Schopfheim Vom Zauber des Orgelklangs

Gabriele Hauger

Interview: Bezirkskantor Christoph Bogon über Schopfheimer Orgelnacht.

Schopfheim - Regionale und international renommierte Organisten geben sich auch dieses Jahr zwischen dem 4. und 25. Juli ein Stelldichein beim Schopfheimer Orgelsommer in den drei Kirchen der Kernstadt. Neben der 12. Orgelnacht werden an vier Donnerstagen weitere Konzerte geboten. Deren Auftakt ist am  4. Juli, in der Stadtkirche mit dem ION-Preisträgerkonzert des jungen Organisten Sebastian Heindl. Der Schopfheimer Orgelsommer besteht seit über 25 Jahren. Gabriele Hauger unterhielt sich mit dem Organisator, Organisten und Bezirkskantor Christoph Bogon.

Frage: Bald drei Jahrzehnte Orgelsommer. Ist die Reihe inzwischen ein Selbstläufer?

Wir sind – was die Besucherzahlen angeht – zufrieden. Obwohl Orgelmusik eigentlich immer eine Art Nischenkultur ist und nicht gerade die Massen, sondern eher Fachpublikum in die Kirchen lockt. Die Reihe hat sich indes gut etabliert, so dass wir in der Lage sind, regelmäßig renommierte Organisten und Organistinnen einzuladen.

Frage: Orgelklänge – da assoziieren viele Gottesdienst und Bach. Orgelmusik bedeutet aber viel mehr, oder?

Es gibt über das hinaus natürlich eine ungeheure Vielfalt an Orgelmusik. Die frühesten Instrumente stammen ja aus der Antike und wurden bei archäologischen Ausgrabungen an Orten des damaligen Römischen Reichs entdeckt. Im Hochmittelalter kam die Orgel an den Hof Karls des Großen als Geschenk des Kaisers von Byzanz. Seit dem Mittelalter bis heute gibt es also eine vielfältige Orgelliteratur. Ich sehe es als unsere Aufgabe, das darzustellen und diese Vielfalt weiterzutragen. Und zu zeigen, dass Orgelmusik auch heute noch etwas zu sagen hat.

Frage: Schaffen Sie es, ein breites Publikum anzusprechen und wenn ja wie?

Bei den so genannten Donnerstagskonzerten, den Meisterkonzerten, kommt doch eher ein Liebhaberpublikum. Wobei wir uns immer freuen, wenn sich Leute anlocken lassen, die bisher nur am Rande mit der Orgel in Kontakt kamen. Die können dann hören, wie gut und vielfältig Orgelmusik ist.

Frage: Zum 12. Mal gibt es die Schopfheimer Orgelnacht. Was ist das Besondere daran?

Bei der Orgelnacht gelingt es uns tatsächlich, ein sehr großes, auch altersmäßig durchmischtes Publikum anzulocken. Das liegt sicher an dem Format, dass man zwischen den Konzertblöcken von Kirche zu Kirche durch die Schopfheimer Altstadt wandelt. Man genießt drei kleine Konzerthappen von jeweils einer halben Stunde, kann sich dazwischen verpflegen und selbst spontan entscheidet, was und wie lange man zuhört. Begonnen wird in der Alten Kirche St. Michael mit Dieter Lämmlin. Dann geht es in die katholische Kirche St. Bernhard zu Andreas Mölder, und um 22 Uhr spiele ich selbst in der Stadtkirche an der Orgel, gefolgt von einem Überraschungsstück mit uns drei Organisten. Zur Orgelnacht kommen regelmäßig zwischen 200 und 300 Besuchern. Für Orgelmusik ist das eine gute Größe.

Frage: Wie sind Sie persönlich zur Orgel gekommen? Was fasziniert Sie an diesem Königsinstrument?

Ich wollte unbedingt Klavier lernen, seit ich als Kind den Türkischen Marsch von Mozart hörte und unbedingt auch spielen wollte. Die Orgel? Nun, als Jugendlicher macht man gerne Krach – und da bot die Orgel gute Möglichkeiten! Im Ernst: Ich hatte das Glück, mit Kinderchor und Kantorei groß geworden zu sein. Zudem habe ich den damaligen Chorleiter und Organisten sehr bewundert. Das hat mich wohl geprägt. Dem wollte ich nacheifern.

Frage: Zu Gast beim Orgelsommer ist auch die Organistin Agnes Kosmecka. Täuscht es, oder sind weibliche Organistinnen eher selten.

Das ist richtig. Die ganze Szene war sehr lange männerdominiert. Wobei an den Hochschulen seit vielen Jahren zunehmend Frauen Orgel und Kirchenmusik studieren. Bei unserer Reihe achten wir ehrlich gesagt auch gar nicht auf Genderfragen. Wenn jemand mit seinen Programmen gut in die Reihe passt und er oder sie gut spielt, dann laden wir ihn oder sie auch gerne ein.

Frage: Ist es schwer, Orgel zu spielen?

Wenn Sie ein Instrument richtig spielen, ist natürlich jedes schwer zu erlernen. Anders als beim Blas- oder Streichinstrument kommt es bei der Orgel darauf an, dass Sie gut Hände und Füße koordinieren können und dass Sie als Musiker einem Instrument mit einem doch recht starren Klang, lebendige Musik abringen müssen.

Frage: Es wird beim Orgelsommer in drei Kirchen an insgesamt fünf Orgeln gespielt. Haben Sie einen Favoriten?

Orgelkultur macht gerade aus, dass kein Instrument wie das andere ist. Jedes Instrument steht für eine bestimmte Epoche, einen Kirchenraum und ist optimal auf den Raum angepasst. Daher kommt es vor allem auf die Musik an, die Sie spielen. Auf manchen Orgeln können Sie zum Beispiel hervorragend Bach spielen, während ein großes romantisches Werk von Max Reger eher schwierig darzustellen wäre – und umgekehrt gilt das auch. So finde ich es als Organist besonders schön, gerade viele verschiedene Instrumente zu spielen und sie mit der jeweils passenden Musik zu erleben.

Frage: Also kein Liebling?

Wo ich doch regelmäßig wieder ins Schwärmen gerate, das ist unsere Voit-Orgel auf der Empore der Stadtkirche, weil sie ein unvergleichlich schönes Instrument aus der romantischen Epoche ist, mit ganz weichen und warmen Klängen.

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