Schopfheim Ohne Bierflasch’ ins All

Markgräfler Tagblatt
Schaut dem Volk aufs Maul und wäscht sich mimisch in Unschuld: Heinz Becker alias Gerd Dudenhöffer. Foto: Ines Bode Foto: Markgräfler Tagblatt

Kabarett: Heinz Becker erklärt in der Stadthalle die Welt / Publikum völlig aus dem Häuschen

Von Ines Bode

Heinz Becker alias Gerd Dudenhöffer versteht was vom Unterhaltungsgeschäft: Ein gut gezielter Witz, und ganze Hundertschaften biegen sich vor Lachen. Noch zwei Scherze hinterher und das Publikum ist da, wo der TV-Spießer der Nation es haben möchte.

Schopfheim. Eine Art „Best of“ aus 30 Bühnenjahren gab es jetzt in der rappelvollen Stadthalle zu genießen. Neulich habe er geträumt, nicht verheiratet zu sein – „sooo“ gut habe er lange nicht geschlafen, witzelt Heinz Becker und erntet den ersten Brüller. Im nächsten Traum geht es um „Weltall und Küche“. Unter seinen Latschen brach der Küchenboden weg, er fiel ins All, und es durchzuckte ihn: „Ach Gott, ich ha die Bierflasch‘ vergesse“.

Déjà-vu heißt sein Programm, frei-deutsch: Alles schon mal dagewesen, aber sei‘s drum: Das Publikum ist nach fünf Minuten völlig aus dem Häuschen – und bleibt es exakt zwei Stunden lang.

Kollektive Lachkrämpfe in allen Tonlagen quittierten das Bühnengeschehen. Viel zu sehen gab’s wie immer nicht – ein Stammtischbruder sitzt auf einem Stuhl und schwafelt.

Doch die Inhalte haben es in sich. Creme für Gattin Hilde sollte er kaufen und landete im Erotikshop. „Soll ich Ihnen was zeigen?“, fragt die Verkäuferin. „Ach Gott, und wenn jemand kommt?“

Da hockt er mit Unschuldsmiene, schaut dem Volk aufs Maul und lässt es staubtrocken knallen. „Behinnerte Kinna (Kinder) sin nich ansteckend“. Oder: „Die drei letzten Kriege sollte man drauf haben – der erste, der zweite und der Mauerfall“.

Total schmerzfrei plaudert Becker über Gesellschaftlich-Politisches und Privates, über Familie, Bekannte und Verein. Darüber, wie es zugeht im Pfälzischen, darüber, was passiert, wenn der „Sefe-Spender zu viel Sefe spendet“ (Seife).

Plattheiten, gern anzüglich, in massentauglichen Humor zu verwandeln, ist die Kunst, auf die sich der preisgekrönte Kabarettist versteht. „Was mich uffrege tut“: Epische Erörterung umrankt alltägliche Trivialität.

Mit dem Finger pocht er vielsagend aufs Knie, die Schultern zucken, der Mund spitzt sich, wenns richtig böse wird. Zigeunerschnitzel dürfe man nicht mehr sagen. Es heiße korrekt Schweineschnitzel mit Migrationshintergrund. Becker lässt kein Reizthema aus, zieht lässig Erkenntnisse aus untersten Schubladen.

Ob Querschnittslähmung, Blindheit, Sterbehilfe – Hauptsache, ein Witz fällt ab. Stichwort Demenz: „S‘ Mutter erkennt d‘ Inge nich. S‘ Mutter ist zu beneiden“. Beerdigung nach einem Motorradunfall: „Ich frage wege de Lederjack“. Stichwort „Ehe für alle“. Aber wenn doch einer überhaupt nicht heiraten wolle? Stichwort „Sex im Alter“. Gibts nichts zu tapezieren? Keine Schränke auszuwischen?

Kaum beruhigen ließ sich ob solcher Sprüche so mancher im Saal. Ein Kapitel zu Jesus? „Och, das war vor meiner Zeit“, wimmle er Zeugen Jehovas ab, ließ Heinz Becker wissen.

Selbstredend entließ er das Publikum mit wertvollen Tipps: Das Leben beginne mit der Geburt, ende mit dem Tod – „dazwische muss ma kucke“.

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