Sorgenkind in diesem Sinne ist insbesondere der Pflegedienst, der ältere Menschen im gesamten Kleinen und großen Wiesental ambulante Pflege anbietet und darüber hinaus im Eisweiher eine ambulant betreute Wohngemeinschaft (WG) für zehn Menschen betreibt. „Curare steht nicht gut da“, bekennt Lang nach einem intensiven Blick in die Bücher.
WG-Miete wird steigen
Gerade die WG – unter ideellen Gesichtspunkten ein Vorzeigeprojekt – sei ein Zuschussgeschäft. Zehn Bewohner mit einer Betreuung rund um die Uhr: Der Personalschlüssel ist hier besser als in jedem Pflegeheim oder Krankenhaus, macht Lang deutlich. Klar sei daher schon jetzt: Auch hier müssen die Mieten angehoben werden. Wann und wie hoch, ist aktuell noch nicht klar, da es auch ums grundsätzliche Konzept gehe. Klar ist nämlich auch: Auf eine kostendeckende Höhe können die Mieten gar nicht angehoben werden.
Persönliche Vorwürfe
Auch über den Mietwucher-Vorwurf hinaus sehen sich ESW und insbesondere Lang persönlich Anwürfen ausgesetzt, die in einem anonymen Schreiben auch unserer Redaktion erreicht haben: Die Stimmung sei schlecht. Mit Lang, vor seinem Wechsel ins ESW bekanntlich über 30 Jahre lang bei der VR-Bank tätig, habe ein neuer Geist Einzug gehalten – der Fokus nun auf Zahlen statt Menschen gerichtet, so der Tenor. Dies wiederum in negativer Absetzung zu Vorgänger Martin Mybes, der sich vergangenen Herbst in den Ruhestand verabschiedet hatte.
„Sicherlich: Die Dinge ändern sich. Es gibt an vielen Stellen Handlungsbedarf. Dinge müssen neu gerechnet und angeschaut werden, damit das Boot insgesamt nicht ins Schlingern gerät. Und genau das ist auch die Aufgabe des neuen Geschäftsführers“, hält Multner dem entgegen.
Weiter Optimierungsbedarf
Heißt das im Umkehrschluss, dass der neue Geschäftsführer nicht das wohlbestellte Haus übernommen hat, das man sich wünscht? So deutlich wollen weder Lang noch Multner werden und formulieren lieber positiv: „Es gibt Bedarf und Potenzial für Optimierungen“ – sei es im Kleinen bei den Routen der ambulanten Pflegekräfte, sei es bei der Vereinheitlichung von Mieten oder beim Konzept im Eisweiher.
Trotz aller Zahlenzwänge zeigt Lang sich optimistisch, das ESW auf gutem Kurs zu halten – und zwar gemeinsam mit den etwa 160 Mitarbeitern und den etwa 130 Bewohnern der verschiedenen Häuser, über eine intensivere Vernetzung mit anderen Anbietern im Pflegebereich und eine Öffnung des Hauses – in dem sich neben der Tagespflege beispielsweise auch ein Veranstaltungsraum findet, der künftig auch Nutzer von außerhalb offenstehen soll.