Schopfheim-Raitbach Ruine vor endgültigem Verfall retten

Christoph Schennen
Das Vorstandsteam des neugegründeten Förderkreises Ruine Turmhölzle (von links): Jörg Sitzmann, Vorsitzender Wolfgang Richter, Dominik Baiker und Berthold Herberz. Foto: Christoph Schennen

Der „Förderkreis Ruine Turmhölzle“ hat sich am Sonntag im städtischen Museum gegründet. 15 Bürger wollen die unter Denkmalschutz stehende Anlage erhalten. Vorsitzender ist Wolfgang Richter, ein geschichtsbegeisterter Pharmazeut aus Lörrach.

Museumsleiter Dominik Baiker ist zweiter Vorsitzender, Jörg Sitzmann Schriftführer, Berthold Herberz Beisitzer und Marco Gembe Kassenprüfer. Der Mitgliedsbeitrag beträgt zehn Euro pro Jahr.

Schüler finden Mauerreste

Vor der Vereinsgründung hob Dominik Baiker die Bedeutung der Burg im Wald bei Raitbach hervor. 1981 wurden die Mauern freigelegt unter Mithilfe von Schülern des Theodor-Heuss-Gymnasiums. Bis zum Fundament wurde die Burg allerdings nicht ausgegraben, was nach Einschätzung von Baiker auch so schnell nicht nachgeholt wird. Aus historischen Quellen erfährt man laut Baiker nur wenig über die heutige Ruine. Fest steht, dass es im Osten eine Schildmauer und einen Bergfried gab, der aber kein Wohnturm war. Der Eingang, vermutet Baiker, lag im Nordosten oder an der Südseite, die einen direkten Zugang zur Ortschaft hat. Westlich des Bergfrieds gab es einen Palas (Saalbau), der mit dem Turm nahe der Schildmauer verbunden war.

Wolfgang Richter hält es nicht für ausgeschlossen, dass es noch ein weiteres Gebäude auf dem 600 Quadratmeter großen Burgareal gab. Wie viele Personen auf der Burg wohnten, ist unklar, wahrscheinlich ein Adeliger mit seiner Familie.

Teil einer Burgenlandschaft

Die Burg steht unter Denkmalschutz. Die Ruine befindet sich mit ihrem östlichen Teil auf privatem Grund und mit ihrem westlichen Teil auf städtischem Forst. „Sie war im Spätmittelalter Teil einer Burgenlandschaft“, betont Baiker. Lange genutzt wurde sie offensichtlich nicht, die Anlage wurde vermutlich im Spätmittelalter bereits zu einer Ruine. „Genauere Informationen zum Ende der Burg fehlen“, heißt es im Förderkreis-Flyer. Anders als bei der Burg Altenberg, einer im Kanton Basel-Landschaft gelegenen Referenzburg, wo es laut Baiker 600 Kilogramm Keramik-Funde gibt, gibt es zur Ruine Turmhölzle nur „zwei kleine Kistchen und Tütchen“, in denen Keramik, Metallfunde und Tierknochen vom Turmhölzle-Areal aufbewahrt werden.

Archäologische Funde in Baden-Württemberg werden vom Bodendenkmalamt (Freiburg) untersucht und dokumentiert und dann in Rastatt im Zentralen Fundarchiv des Archäologischen Landesmuseums eingelagert – so auch die Überreste aus dem „Turmhölzle“. Baiker will sich die Funde demnächst ansehen und auch die Dokumentation der Ausgrabung studieren.

Die gefundene Keramik verweist die Burg wohl ins zwölfte Jahrhundert, so Baiker; vielleicht sei sie auch schon im elften Jahrhundert entstanden. Auch das sehr gut erhaltene Mauerwerk des Bergfrieds erlaubt einen Rückschluss auf die Entstehungszeit. Die in Lagentechnik erbaute Mauer, deren Errichtung viel Handwerk- und Steinmetzarbeit voraussetzt, ist laut Baiker „typisch für das elfte und zwölfte Jahrhundert“.

Zahlreiche Vorhaben

Der Förderkreis hat sich laut Wolfgang Richter zum Ziel gesetzt, die Mauern zu konservieren. „2022 brach die Ringmauer an der Ostseite zusammen“, so Richter. „Daraufhin entstand der Wunsch, etwas zu tun, um die Ruine zu erhalten.“ Ferner will er die Burg erforschen, ein digitales Modell der Burg erstellen, einen Wegweiser und Infotafeln zum Turmhölzle aufstellen. Der Zugang zur Ruine soll verbessert, eine Ausstellung zur Burg erarbeitet sowie Vorträge und Exkursionen veranstaltet werden. Auch eine Publikation zu dem „bemerkenswerten hochmittelterlichen Denkmal“ ist geplant.

„Spannende Reise“

Die Mauerkonservierung soll aus finanziellen Gründen in Eigenleistung erbracht werden. Teilaufträge könnten auch an Fachfirmen vergeben werden, dazu ist der Verein aber auf Sponsoren angewiesen. „Eine spannende Reise liegt vor uns“, so Wolfgang Richter.

Kontakt: Wer dem Verein beitreten will, kontaktiert Wolfgang Richter, Tel. 07621/82848

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