„Sagt mir Bescheid, wenn ihr ein Tier seht“, ruft Haug den Kindern zu, die ihr Werkzeug mit Eifer einsetzen. „Wo darf ich sägen?“, fragt Leander (13 Jahre). Im Grunde weiß er schon ganz genau, wo ausgelichtet werden muss: bei den Jungbuchen, die im „Buchen-Optimum“ zwischen Lörrach und Hochschwarzwald jede andere Baumart überwachsen würden; bei den zu eng stehenden Nadelbäumen, wo die schwächeren weggenommen werden.
Georg (14) klingt wie ein Forstexperte: „Wo sie zu eng stehen, wachsen die Bäume zu kümmerlich und nehmen anderen das Licht weg.“ Hinzu kommt im Wandel des Klimas auch noch die wachsende Waldbrandgefahr durch herumstehendes Totholz.
Als Leander wieder seine Handsäge ansetzt, drückt Förster Niefenthaler das Bäumchen um, damit die Säge nicht festklemmt. Und dann ist die Handsäge auch noch bei der sogenannten „Wertastung“ in einem Tannen-Jungbestand gefragt. Hier geht es um die Wertsteigerung von Nutzholz.
Förster Christian Herrmann erläutert, dass die Tanne ihre toten Äste nicht abstößt. Die Folge bei Profilhölzern seien wertmindernde Astlöcher. Das lasse sich durch rechtzeitiges Absägen der toten Äste vermeiden.
Für den Sozialpädagogen hat der Waldeinsatz noch einen tieferen Sinn: „Die eigenen Möglichkeiten entdecken, Widerstände spüren, sich selbst erfahren, auch bei Erschöpfung“, sei auch ein Aspekt der „Draußen-Gruppen“.
Achtsamkeit lernen und die Kraft der Natur spüren, wenn man auch nur mal an einem Baumstamm hockt, in Verbindung kommen – mit der Umwelt, aber auch mal mit den Mitschülern außerhalb des Klassenzimmers.
„Der Krieg in der Ukraine ist ein großes Thema in der Gruppe“, beobachtet der Pädagoge. „Gefühlt geht für sie die Welt unter“, so Haug. Wie mutmachend sei es da für die Siebtklässler, wenn zum Beispiel wild wachsende Nussbäume an der Schule, die eigentlich gefällt werden sollten, gerettet und an einem neuen Platz angepflanzt werden.
„Teilweise sind Schüler mit ihren Eltern am Wochenende zum Gießen dorthin gegangen.“
Am Ende des Tages stehen kleine Erfolgserlebnisse, die zufrieden machen - wie nach der Schufterei im Entegast. Die Schüler haben Sägespäne im Haar, einer hat eine kleine Schramme am Arm, aber das breite Strahlen geht über das ganze Gesicht.
Unter dem Namen „Naturwerker - wir bewegen was“ sind Schüler der Friedrich-Ebert-Schule einmal in der Woche draußen in der Natur im Einsatz. Zum Beispiel ernteten die Schüler Äpfel auf einer Streuobstwiese und verarbeiteten sie zu Apfelsaft. In Kooperation mit dem Bürgerverein für eine klimaneutrale Stadt schnitt die Schülergruppe an einem Streuobsthang mehrmals Brombeerranken zurück, die Obstbäume überwucherten. Aus gesammelten Lindenblüten wurde Erkältungstee bereitet. Die Ideen gehen der Schülergruppe nicht aus.