Schopfheim Stadtbus fährt künftig auf Abruf

Anja Bertsch
In seiner aktuellen Form fährt der Citybus bis Ende 2024 Foto: Petra Pflüger

Mobilität: Gemeinderat beschließt neues Konzept für innerörtlichen ÖPNV / Umsetzung ab 2025

Richtungswechsel im Schopfheimer Stadt-Busverkehr: Statt nach festem Fahrplan soll der Citybus ab 2025 „on demand“ – auf konkrete Nachfrage also – verkehren. Im Zuge dessen sollen, anders als aktuell, wieder alle Ortsteile angefahren werden.

Von Anja Bertsch

Schopfheim. Die entsprechenden Weichen stellte der Gemeinderat am Montag – und machte damit die Bahn frei für ein „wegweisendes Element eines zukunftsfähiges Nahverkehrs“, zeigte sich Bürgermeister Dirk Harscher überzeugt.

Das Konzept

Die Grundidee: Nutzer können den Rufbus als Teil des öffentlichen Nahverkehrs bei Bedarf ordern – am einfachsten per App; womöglich gibt es aber auch andere Buchungs-Optionen. Innerhalb eines festgesetzten Zeitrahmens – angedacht ist eine halbe bis eine Stunde – greift der Rufbus den Passagier dann an einem Haltepunkt auf, der maximal 300 Meter vom Standort entfernt liegt.

Erweitertes Angebot

Geographische und zeitliche Verfügbarkeit des „Linienbedarfsverkehrs“,so die offizielle Bezeichnung, sollen deutlich über dem aktuellen Citybus-Angebot liegen: Angefahren werden bei Bedarf künftig alle Ortsteile. Verfügbar ist das Angebot unter der Woche für acht Stunden täglich, samstags für vier und sonntags nicht. Aktuell werden nur Langenau, Wiechs und Fahrnau vom Citybus bedient, mittwochs und samstags nur vormittags, am Sonntag fährt gar kein Bus.

Auf den ersten Blick viele Vorteile für das neue Konzept also, die von Bürgermeister Harscher denn auch mit Verve hervorgehoben wurden: „Flexibel, bedarfsgerecht und ein entscheidender Schritt zu einem modernen, attraktiven ÖPNV.“

Dieser Perspektive schloss sich unter anderem Thomas Kuri (CDU) an. „Attraktiv ist eine Stadt heutzutage nur mit einem funktionierenden ÖPNV. Dies hier ist ein zukunftsorientiertes System.“ Auch Martina Hinrichs (SPD) hob die Vorteile hervor: Leere Busfahrten wie es sie aktuell durchaus gebe, würden beim Rufbus vermieden: „Gefahren werden nur die Strecken, die konkret angefragt sind.“

Kritik an hohen Kosten

Als Gegenargument führten Skeptiker insbesondere aus den Reihen der Freien Wähler und der Grünen vor allem die Kosten ins Feld. Hildegard Pfeifer-Zäh etwa rief dazu auf, „das Haushaltsdefizit in seiner Dramatik“ im Blick zu behalten, die ein solch ausgebautes Angebot – immerhin eine freiwillige Leistung der Kommune – kaum erlaube.

Tatsächlich kommt das On-demand-Angebot die Stadt womöglich doppelt so teuer wie der aktuelle Citybus: Für diesen berappt die Stadt aktuell etwa 180 000 Euro im Jahr. Die Kosten für den Rufbus sind auf 250 000 bis 390 000 Euro angesetzt. Was im Gegenzug über Zuschüsse und Fahrkartenverkauf hereinkommt, sei aktuell kaum kalkulierbar, so die Aussage aus dem Rathaus.

Weitere Kritik-Punkt: Der Bedarf in Sachen ÖPNV sei offenbar gar nicht in dem Maße gegeben, wie er künftig angeboten werden soll, merkte Ernest Barnet (Grüne) an: Er erinnerte daran, dass der Citybus früher einige Ortsteile mehr angefahren habe – das Angebot dann aber wegen mangelnder Nachfrage wieder zusammengestrichen worden sei.

Abstimmung in Etappen

Zur einigermaßen knappen Entscheidung für den Anruf-Bus rang sich das Gremium letztlich in Etappen durch. Der grundsätzliche Beschluss für das neue Konzept fiel mit 12 zu neun Stimmen. Unter den drei von der Verwaltung vorgestellten Varianten entschied sich eine Mehrheit in einer zweiten Abstimmung für die vom zeitlichen Angebot her kleinste und damit kostengünstigste Variante. Bei den von der Verwaltung favorisierten „größeren“ Varianten wäre das tägliche Zeitfenster und die Verfügbarkeit an den Wochenenden inklusive Sonntag deutlich größer gewesen – allerdings auch die Kosten: Diese hätten je nach Variante bei bis zu 780 000 oder einer knappen Million Euro gelegen.

Weiteres Vorgehen

Nachdem der Beschluss gefallen ist, wird das Projekt nun unmittelbar ausgeschrieben. Die Laufzeit des neuen Angebots soll zunächst bei fünf Jahren liegen und 2025 starten. Das Verfahren liegt in Händen des Landkreises, der grundsätzlich für den ÖPNV zuständig ist. Die Umsetzung vor Ort hatte bislang die Stadt Schopfheim unter ihren Fittichen. Eine Neuordnung ist nötig, weil die aktuell bestehende Genehmigung im Dezember 2024 ausläuft.

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