Schopfheim Open-Air mit politischer Ausrichtung

Markgräfler Tagblatt
Die Band „Los Fragmentos“ eröffnet das Festival am Samstag. Foto: Christoph Schennen Foto: Markgräfler Tagblatt

„Holzrock“: Viel alternative Musik in Schopfheim / Vorträge im Rahmenprogramm

Von Christoph Schennen

Das linksautonome Musik- und Kulturfestival „Holzrock Open Air“ hat am Freitag und Samstag in Schopfheim stattgefunden. Es ist eines jener Festivals, das sich dadurch auszeichnet, dass man sich den Besuch noch leisten kann. Denn wo gibt es das schon, 15 Euro Eintritt für zwei Festivaltage? Das Festival bietet die Chance, nicht nur Gleichgesinnte zu treffen, sondern auch neue Bands aus diversen Stilrichtungen zu entdecken. Zu hören war Post-, Garage- und Noise-Punk, Rock’n’Roll, Low-Fidelity-Pop, Reggae und Dub. Viele dieser Bands (wie „Lo Fat Orchestra“, „Decibelles“ oder die „Petrol Girls“) mischen die Stile, so dass ein einzigartiger, unverwechselbarer Bandsound entsteht.

Die Organisatoren des Festivals, Mitglieder und Freunde des Vereins Soziokultur aus Schopfheim, wollen nicht nur feiern, sondern auch politische Botschaften vermitteln. „5 Jahre NSU-Prozess Kein Schlussstrich!“ liest man auf einem Transparent, auf einem anderen wird darauf hingewiesen, dass für Sexismus kein Platz ist auf dem Festival. Weil man nicht ununterbrochen Musik hören kann, ohne irgendwann genervt zu sein, gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm: Kinder können basteln oder malen oder werden geschminkt, schaukeln in der traumhaft großen Hängematte oder spielen Kicker. Erwachsene werden von den artistischen Darbietungen vom alternativen Zirkus Zansiba unterhalten.

Es weht ein Hauch von alternativer Wohnsiedlung – man denke da an die Freistadt Christiana – oder von Woodstock über das Gelände. Auf der Wiese unterhalb des Sengelenwäldchens kann gezeltet werden.

Film: „Blut muss fließen“ von Peter Ohlendorf

Im Rahmenprogramm des Festivals gibt es Vorträge, die in diesem Jahr über Permakultur und Awareness informierten.

Für jeden frei zugänglich war die Filmvorführung „Blut muss fließen“ in der Freien Waldorf-Schule. Regisseur des Films ist Peter Ohlendorf. Der Film basiert auf Aufnahmen von Thomas Kuban, der zahlreiche Nazi-Konzerte in Europa mit versteckter Kamera gefilmt hat. Das war eine große Herausforderung für den Journalisten die mit vielen persönlichen Einschränkungen verbunden war, wie Ohlendorf im anschließenden Filmgespräch erzählt, zu dem nur rund ein Viertel der Filmgucker geblieben sind.

In der rechtsextremen Szene kleidete er sich wie ein Nazi, und wenn er auf eine Pressekonferenz beispielsweise des Innenministeriums ging, musste er sich ebenfalls unkenntlich machen, um nicht erkannt zu werden. „Er führte ein einsames Leben, und sein Freundeskreis ist weggebrochen“, sagt Ohlendorf. „Er hat über neun Jahre (so lange dauerte das Projekt, d. Red.) eine tolle schauspielerische Leistung gezeigt.“ Kuban hat für das Filmprojekt 80 000 Euro in das technische Equipment investiert. Dessen Kernstück war eine kleine Knopflochkamera, die wohl auch Agenten benutzen, wenn sie geheime Filmaufnahmen machen.

Der Freiburger bemängelt, dass in der rechten Szene keine verdeckte Ermittler eingesetzt werden. Bei V-Leuten, die Mitglied der Szene seien, könne man nicht ausschlißsen, dass sie dem Verfassungsschutz „Märchen“ erzählen.

Ohlendorf forderte die Jugendlichen auf, sich gegen Rechtsextremismus und -populismus einzusetzen.

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading