Schopfheim „Ritscherli“ und „Sunnewirbeli“

Markgräfler Tagblatt
Friedel Scheer-Nahor ist Expertin der alemannischen Sprache. Foto: zVg Foto: Markgräfler Tagblatt

Stadtbibliothek: Friedel Scheer-Nahor führt in einem VHS-Vortrag in die alemannische Sprache ein

Schopfheim (chs). Friedel Scheer-Nahor kommt am Mittwoch in die Stadtbibliothek nach Schopfheim, um Einblicke in die alemannische Sprache zu gewähren. „Alemannisch henne un enne am Rhii“ lautet der Titel ihres Vortrags, der um 20 Uhr beginnt. Wir haben vorab mit der Sprachwissenschaftlerin gesprochen.

Frage: Worum geht es in ihrem Vortrag?

Zu Beginn meines Vortrags erkläre ich den Begriff „Alemannisch“. Dann gehe ich auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede „henne un enne“, also hüben und drüben vom Rhein ein. Im zweiten Teil stelle ich einzelne Wörter aus dem alemannischen Wortschatz vor und erkläre ihre Herkunft, wie etwa das alemannische Erkennungswort „Zischdig“ für „Dienstag“. Mich interessieren auch Redewendungen, Volksreime und Kinderverse, die Rückschlüsse auf die Mentalität einer Sprechergemeinschaft offenbaren.

Frage: Was kennzeichnet die alemannische Sprache aus?

Sie ist nah am Mittelhochdeutschen, das um 1250 gesprochen wurde. Vom Osten des deutschen Sprachgebiets herkommend gab es vom 13. bis zum 16. Jahrhundert eine sprachliche Änderung, die sich nach Westen hin ausbreitete und das Mittelhochdeutsche in weiten Teilen zum Neuhochdeutschen verändert hat, den Südwesten aber nicht erfasste.

Frage: Wie viele Menschen sprechen heute noch Alemannisch?

Zirka zehn Millionen. Die Alemannischsprecher sind auf verschiedenen Staaten verteilt. Sie sind im Elsass, in der Schweiz, in Vorarlberg, in Liechtenstein und in Baden-Württemberg zuhause. Ich vergleiche das immer mit Kurdisch, das auch in vielen Staaten gesprochen wird.

Frage: Erweitert sich der Wortschatz?

Ja, es kommen noch neue, eher saloppe Ausdrücke hinzu. Es können sich auch spontan Worte durch Ableitung bilden. Die alemannische Sprache hat eigene grammatikalische Werkzeuge zur Wortbildung.

Frage: Kann man die alemannische Sprache lernen?

Grundsätzlich ja, bei uns gibt es aber keine Kurse, in denen man die Sprache so lernen kann, dass man danach perfekt sprechen kann. Das ist in der Schweiz anders, dort kann man Schwizerdütsch lernen. Wenn es hier überhaupt Kurse gibt, sind diese auf punktuelles Kennenlernen der sprachlichen Besonderheiten ausgerichtet. Auch ich habe mal am Sprachlehrinstitut der Universität Freiburg Alemannischkurse angeboten, die hauptsächlich von ausländischen Studierenden besucht wurden. Eine Schwierigkeit bei den Kursen ist im übrigen, dass es keine allgemein gültige Grammatik gibt, und auch in der Lautung und im Wortschatz von Ort zu Ort sprachliche Variationen zu finden sind. Nehmen wir den Feldsalat. Im Breisgau heißt er „Sunnewirbeli“, in der Ortenau „Ritscherli“ und in Lörrach und Umgebung „Nüsslisalat“. Sprachliche Variationen im Alemannischen, auf die ich im Vortrag auch eingehe, gibt es beispielsweise auch für „Löwenzahn“ oder „Marmelade“.

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