Anfang vergangener Woche fiel – ganz ohne feierliches Brimborium, durch schlichtes Auffahren der Baugeräte – der Startschuss für eines der prominentesten Projekte der Innenstadt: der Bau des neuen Uehlin-Hauses.
Mit neuem Uehlin-Haus und alter Hebelschule beschäftigen gleich zwei prominente Innenstadt-Gebäude den Gemeinderat.
Anfang vergangener Woche fiel – ganz ohne feierliches Brimborium, durch schlichtes Auffahren der Baugeräte – der Startschuss für eines der prominentesten Projekte der Innenstadt: der Bau des neuen Uehlin-Hauses.
Eigentlich sollte das neue Gebäude im Herzen der Innenstadt just jetzt, Mitte März 2025, bereits fixfertig sein. Darauf hatte sich die die Atmos4 GmbH (Karlsruhe) verpflichtet, als sie das Grundstück im März 2022 von der Stadt erworben hatte. Zwischenzeitlich allerdings hat der Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung der Verlängerung der Bauverpflichtung um zwei Jahre zugestimmt. Das wiederum wurde in der jüngsten öffentlichen Sitzung am Montag in Form einer Mitteilungsvorlage bekanntgebeben.
An Stelle der historischen Uehlin-Häuser, die vor genau einem Jahr abgerissen worden waren, soll bekanntlich ein Wohn- und Geschäftshaus entstehen und die Innenstadt als „Wohlfühloase“ beleben. Die Eigentümerin spricht von einer „behutsamen Neuentwicklung des geschichtsträchtigen Ortes“, an dem Georg Uehlin mit dem „Statthalter von Schopfheim“ im Jahr 1864 die erste Lokalzeitung des Wiesentals und den Vorgänger des heutigen Markgräfler Tagblatts gründete.
Im Erdgeschoss sind Ladenlokale für eine sogenannte „Erlebnis-Gastronomie“ geplant, in den vier Etagen darüber sind bis zu neun exklusive Eigentumswohnungen zwischen 34 und knapp 90 Quadratmetern. Kostenpunkt: Knapp 200 000 Euro für die Einraum-Wohnung unterm Dach, knapp eine halbe Million Euro für 3,5 Zimmer eine Etage drunter. Ein Teil der exklusiven Wohnungen ist den Angaben des Investors zufolge bereits reserviert, ebenso wie die Ladenlokale im Erdgeschoss.
Ein exakter Zeitplan für die Fertigstellung ist nicht öffentlich bekannt, Anhaltspunkte immerhin gibt es: Die im Zuge der Bauarbeiten ausgesprochene halbseitige Sperrung der Hauptstraße vor dem Grundstück ist auf vorerst 15 Monate angekündigt; die nun verlängerte Bauverpflichtung wiederum setzt das Frühjahr 2027 als neue Frist.
Während es auf dem Uehlin-Areal nun also endlich vorangeht, tut sich bei einer weiteren prominenten Immobilie in der Innenstadt weiterhin nichts: Ein Käufer für die ehemalige Hebelschule (Torstraße 4) ist nicht in Sicht, erklärte der Technische Beigeordnete Thomas Schmitz in der Gemeinderatssitzung auf Anfrage der SPD-Fraktion. Die hatte sich im Vorfeld der nach dem Stand des Verkaufs erkundigt – und nach einer möglichen Anpassung der Ausschreibung, um das Interesse potenzieller Käufer anzukurbeln. Beides musste Schmitz negativ beantworten.
Zur Erinnerung: Die Frage, ob die Stadt das etwa 400 Jahre alte Gebäude mitten in der Altstadt in städtischem Besitz halten und selbst nutzen soll oder ob sie es verkaufen darf, war in der Bürgerschaft zeitweilig hoch umstritten. Ein Bürgerentscheid im November 2023 machte den Weg für den Verkauf frei – so, wie Stadt und Gemeinderat es längst gewünscht hatten.
In ihrer Verkaufsausschreibung formulierte die Stadt Anforderungen an mögliche Interessenten: Diese müssen ein Gestaltungs- und Nutzungskonzept vor- und ein Mindestgebot von 850 000 Euro auf den Tisch legen. Als „wünschenswert“ definiert die Stadt im Verkaufsexposé, dass das Gebäude weiterhin öffentlich zugänglich ist. Als neue Nutzungen sind demnach Gastronomie, Läden, Büros für Freischaffende, Coworking-Spaces oder auch Arztpraxen denkbar.
Klare Ansage seinerzeit: Neben dem schnöden Geld sollte die geplante Nutzung entscheidendes Kriterium für die Auswahl des künftigen Besitzers sein. Allerdings: Von „auswählen“ kann bislang keine Rede sein. Das Gebäude ist seit einem knappen Jahr auf dem Markt, in dieser Zeit gab es neun Anfragen, fünf Besichtigungstermine – und kein Angebot, rapportierte Schmitz.
Gründe gebe es so einige, vom allgemein schwierigen Marktumfeld für Investitionen bis zu den Besonderheiten des Gebäudes – ein geschätzter Sanierungsbedarf von 3,6 Millionen Euro etwa, Denkmalschutzauflagen oder massive Probleme in Sachen Barrierefreiheit. „Das ist ein relativ spezielles Objekt, für das es schon einen sehr speziellen Nutzer braucht“, fasste Schmitz zusammen.
Gründe für das fehlende Käuferinteresse also gibt es – Lösungen eher nicht, machte er weiter deutlich; in Sachen Anpassung der Bedingungen für einen Verkauf sehe er keinen Spielraum. Am Preis etwa lasse sich nichts machen: Eine Rückfrage beim Gutachterausschuss habe ergeben, dass sich die Marktlage seit der Ermittlung des Verkehrswert nicht entscheidend gedreht habe. „Eine Reduktion des Angebotspreises gibt das nicht her. Und ein Grundstück unter Wert zu verkaufen, ist uns als Kommune nicht möglich.“
Auch bei den Auflagen an potenzielle Käufer sei kaum etwa zu machen – diese seien ohnehin kaum gegeben. Zwar formuliere das Verkaufexposé Vorschläge – als regelrechte Verpflichtung indes wollte Schmitz diese nicht verstanden wissen: „Da wurden Dinge genannt, die wünschenswert wären. Eigentlich aber ist der Bieter vollkommen frei“, im Rahmen dessen , was der Bebauungsplan „Altstadt I“ zulässt.
Immerhin: Aktuell kann die Stadt das historische Gemäuer selbst gut gebrauchen, wegen eines weitere baulichen Großprojektes, das wiederum nur einen Steinwurf entfernt im Gange ist: Die Sanierung des ehemaligen Bezirksamts, das nach heftigen Gemeinderatsdebatten für 2,2 Millionen Euro eine Frischzellenkur erfährt: Energetische Sanierung, Ausbau bisher ungenutzter Dachgeschossräume, PV-Anlage auf dem Dach und Reinigung von Fassade und Sandsteinelemente.
Das gesamte Gebäude ist derzeit wegen der laufenden Fassadenarbeiten verhüllt, die Zugänglichkeit stark eingeschränkt – und ein Arbeiten im Dachgeschoss gleich gar nicht möglich. Die hier eigentlich beheimateten Abteilungen der Stadtverwaltung – insbesondere das Ordnungsamt, der Pflegestützpunkt und die mobile Obdachenlosenhilfe – haben ihre Domizil seit Herbst provisorisch in der ehemalige Hebelschule aufgeschlagen. Im Mai sollen die Arbeiten am ehemaligen Bezirksamt abgeschlossen sein.