Schopfheim AWO-Ortsverein trennt sich von „Essen auf Rädern“

Werner Müller
Über 20 000 warme Mahlzeiten lieferte die AWO jährlich aus. Jetzt gibt sie ihren Vorzeigedienst nach fast 50 Jahren an die Sozialstation ab. Symbolfoto: zVg Foto: Markgräfler Tagblatt

Fehlendes Ehrenamt sorgt für Trennung von Aushängeschild / Sozialstation übernimmt ab 2020

Schopfheim - Die Küche bleibt kalt: Die AWO trennt sich, wie angekündigt, von einem ihrer Aushängeschilder der vergangenen Jahrzehnte – „Essen auf Rädern“. Ab kommendem Jahr versorgt die Sozialstation die bisherigen AWO-Kunden mit einer warmen Mahlzeit.

Unter Trennungsschmerz leidet vor allem Irmgard Sutter. Die stellvertretende AWO-Vorsitzende hat „Essen auf Rädern“ in den zurückliegenden Jahren erfolgreich geleitet und nach zwischenzeitlichen Turbulenzen wieder auf Erfolgskurs gebracht.

Trennungsschmerz im AWO-Vorstand

Dennoch konnte es auch in ihren Augen so wie bisher nicht mehr weitergehen. Der Grund: „Es gibt einfach zu wenig Menschen, die bereit sind, ehrenamtlich Verantwortung zu übernehmen“, erklärt sie. Sie selbst war bei „Essen auf Rädern“ übrigens die letzte, die noch „für Gotteslohn“ gearbeitet hat. Jetzt, mit 70 Jahren, ist es auch für sie Zeit, damit aufzuhören.

Versuche der AWO, qualifizierte Mitarbeiter zu finden, die sich zusätzlich zu ihrem normalen Beschäftigungsverhältnis noch engagieren können, blieben erfolglos.

Dieses Wegbrechen der ehrenamtlichen Personaldecke hat Folgen. Die AWO konnte „Essen auf Rädern“ bislang nur deshalb zu einem relativ günstige Preis von zuletzt 6,90 Euro pro Portion anbieten, weil die Kosten für Fahrer und Verwaltung niedrig waren.

Das Problem: viel zu wenig Ehrenamtliche

„Wenn wir die Personalkosten für Hauptamtliche auf die Preise umlegen müssten, würde das viel zu teuer werde“, so Irmgard Sutter. Vor allem für Kunden, die über geringe Einkommen verfügen, wäre die tägliche warme Mahlzeit somit kaum mehr erschwinglich.

Nicht einmal für solche, die in der Pflegekasse in eine Pflegestufe eingestuft sind und somit einen Zuschuss beantragen können. Den gibt es aber nur für Leistungen eines anerkannten Pflegedienstes – was die AWO nicht ist.

Service geht nach fast 50 Jahren von der AWO auf Sozialstation über

Aus diesem Grund sehen der Ortsverein sowie Irmgard Sutter keine andere Möglichkeit, „Essen auf Rädern“ weiter am Leben zu erhalten, als die, den Service nach fast 50 Jahren an die Sozialstation abzugeben – vor allem im Sinne der Kunden. Denn die Sozialstation kann mit den Pflegekassen auch Zuschüsse abrechnen.

„Wir haben unser ‘Essen auf Rädern’ komplett an die Sozialstation abgetreten“, so Irmgard Sutter. Der neue Eigentümer übernimmt auch Fahrer und Verwaltungspersonal. Die offizielle Übergabe soll im Januar 2020 über die Bühne gehen.

Bis zu 120 warme Mahlzeiten werden täglich ausgeliefert

Zuletzt lieferte die AWO täglich zwischen 100 und 120 warme Mahlzeiten aus. Zehn Fahrer waren dazu auf drei Touren unterwegs. 1972 hatte der Ortsverein, unter anderem auf Initiative der unvergessenen Ruth Sprich, „Essen auf Rädern“ ins Leben gerufen. Die erste Essensausgabe erfolgte ein Jahr später. Damals kümmerten sich ein Fahrer und 18 Ehrenamtliche um die Aufgabe.

Im Jahr 2017 wandelte der Ortsverein den sozialen Dienst in einen professionellen Dienstleistungsbetrieb um und richtete zusätzliche Touren ein. Nach Anlaufschwierigkeiten expandierte „Essen auf Rädern“ rasant: 2017 lieferte der Dienst über 13 000 Mahlzeiten aus, 2018 sogar über 21 000.

Für das laufende Jahr zeichnet sich nach Angaben von Irmgard Sutter ein weiterer „deutlicher Zuwachs“ ab.

Für sie gibt es trotz der Trennung zum Jahresende einen Trost: „Essen auf Rädern bleibt“. Sie hofft in diesem Zusammenhang denn auch, dass es der Sozialstation gelingt, den Vorsatz der AWO, den Dienst noch weiter ins Kleine Wiesental auszudehnen, schon bald erfolgreich in die Tat umzusetzen.

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