Theater in der Stadthalle Die „Jeanne d’Arc der Alpen“ begeistert

Jürgen Scharf
Der aufbrausende Bauer (Norbert Heckner) will seine Tochter, die Geierwally (Rebecca Lara Müller) unterjochen. Foto: Jürgen Scharf/Picasa

Mit der Aufführung des Volksstücks „Die Geierwally“ präsentierte die Kulturkooperation Schopfheim/Wehr in der Stadthalle die Premiere zum Tourneestart.

Mit der Aufführung des Volksstücks „Die Geierwally“ präsentierte die Kulturkooperation Schopfheim/Wehr in der Stadthalle die Premiere zum Tourneestart.Der alte Strominger, der Bauer vom Joch, ist hartherzig, unbarmherzig und unerbittlich. Diese Liebschaft seiner Tochter duldet er nicht. Eher enterbt er sie. Die von ihrem Vater verstoßene und aufs eiskalte Hochjoch in die Gletscher verbannte Wally stellt sich aber gegen den Bauern. So viel Schneid hätten die Leute vom hinteren Tiroler Ötztal nicht erwartet.

Als die junge Heldin einen Adlerhorst ausnimmt und den angreifenden alten Geier ersticht, heißt sie nur noch die „Geierwally“. Natürlich kann die reichste und schönste Bauerntochter nur einen lieben, den Bärenjosef, den besten Schützen weit und breit.

Alpendrama findet Anklang

Dieses Alpendrama aus dem späten 19. Jahrhundert, ein Volksstück aus den Tiroler Bergen, dem der sehr erfolgreiche Roman der Schriftstellerin Wilhelmine von Hillern zugrunde liegt, hat der Intendant der Theatergastspiele Fürth, der Regisseur Thomas Rohmer, nach der Fassung des Österreichers Hans Gnant zeitgemäß bearbeitet und inszeniert. Das Personal aus der volkstümlichen Buchvorlage hat er zusammengestrichen, dafür aufwendige Kostüme kreiert.

Sein Bühnenstück hatte am Sonntag in der Stadthalle begeistert aufgenommene Tourneepremiere.

Der Mythos Geierwally ist wie geschaffen für den Film und die Bühne, er wurde mehrfach verfilmt und es gibt den Stoff auch als Verismo-Oper. Es ist geradezu ein zeitloses Liebesdrama, und das, was da in einem Tiroler Dorf passiert, kann sich heute immer noch ereignen.

Rohmer bringt das konfliktreiche Geschehen durchaus naturalistisch und mit einiger Wucht auf die Bühne, aber er greift auch zu neuen visuellen Mitteln wie Bildprojektionen von Bergen, Alm, Kühen, Bauernhöfen. Viel Holz liegt vor der Hütte und die Protagonisten tragen zünftige Lederhosen, Trachtenjanker und schmucke Dirndl. Der Regisseur hat ein ausgesprochen gutes Ensemble beieinander, in dem alle Rollen bestmöglich besetzt sind und alle optimal zusammen passen.

Gelungene Besetzung

Allen voran Rebecca Lara Müller als Titelheldin. Sie hat das nötige Temperament für diese Rolle, ein hübsches und resolutes „Maderl“ mit kämpferischem Naturell, unbeugsam und trotzig. Couragiert und stolz lehnt sie sich gegen die väterliche Herrschaft auf dem Hof auf – für damalige Zeiten sicher rebellisch.

Der Vater (brutal, aufbrausend und cholerisch: Norbert Heckner) will sie unterjochen und stellt sich gegen sie und den Bärenjosef (ein strammer fescher Bursche: Fabrian Kuhn), der ihr dann aus dem Weg geht. Stattdessen macht sich der intrigante Vinzenz (Ferdinand Ascher) an sie heran, den sie im Affekt mit einer Flasche niederschlägt.

Action und Dramatik

Das Stück ist voll von Action und Dramatik. Da der Gletscher das Herz von Wally nicht gebrochen hat und sie dem Willen des Bauern nicht nachgibt, zündet sie die Scheune an. Alles wird aufgeboten: Feuer, Blitz und Donner, Geiergekrächze, lodernder Hass und aufregende Fensterschau mit Fernglas und Blick in die Schluchten - also ein packendes Schauspiel und natürlich auch ein bisschen „Rosamunde Pilcher in den Bergen“. Denn es taucht auch noch die vermeintliche Nebenbuhlerin Afra (Simona Mai) auf, auf die die Geierwally, die so kreischen kann wie ihr junger Geier selber, eifersüchtig reagiert.

Die Szenen steigern sich in einen Furor der Leidenschaften und werden nur etwas abgekühlt von den Nebenfiguren, dem loyalen Knecht (Stefan Peschek) und der Großmagd (hervorragend gespielt von Andrea Heuer), die ab und zu auch für humorvolle Momente sorgen.

Die tapfere „Jeanne d’Arc der Alpen“ wird nach dem Tod des Vaters doch noch Herrin auf dem Hof, sie wird Jochbäuerin, und Rohmer beschert dem Publikum am Schluss dieses Stücks, das wie aus dem Leben gegriffen wirkt, ein doppeltes Happy End.

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