Tagblatt

Flussarbeiten: Angelsportler setzen ihre Renaturierungsmaßnahmen fort / „Gute Chance“ für Lachse

Vom kerzengeraden Kanal zum lebendigen Flusslauf: Dieses Ideal von einer naturnahen Wiese lassen die Angelsportler so schnell nicht mehr vom Haken.

Von Werner Müller

Schopfheim . Nachdem sie bereits von 2013 bis 2017 das extrem begradigte Flussbett zwischen Golfplatz und Hammerwehr mit großem Aufwand an etlichen Stellen mit künstlichen Hindernissen ausgestattet haben (wir berichteten), sind sie jetzt an fünf weiteren Stellen in der Nähe des Spielplatzes im Bremt dabei, die Wiese mit Felsbrocken und Baumstämmen aufzumöbeln.

„Mit dem Einbau von solchen Störungen wollen wir die Geschwindigkeit senken und die Fließrichtung so ändern, dass der Fluss ein bisschen mäandert“, erläutert Gewässerwart Bruno Imbery das Konzept, das der Angelsportverein (ASV) selbst entwickelt und in Abstimmung mit der zuständigen Wasserrechtsbehörde (Regierungspräsidium) Schritt für Schritt in die Tat umsetzt.

Die Einbauten sorgen dafür, dass sich das Wasser leicht einstaut und Sediment liegen bleibt. Das wiederum erhöht die „Aufenthaltsqualität“ für Fische und Kleinlebewesen, die im Schatten der Hindernisse Schutz und Lebensraum finden.

Damit ist es an den Stellen, die der ASV derzeit mit Hilfe von schwerem Gerät umgestaltet, schon lange nicht mehr sehr weit her. In der Nähe der Grillstelle zum Beispiel ist das Flussbett auf der Entegast-Seite regelrecht blank poliert: Das Wiesewasser rauscht mit hoher Geschwindigkeit über die glatten Steine – kein Platz zum Verweilen für Tiere aller Art. „Die brauchen Lücken und Ritzen zum Leben“, weiß Bruno Imbery.

Solche Refugien sollen ihnen jetzt die künstlichen Hindernisse verschaffen – große Steine und darin verkeilte Baumstämme, die schräg zur Fließrichtung der Wiese liegen und das Wasser bremsen und umleiten. Auch eine aufgeschüttete Insel aus Steinen zählt dazu. Ein so genannter Schreitbagger platziert die Hindernisse im Flusslauf und verankert die Baumstämme mit zwei Meter langen Stahlstangen tief im Untergrund.

Diese naturnahen Flussbauwerke sollten rund 20 Jahre halten, schätzt Bruno Imbery. Nach seinen Worten hat der ASV in den vergangenen Jahren auf besagten Wiese-Abschnitt rund 100 000 Euro in die Renaturierung gesteckt – den Großteil davon steuert zum Glück allerdings das Land über Zuschüsse bei.

Das ist auch bei der jetzigen Maßnahme der Fall. Die Baggerstunden allein schlagen mit rund 15 000 Euro zu Buche, die das Land aus seinem Umweltfonds finanziert. Die Baumstämme besorgten sich die Angler selbst. „Die Stadt hat sie uns aus ihrem Wald zu einem fairen Preis verkauft“, so Imbery. In ein, zwei Jahren will der ASV die jetzt eingebauten Hindernisse noch mit Weiden bepflanzen. Die sollen im Flusslauf für Schatten sorgen und die Wassertemperatur niedrig halten.

Beim Bau von Hindernissen wollen es die Angelsportler um Bruno Imbery aber nicht belassen. Sie sorgen auch anderweitig für neues Leben in der Wiese: Vor wenigen Tagen setzten sie oberhalb der Brücke beim Golfplatz über 3000 junge Lachse aus. „Das ist ein gute Stelle, die Steine bieten viel Schutz“, so der Gewässerwart.

Der Verein hatte sich Anfang des Jahres vom Landesfischereiverband 14 000 Lachseier besorgt und sie in einem Teich ausgebrütet. Tägliche Fütterung und Reinigung erforderten insgesamt einen Arbeitsaufwand von 300 bis 400 Stunden.

12 500 junge Lachse schlüpften schließlich aus. 5000 davon setzte der ASV in außerdem in der Kleinen Wiese, 4000 in der Wiese bei Maulburg aus. „Sie haben eine gute Chance zu überleben“, schätzt Bruno Imbery.

Ob die ausgewachsenen Lachse nach ihrer Wanderung in die Nordsee irgendwann zum Laichen ins obere Wiesental zurückkehren werden, ist allerdings ungewiss. Denn noch gibt es in Haagen und beim Bauhof in Gündenhausen zwei Wehre, die für die Fische gar nicht oder nur schwer zu überwinden sind. Das ist denn auch eine weitere Baustelle, die Bruno Imbery und seine Mitstreiter vom ASV im Visier haben.

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