Schopfheim Sand und Schilf stoppen Schmutz

Markgräfler Tagblatt

Regenwasser: Stadt baut für über zwei Millionen Euro im „Lus“ einen Hochlast-Retentionsbodenfilter

Die Stadt baut für den Umweltschutz voll auf Sand – und auf Schilf. Im Lus buddeln derzeit Bagger den Boden um für ein Bauwerk der besonderen Art. Dort entsteht für über zwei Millionen Euro ein „Retentionsbodenfilter“ zur Reinigung des Oberflächenwassers.

Von Werner Müller

Schopfheim . Eigentlich wollte die Stadt nur das Gewerbegebiet „Im Lus West“ erweitern. Doch das Landratsamt verknüpfte die Genehmigung mit der Auflage, dass das Regenwasser aus dem gesamten Gewerbegebiet „weitgehend“ zu reinigen ist, bevor es in den Schlierbach fließt.

In einem Gewerbegebiet sammele sich auf den Straßen viel Feinstaub, Reifen- und Bremsabrieb an, den das Regenwasser in den Vorfluter (Schlierbach) spüle, erläutert Karsten Schmidt von der Firma Bioplan, die den Bodenfilter konzipiert, die grundsätzliche Problematik. Diese bestehe im Lus erst recht, weil sich das Gewerbegebiet zum Teil in der Wasserschutzzone drei befinde.

Das Landratsamt habe deshalb darauf bestanden, dass die Markgrafenstadt kein herkömmliches Klärbecken errichtet, sondern einen Retentionsbodenfilter, der einen wesentlich höheren Reinigungsgrad aufweist. Diese „naturnahe Wasserbehandlung“ hat sich nach Angaben des Bioplan-Geschäftsführers seit Mitte der 1980er Jahre in Deutschland bewährt.

Was da am Westrand von Gündenhausen seit ein paar Wochen entsteht, hat mit einem Regenklärbecken herkömmlicher Art denn auch nichts zu tun. Zwar wächst mittlerweile auch ein stattliches Betonviereck in die Höhe, doch dabei handelt es sich lediglich um das Einlaufbauwerk, das später einmal nicht zu sehen sein wird. Auch die eigentliche Klärstufe ist derzeit noch nicht sichtbar – und daran wird sich auch in Zukunft nicht viel ändern.

Denn der Retentionsbodenfilter besteht aus einem relativ flachen Sandbecken, das mit Schilf bepflanzt ist und in der grünen Wiesenlandschaft auch künftig nicht groß auffallen dürfte.

Das Regenwasser fließt aus dem Einlaufbauwerk über einen Verteilerkanal und durch eine Gabionenmauer auf den Sandbodenfilter, sickert durch denselben, sammelt sich an der mit einer Folie abgedichteten Sohle und gelangt über drei Dränageleitungen in den Vorfluter.

Die etwa 50 Zentimeter starke Sandfilterschicht halte sämtliche ungelösten Schadstoffe wie Schwermetalle und Polzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) zurück, so Karsten Schmidt.

Damit nicht genug: Im Laufe der Zeit nimmt die Reinigungsleistung dank dieser abgelagerten Schadstoffe sogar zu, weil sie auf dem Sandboden eine „Sekundärfilterschicht“ bilden. Die Retentionsfilter könnten ein breites Spektrum an Abwässern behandeln und seien zudem sehr wartungsarm, weil das Schilf nicht gemäht werden muss, betont der Bioplan-Chef.

Hoher Reinigungsgrad

Im Lus kommt die Stadt sogar in den Genuss eines „Pilotprojekts“. Denn normalerweise benötigt ein Retentionsbodenfilter eine Fläche von etwa 2500 Quadratmeter – gut doppelt so viel, wie in Gündenhausen zur Verfügung stehen.

Macht nichts: Der „Hochlast-Retentionsfilter“, der jetzt am Westrand der Stadt entsteht, erreicht dank neuester wissenschaftlicher Methoden nach Angaben von Bioplan eine Reinigungsleistung von „80 bis 95 Prozent“, ein herkömmliches Regenklärbecken schafft gerade mal 30 Prozent.

Wenn sich die Prognosen in Schopfheim bestätigen, könnte sich der Hochlast-Bodenfilter im Lus künftig sogar als Standard durchsetzen. Im Rahmen eines Forschungsprojektes beobachtet Bioplan die Anlage drei Jahre lang und betreut sie per Fernwartung.

Das Sandfilterbecken hat ein Fassungsvermögen von über 2100 Kubikmeter Regenwasser. Pro Sekunde kann es maximal 33 Liter gereinigtes Oberflächenwasser in den Schlierbach ableiten.

Apropos Schlierbach: Obwohl des Retentionsbecken relativ wenig Platz beansprucht, musste die Stadt den Wasserlauf im Herbst und Winter 2017 auf einer Länge von etwa 120 Meter verlegen. Jetzt schlängelt sich der Bach naturnah an der nördlichen Böschung des Sandbotenfilters entlang, der nach rund achtmonatiger Bauzeit im Herbst in Betrieb gehen soll.

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