Schopfheim Schätze für vier Hände

Jürgen Scharf
 Foto: Jürgen Scharf

Konzert: Berauschendes Recital mit ungarischem Klavierduo im Krafft-Areal.

Schopfheim-Fahrnau - Die Meinung, dass es nur wenig Literatur für Klavierduo gibt, ist weit verbreitet. Sie sei aber falsch, ist das Pianisten-Ehepaar Monika Egri und Attila Pertis der Ansicht. Die aus Budapest stammenden Musiker, die ein prämiertes Klavierduo bilden und vor zwei Jahren schon einmal bei „Klassik im Krafft-Areal“ gastierten, arbeiten seit vielen Jahren systematisch daran, die Schätze dieser vierhändigen Musikgattung zu heben.

Im Handel, so ihre Erfahrung, ist tatsächlich nur ein Bruchteil des Duo-Repertoires erhältlich. Der größere Teil schlummert im Dornröschenschlaf in Bibliotheken und Privatsammlungen. Im zweiten Konzert der neuen Saison kombiniert das Duo Clara und Robert, Fanny und Felix, also die Eheleute Schumann und die Geschwister Mendelssohn. Die Schwester von Felix ist erst in den letzten Jahren so richtig als Komponistin wiederentdeckt worden. Auch Clara Schumann braucht sich hinter ihrem Ehemann nicht zu verstecken, das hörte man schon in einer vorigen Saison in ihrem attraktiven romantischen Klavierkonzert.

Poesie und Präzision des Klavier-Duos

Nun erlebte man also verschiedene vierhändige Werke der beiden hervorragenden Komponistinnen, in denen sich Egri und Pertis auf die Austarierung lyrischer und dramatischer Momente, zwischen kantablem Tonfall und Grazioso-Spiel verstehen.

Ein anderer Schwerpunkt dieses Recitals waren Rachmaninow und Liszt. Von dem russischen Spätromantiker gab es sogar zwei Stücke, Romanze und Walzer, für Klavier zu sechs Händen. Für die fünfte und sechste Hand war die künstlerische Leiterin Andrea Kauten zuständig. Das war wirklich eine Premiere in der Reihe der Stiftungskonzerte: drei Pianisten an einem Flügel. Wann sieht und hört man das schon einmal?

Aber auch zu zweit in den sehr atmosphärischen Sechs Stücken für Klavier op. 11, darunter einem russischen Lied, verstehen es Egri und Pertis, Farben und Flair dieser Musik darzustellen. Ihr Rachmaninow klingt nicht sentimental nach schwelgerisch-melancholischer Salonmusik, sondern streng, ernst und geradlinig.

In „Liebesfreud“, der Paraphrase eines Wiener Walzers nach Fritz Kreisler in der virtuosen Tastenfassung von Rachmaninow, holen die beiden Pianisten heraus, was herauszuholen ist, und schüren schon einmal im Publikum die Begeisterung, die sich dann bei einer Ungarischen Rhapsodie von Franz Liszts Luft macht.

Das ungarische Klavierduo kennt seinen Liszt aus dem Effeff. Beide sind erstklassige Virtuosen, und die braucht es, um Liszt kongenial zu interpretieren. Aber wer die CD-Ersteinspielung aller Ungarischer Rhapsodien für sich beanspruchen kann und für die Gesamtaufnahme aller Opernfantasien von Liszt mit einem Grand Prix du Disque ausgezeichnet wurde, der weiß Bescheid um die Lisztsche Klavierdichtkunst.

Egri und Pertis führen Poesie und Präzision vor. Liszts sehr wirkungsvolle Zweite Ungarische Rhapsodie spielen sie mit Feuer und pfeffrigem ungarischem Temperament und hinterlassen einen überwältigenden Eindruck auf die Zuhörer in der Fahrnauer „Tonhalle“.

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