Schopfheim Traummann wird zum Albtraum

Markgräfler Tagblatt
Horror-Schocker: Sarah Elena Timpe und Sasa Kekez in dem in Schopfheim aufgeführten Agatha-Christie-Thriller „Der Fremde im Haus“. Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Theater: Psychothriller „Der Fremde im Haus“ / Produktion der Theatergastspiele Fürth

Von Jürgen Scharf

Schopfheim. Seltsam faszinierend, die Minuten auf dem Ziffernblatt einer Standuhr vergehen zu sehen... zumindest für einen fünffachen Frauenmörder. Cecily hat noch eine Viertelstunde Zeit, bevor der Serienkiller Bruce sie kaltblütig ermorden will. Das hat einigen Hitchcock-Suspence, Spannungsmomente und Gänsehauteffekte, dieser Schluss von Agatha Christies Psychothriller „Der Fremde im Haus“ nach einer Geschichte der „Queen of Crime“.

Der haarsträubende Krimi war in einer Produktion der Theatergastspiele Fürth im Rahmen des städtischen Theaterabonnements Schopfheim zwar nicht durchgehend nervenaufreibend, erst gegen Schluss mit seinem Kinski-reifen Showdown so richtig atemberaubend, aber durchweg spannend.

Man konnte das sadistische Denken eines Serienmörders verfolgen und mit der hübschen Cecily, die im Lotto gewonnen hatte und mal so richtig was erleben wollte – was sie dann unfreiwillig tut – zunehmend Panik empfinden. Der abenteuerlustigen Cecily Harrington (Sarah Elena Timpe) kommt Bruce gerade recht, gutaussehend, ein Charmeur, für den sie gern ihren Verlobten sausen lässt. Blitzheirat. Kauf eines Landhauses. Doch der Traummann wird zum Albtraum.

Besetzt ist dieser Krimi mit jungen, engagierten film-, fernseh- und serienbekannten Schauspielern.

Ein mimisches Kabinettstück legt Sasa Kekez als totaler Psychopath hin. Er spielt die Figur des Bruce Lovell sehr perfide. Schon seine hämisch-diabolischen Blicke zu Beginn verraten dem Publikum, dass dieser Fremde ein gefährlicher ist. Später macht er mit geradezu spastischen Zuckungen (Schockszene vor der Pause), einer intensiven Körpersprache, dem Verlust der Kontrolle, irren Lachanfällen und brüllenden Ausbrüchen eine Wandlung wie Jekyll und Hyde durch, entwickelt sich zum Monster wie aus dem Horrorfilm.

Wie jeder gute Krimi beginnt auch dieser eher harmlos, mit verschiedenen Nebenpersonen: Die störende Tante wird von der bekannten Filmschauspielerin Johanna Liebeneiner gespielt, die Rolle des Gärtners, der dieses Mal nicht der Mörder ist, ist mit Michael Kausch prominent besetzt. Der Zuschauer fragt sich: Was verbirgt sich in der Dunkelkammer des dubiosen Bruce? Was hat es mit den vergrabenen leeren Wasserstoffperoxid-Flaschen und dem zerrissenen Schal auf sich? Und warum war das Cottage so überteuert?

Zwar sieht man die Schreckenskammer nicht, sodass einem keine eiskalten Schauer über den Rücken laufen, aber es sind packende Dialoge in dieser Übersetzung und dank der Regie von Intendant Thomas Rohmer im etwas kargen Bühnenbild ein guter Spannungsaufbau bis zum abrupten, aber furiosen Finale.

Es bleibt offen, ob Cecily ihren mörderischen Mann vergiftet hat oder ob es die Macht der Suggestion ist, die ihn in die Knie zwingt. In diesen aufregenden Momenten, wenn sie sich vom ängstlichen Opfer und zitternden Nervenbündel mit dem Mut der Verzweiflung in eine Rächerin verwandelt und den Spieß umdreht, läuft Sarah Elena Timpe zu großer Form auf. Purer Nervenkitzel!

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