Kunden schütteten ihr Herz aus, nutzten den Salon mitunter als Beichtstuhl und waren sich dabei der Tatsache bewusst, dass „ein guter Frisör ganz gewiss nicht tratscht“.
Inge Meysel zählte zu den Kundinnen
Viele Preise habe er gewonnen, viele Auszeichnungen erhalten, sagte Zimmermann. Und er erinnert in seinem Buch daran, dass unter anderem auch Inge Meysel einmal zu seinen zufriedenen Kundinnen zählte und dass es auch einmal einen Kunden gab, der nicht in den Laden kam, um sich die Harare schneiden zu lassen, sondern um sich aufzuwärmen und die Zeitung zu lesen.
Am Ende stellt Dieter Zimmermann in seinem Werk die Frage, wie die (Frisör-)Welt in 70 Jahren sein wird. „Gibt es da noch Frisöre? Gibt es überhaupt noch Haare auf dem Kopf? Werden Roboter die Haare schneiden und Apps das Drumherum erledigen?“ Es werde sicherlich Apps geben, die vielleicht sogar Schuhe binden und Waschmaschinen mit allen erdenklichen Programmen steuern können, vermutete er, und war sich sicher: „Eines werden Maschinen nicht haben: das Gefühl der Hände, das nötig ist beim Massieren und ganz individuell gefühlvoll und mit viel Berufspathos die Wünsche des Kunden erfüllen können.“ Die Zeit aber werde hektischer werden, die Menschen noch gefühlskälter und ärmer an zwischenmenschlichen Begegnungen. Gespräche, die man nur mit dem Arzt oder dem Frisör führt, würden verschwinden.
„Vielleicht aber wird gerade der Beauty-Salon einer der letzten Orte sein, wo man all diesen Trends entfliehen kann“, konstatierte der Friseurmeister, um sich dann seinen Freunden zu widmen und die Bücher, die sie mitnahmen, zu signieren. Es blieb viel Zeit für Gespräche auch unter Kollegen und ehemaligen Mitstreitern („Jeder Inhaber eines Frisörsalons in der Stadt ist durch meine Schule gegangen“).
Und es blieb Zeit, die Gemälde zu bewundern, die zu malen Dieter Zimmermann in einem arbeitsreichen Leben mit Kamm, Schere, Lockenwicklern und Trockenhaube scheinbar doch hin und wieder Zeit und Muße gefunden hat.