An den ersten SPD-Bundestagsabgeordneten aus Schopfheim erinnert Klaus Strütt in seinem Beitrag. Der Name dürfte den wenigstens Schopfheimern bekannt sein: Gustav Herbig. Ein glänzenden Redner, der im Sudetenland geboren wurde, in der Nazizeit im KZ saß, 1948 aus dem kommunistischen Tschechoslowakei nach Deutschland floh und in Gersbach von 1949 bis 1951 eine neue Heimat fand.
Tief in der Stadtgeschichte gegraben hat auch Aaron Schwald. Er schildert detailliert und kenntnisreich das Leid und die Not der Markgrafenstadt und ihrer Bewohner während des 30-jährigen Kriegs (1618 bis 1648). Die Stadt musste den durchziehenden Armeen ständig Tribut zollen und ging pleite; marodierende Soldaten brandschatzten, zerstörten und mordeten; die Pest wütete und forderte 656 Tote – am Ende hatten der Krieg und seine Begleiterscheinungen einem Drittel der Bevölkerung das Leben gekostet.
„Schleichender Niedergang“
Von diesem Schlag sollte sich die einst stolze Markgrafenstadt nie mehr ganz erholen. „Das war – 400 Jahre nach ihrer Gründung – der Anfang vom schleichenden Niedergang für die Bedeutung der Stadt“, so das Fazit von Klaus Strütt.
Er selbst geht in einem Beitrag der Geschichte der Glocken der evangelischen Stadtkirche von 1892 auf den Grund und beschreibt das Schicksal der zwei Gottschalck-Villen und ihrer Bewohner. Der Historiker Klaus Schubring verfolgt die Spuren einer weggeschwemmten Kirche beim heutigen Golfplatz in Ehner-Fahrnau.
Weitere Jahrbuch-Artikel beschäftigen sich mit dem Hochzeitsbuch der Eheleute Camill und Anna Kym-Krafft (Ulla K. Schmid), der zweiten Aktion der Stolperstein-Initiative (Andrea Millhahn-Menne und Ingeborg Teipel), dem 120-jährigen Bestehen der Zeugen Jehovas in Schopfheim (Hansjörg Noe), der 35. Mund-Art Literatur-Werkstatt (Markus Manfred Jung und Volker Habermaier) sowie dem 150jährigen Bestehen der Feuerwehr Langenau.
Zwei Porträts runden das Jahrbuch ab – eines ist dem Gersbacher Rolf Strohm gewidmet („Mitmachen liegt mir am Herzen“, Autor: Werner Müller), das andere der verstorbenen Fasnachtslegende Hermann Wendland („Er brachte Schopfheim zum Lachen“, Autor: Johannes Kaiser).
Das Jahrbuch 2023 ist erhältlich im örtlichen Buchhandel sowie in der Stadtbibliothek und im Tourismusbüro. Es ist außerdem bestellbar über die Homepage der Stadt: www.schopfheim.de/de/Lebenswertes-Schopfheim/Stadtportrait/Jahrbuecher/Jahrbuch-Bestellung