Schopfheim Spitzenpegel ist nicht ausschlaggebend

Markgräfler Tagblatt

Bauausschuss: Motorradlärm: Gremium beschließt Lärmmessungen / Am Ende soll das Jahresmittel gelten

Von Petra Martin

Gegen die Gesundheitsbelastung, unter der Anwohner an vielbefahrenen Motorradstrecken zu leiden haben, gibt es offenbar kein wirksames gesetzliches Mittel.

Schopfheim. Solange Politiker die Gesetze, Lärmverordnungen und Regeln zum Schutz von Menschen nicht ändern, wird es wohl - im wahrsten Sinne des Wortes - keine Ruhe für die lärmgeplagten Bürger geben.

Diesen Eindruck musste zumindest mitnehmen, wer die Bauausschusssitzung am Montag besuchte. Zwar sprach sich das Gremium mehrheitlich für Lärmmessungen aus, doch Überschreitungen der Richtwerte werden aufs Jahr hochgerechnet, so dass es am Ende ein Durchschnittswert sein wird, der zählt.

Dies machte der Vertreter der Firma für die Software von Lärmberechnungen deutlich. Anders als in einem Gewerbegebiet, gelte im Straßenverkehr kein maximaler Spitzenpegel. Somit sei es fraglich, dass Spitzenwerte auf das ganze Jahr gesehen erreicht würden. Im übrigen liege der Bewertung eine Verordnung von 1990 zugrunde, die gar keinen Motorradlärm vorsehe. Derzeit werde sie überarbeitet.

Mit diesen Aussagen habe sich der Vertreter der Firma, der mit dem Motorrad nach Schopfheim gekommen sei, beinahe selbst um seinen eigenen Auftrag gebracht, konstatierte Bürgermeister Nitz. Trotzdem entschied sich das Gremium, das Geld in die Hand zu nehmen, zunächst rund 10 700 Euro, um auf den Kreisstraßen in Höhe Altig, zwischen Kürnberg und Sattelhof und bei Gersbach-Schlechtbach Lärmmessungen vorzunehmen mit dem Ziel, beim Kreis etwa ein Tempolimit zu erreichen.

„Das ist eine Argumentationshilfe für bestimmte Maßnahmen“, betonte Thomas Gsell (SPD). Es gehe nicht darum, dass die Richtwerte im Jahresmittel nicht überschritten werden würden, sondern darum, einen Nachweis mit Spitzenwerten, etwa an Wochenenden mit schönem Wetter, über eine gewisse Zeit zu führen. „Dann werden die Spitzenwerte nicht nur einmal, sondern mehrmals erreicht.“

Ortsvorsteher Willi Tholen (Raitbach) zeigte sich resigniert; wenn es nichts bringe, könne man es auch lassen. Thomas Kuri (CDU) schloss sich Thomas Gsell an. Es gehe darum, die Belastungen der Bürger aufzuzeigen. Karlheinz Markstahler (Freie Wähler) beantragte, nicht auf allen drei Strecken zu messen, was die Runde aber ablehnte.

Zu Beginn der Sitzung hatten zwei Bürgerinnen gefordert, die Messungen nur auf solchen Straßenabschnitten vorzunehmen, in denen es Häuser gebe, und auch den Zeitpunkt für die Messungen sinnvoll auszuwählen. So mache eine Messung am Montag um 10 Uhr keinen Sinn. „Da ist in Kürnberg nicht der Bär los.“ Auch im Winter machten Messungen keinen Sinn. Vielmehr solle an schönen Wochenende oder Feiertagen gemessen werden.

Am vergangenen Wochenende sei es wieder sehr schlimm mit dem Motorradlärm gewesen. Man könne sich nicht mehr unterhalten, bei offenem Fenster weder mittags schlafen noch ausschlafen. Um 7 Uhr morgens gehe es schon los, dann habe man Lärm bis am Sonntagabend, also das ganze Wochenende durch, bekräftigte Ortsvorsteher Christian Walter (Gersbach).

Ortsvorsteher Martin Gruner (Kürnberg) gab zudem zu bedenken, dass die Motorradsaison am 31. Oktober ende; Messungen danach machten keinen Sinn. Die geplanten Messungen sollen über zwei Wochen gehen.

„Je länger die Messungen, desto genauer die Ergebnisse“, meinte der Vertreter der Firma, die die Lärmberechnungen im Sinne der Lärmschutzrichtlinie vornimmt. Den Zeitpunkt und die Position der Messgeräte könne die Stadt festlegen, was in Absprache mit den Ortsvorstehern geschehen soll.

Bürgermeister Nitz sagte auch zu, die Messungen nicht im Winter vornehmen zu lassen. Es könne indes immer nur um Teillösungen gehen. Ganz werde man des Problems nicht Herr werden können.

Durch die Messung könne zum Beispiel die Belastung der Anwohner im Vergleich mit der in einem Gewerbegebiet verglichen und eruiert werden, wie nah die Menschen an einer hohen Belastung dran seien, so der Vertreter der Messungsfirma. „Wir betrachten den Spitzenpegel und die Häufigkeit.“

Cornelia Claßen (Ordnungsamt) teilte mit, sie habe beim Kreis Bedarf für die Aufstellung eines Tempo-Displays für die Kreisstraße 6352 angemeldet.

Bei zwei Gegenstimmen entschied der Ausschuss, dem Gemeinderat die drei Messungen für einen Beschluss zu empfehlen.

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