Schopfheim Schräge Vögel und ein Geist

Werner Müller

Zunftabend: Narren machen den Stadtpark unsicher / „Grabben“ und andere Plagen

Schopfheim - Was für ein Geflatter und Gezwitscher: In den Stadtpark entführten die Aruba-Narren ihre Gäste beim Zunftabend. Die staunten denn auch nicht schlecht, wer da zwischen „Wolljäären“ und versch...mutzten Sitzbänken sein Unwesen trieb – schräge Vögel, dubiose Gestalten und sogar ein Geist.

Ein Regent hält Wort: „E huffe gueti Sache“ kündigte Statthalter „Werner vom Mitteldorf“ den Besuchern des Zunftabends an – und sollte recht behalten. Bis kurz vor Mitternacht unterhielten die Aruba-Narren in der gut gefüllten Stadthalle ihre Gäste.

Die zahlten die Leistungen auf der Bühne mit guter Stimmung zurück und folgten damit dem Aufruf von Oberzunftmeister Hanspeter Meyer, der bei der Begrüßung die in der Mehrzahl fasnächtlich gekleideten Besucher gebeten hatte: „Machet mit und klatschet mit“.

Einen großen Anteil an der närrischen Stimmung hatte auch eine Neuerung: Zwischen den einzelnen Nummern spielte die Harros Dance Band (Harro Einengel und Adolf Schäuble) gute alte deutsche Schlager – und traf damit nicht nur den Geschmack der Zuhörer, sondern animierte diese – fast ein Novum am Zunftabend – sogar zu etlichen Schunkelrunden.

Schopfheim . Gut vier Stunden lang drehte sich auf der Bühne fast alles um die „Grabben“ (Raben), die nicht nur den zwei putzigen Edelvögeln in der Voliere (Manfred Schnell und Mirco Radtke) auf den Keks gingen. Einer der schwarz gefiederten Gesellen kam sogar im Sturzflug direkt unterm Hallendach dahergesegelt – „die Grabbe im Park“ waren nicht nur Pausenfüller, sondern allgegenwärtig – wie im echten Parkleben.

Den Vogel im Programm schossen die üblichen Verdächtigen ab. Jeannot Weißenberger beispielsweise hatte eine schwer verdauliche Nummer für Veganer im Gepäck – die „Schnitzelbank“ nämlich. Darin funktionierte er den neuen, imposanten Döner-Imbiss beim Bahnhof zum „Luftschutzbunker für Erdogan“ um.

Locker mithalten beim Vogelkonzert konnte auch der „Gesangverein Notschrei“ (Klaus Strauß, Peter Strauß, Erich Lacher, Thomas Gsell und Jeannot Weißenberger). Das Quintett witzelte in wohltemperiertem Chorgesang über die geplante „Spiegeleierstroß“ zwischen Adler-Kreisel und „Kranz“ und machte sich über die neue Sitzverteilung im Gemeinderat lustig. „De Horschig findet des famos, sitzt im Burgi ufem Schoß“, tirilierte das Ensemble und fuhr fort: „CDU und SPD chasch jetzt ganz hinte seh. De Artur Cremans isch nit muff, rollt das Feld vo hinte uff“.

Turbulente Szenen spielten sich bei der Nummer „Im Stadtpark“ ab, wo ein paar alkoholisierten Bankdrückern (Jeannot Weißenberger, Peter Strauß und Roland Schwald) plötzlich ein Gespenst erscheint: Die „alti Schachtel“ entpuppt sich doch als die leibhaftige Anna Kym (Ramona Schwald), die der Stadt ihren Garten einst vermacht hatte und jetzt den bärtigen Kerlen ordentlich den Marsch bläst.

Um der lieben Ordnung willen hatte „de Gendarm“ (Klaus Ziegler) alle Hände voll zu tun. Lediglich mit dem Burgi habe er leichtes Spiel, verriet er. Der sei ja viel braver als sein Vorgänger, meinte der Gesetzeshüter. „Harscher isch halt kein Nitz, zum verzelle git’s fast nits“. Von einem Spaziergang in der neuen Fußgängerzone riet er ab („der duet sich nit lohne“), mit Ausnahme des „Döner-Tempels“ vielleicht. Seinetwegen müsste man aus Polizeisicht die Scheffelstraße umbenennen in „Bosporus-Boulevard“ oder „Kebab-Chaussee“.

Mit Schutzhelm verrichtete die „Putzfrau“ (Heike Wagner) im Anna-Kym-Garten ihr hartes Tagwerk, fand aber noch Zeit über die Kostenexplosion beim Campus zu lästern: „Die vermehren sich wie die Grabben“.

Das Trio „Michi-Jakob-Stefan“ (Michael Meyer, Jakob Glöggler und Stefan Reimann) ließ einen „Raben der Nacht“ auf Ärztesuche gehen und lauschte einem Klavierquartett, das ohne Hände auskam.

Stimmgewaltig präsentierten sich wie immer die Schlattholz-Singers: Sie gingen unter anderem mit einem „goldenen Lasso“ auf Krähenfang. Kurz, dafür aber umso teurer war das Gastspiel einer „Musigg-Box“ aus der Schweiz.

Mit Tanzdarbietungen des Narrennachwuchses und des Kindergartens Langenau hatte der kurzweilige Abend begonnen. Den Schlussakkord setzte, wie es sich gehört, die zwei „Letschte“ (Klaus Strauß, Jeannot Weißenberg). Dass Heidi Malnati immer noch im Gemeinderat sitzt, erinnerte die beiden an eine „Schlecker-Filiale, die nicht schließen will“. Im VHS-Programm stöberten sie einen Kurs mit dem Titel „Blähungen als Botschaft“ auf – und waren erleichtert, dass es sich wohl nur um einen „Schnupperkurs“ handele. Den wahren Grund für die Klimakrise enthüllte das Duo nebenbei auch. Die dafür einst zuständige Firma gebe es halt nicht mehr: „Wie das Wetter auch wird für unser Klima – Medima, Medima“.

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