Schopfheim/Regio Hebels Lyrik jazzig vertont

Gudrun Gehr
Das Big Sound Orchestra mit Sängerin Isa Morgenstern (blaues Kleid), Mundart-Expertin Heidi Zöllner (mit Mikro) und dem langjährige Dirigenten David Grottschreiber (rechts) , der an diesem Abend seinen Abschied bekanntgab. Foto: Gudrun Gehr

Unterm Titel „Verstöhndter mi?“ präsentierte das Big Sound Orchestra in der Stadthalle ein außergewöhnliches Konzert. Ausgangspunkt waren vertonte Gedichte von Johann Peter Hebel.

Es war die dritte Aufführung der Formation an diesem Wochenende. Keineswegs aber waren die 20 Musiker unter Leitung von Dirigent, Komponist und Arrangeur David Grottschreiber von den Konzerten in Rheinfelden oder in Lörrach erschöpft, vielmehr zeigten sie in der Stadthalle ein zweistündiges brillantes Programm.

Ausgangspunkt des Konzertes waren die vertonten Gedichte des Dichters Johann Peter Hebel: Der aus Norddeutschland stammende und in der Schweiz tätige David Grottschreiber wurde von seinem Orchester in seiner Idee unterstützt, eine Vertonung von Hebels Gedichten für Jazzorchester zu schaffen. Über ein Jahr lang probte die Band für das musikalische Projekt, erst vor einem Monat war die Arbeit beendet. Das Projekt erhielt den Namen „Verstöhndter mi?“ – die letzte Frage in Hebels Gedicht „Das Gespenst an der Kanderer Straße“.

Wie üblich, hatte das Big Sound Orchestra (BSO) für sein Projekt einen namhaften Musiker eingeladen: Den virtuosen Gast-Violinisten Adam Taubitz, der dem musikalischen Vortrag des Orchesters das i-Tüpfelchen aufsetzte. Die Band präsentierte eine hinreißende, groovende Vertonung mit typischem Bigband-Sound.

Gänsehaut beim Publikum

Die alemannischen Gedichte wurden von Sängerin Isa Morgenstern intoniert, in einen reinen, innigen Sopran – Gänsehaut beim Publikum war inklusive. Hebels Klassiker „Die Vergänglichkeit“ wurde instrumental präsentiert und erwies sich als Paradestück in einem an musikalischen Höhepunkten ohnehin reichen Konzert. Mit Standing Ovations bedankte sich das Publikum.

Für nicht alemannisch sprechende Gäste wurde eine Broschüre verteilt. Unter anderem waren darin Hebels Gedichte „Freude in Ehren“, „Das Spinnlein“ oder auch „Der Abendstern“ mit hochdeutscher Übersetzung abgedruckt. Heidi Zöllner als Fachfrau fürs Alemannische, Dialektautorin und Trägerin der Hebel-Gedenkplakette der Gemeinde Hausen, reflektierte die Gedichte Hebels im Zusammenhang mit seinem Lebenslauf und seiner Lyrik. Beispielsweise arbeitete der junge Hebel im Eisenwerk Hausen. Er dichtete – hochaktuell – in seinem Werk „Im Schmelzofen“ von seiner Furcht, daß aus Eisen Waffen geschmiedet werden: „Uf Völker-Fried’ und Einigkeit, von nun a bis in Ewigkeit!“ (Auf Völkerfried und Einigkeit – von nun an bis in Ewigkeit).

Gäste waren begeistert

Das Publikum war hellauf begeistert. Alt-Bürgermeister Martin Bühler aus Hausen - selbst ausgewiesener Hebel-Experte – zeigte sich überrascht von der ungewöhnlichen Darbietung des Orchesters. Er sagte: „Es gab bereits früher zahlreiche Vertonungen von Hebels Gedichten. Aber nie welche, die von einer Bigband als Jazz vertont wurden. Ich bin wahrhaft begeistert.“ Auch Expertin Heidi Zöllner schmunzelte: „Wäre Hebel hier gewesen, hätte es ihm in seiner Weltoffenheit sicherlich gut gefallen.“

Zum Schluss gab es noch eine traurige Mitteilung: Grottschreiber teilt mit, dass er nunmehr das letzte BSO-Konzert dirigiert habe. Nach 15 Jahren sei es nicht möglich, die Arbeit noch zu „toppen“ und er werde den Dirigentenstab niederlegen. Ein Sprecher der Band bedankte sich bewegt im Namen aller Bandmitglieder für das Privileg der langjährigen Zusammenarbeit. Ganz am Ende gab es von jedem Musiker eine rote Rose zum Abschied.

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