Schopfheim Von Scofheim zu Schopfheim

Gudrun Gehr
Roswitha Endlicher (rechts) führte durch den historischen Stadtkern. Foto: Gudrun Gehr

Eine historische Stadtführung hat die Relikte der mittelalterlichen „Ministadt“ Scofheim präsentiert. Die Naturpark-Gästeführerin Roswitha Endlicher lud zu einem unterhaltsamen Stadtrundgang mit Blick zurück ein.

Unter dem Titel „Von Scofheim zu Schopfheim“ zeigte Naturpark-Gästeführerin Roswitha Endlicher die Reste der mittelalterlichen „Ministadt“ Scofheim: Ein Fleckchen im Markgräflerland, in dem es sich gut leben und arbeiten ließ.

Ein kleines Grüppchen Interessierter hatte sich zum lauschigen Altstadtrundgang in der hereinbrechenden Dämmerung bei der Alten Kirche St. Michael eingefunden, um mehr über das (mindestens) 850 Jahre alte Städtchen zu erfahren. Die Gästeführerin konnte hauptsächlich Besucher begrüßen, die von auswärts nach Schopfheim zugezogen waren und sich über ihre neue Heimat informieren wollten.

Tiefschläge der Geschichte

Roswitha Endlicher hatte sich die Stunde der Dämmerung zum Besuch der pittoresken und heimeligen Altstadt ausgesucht. Im historischen Streifzug war viel über den mittelalterlichen Ortskern des einstigen Marktfleckens zu erfahren. Besucht wurde das mittelalterliche Viereck zwischen Tor- und Wallstraße, Stadtgraben und Entegaststraße. Dabei ging die Stadtführerin auch auf die Tiefschläge der Stadtgeschichte ein, mit Kriegen, Einquartierungen, Pestepidemien und Stadtbränden.

Die Ernennung zur Stadt durch Konrad von Rötteln erfolgte um 1250. Auch zuvor bereits, ab 807, gab es Nachricht von der Existenz „Scofheims“, in Urkunden über Schenkungen an das Kloster St. Gallen. Der Turm der Alten Kirche St. Michael – angesichts seiner kleinen Schießscharten möglicherweise auch als Wehrturm errichtet – wurde ebenfalls 1250 gebaut. Drei Märkte wurden für Schopfheim genehmigt: der Michaelsmarkt, der Pfingstmarkt und der Kalte Markt – letzterer existiert bis zum heutigen Tage.

Die Führerin berichtete von zwei Stadtmauern – dem inneren Mini-Stadtkern und der äußeren Mauer. Auf deren meterdicke Reste stieß man bei der Erweiterung des Kindergartens am Markt vor wenigen Jahren. Die Vertiefungen im Türbogen bei der historischen Stadtmühle verweist darauf, dass hier einstmals ein imponierendes Stadttor in seinen Angeln hing – wer hier abgewiesen wurde, erhielt wenigstens noch eine Wegzehrung und wurde „abgespeist“.

Drei Gefängnisse

Zu erfahren war, dass Schopfheim im Laufe der Jahrhunderte über drei Gefängnisse verfügte: das erste im Diebsturm an der Torstraße, das zweite im ehemaligen Pfarrhaus in der Wallstraße, und das dritte „Am Stadtgraben“. Der trutzige Bau ist „Geburtsstätte“ und Namensgeber der Mundart-Kombo „Knastbrüder“ Jeannot und Christian Weißenberger, die dort ihr Büro untergebracht haben.

Nachgezeichnet wurde der Wasserlauf der mäandernden Wiese bei der Torstraße und das entstehende Gewerbe der „Bleiche“. Auch Dichterfürst Johann Peter Hebel (1760 bis 1826) hat in Schopfheim in seiner Jugend Spuren hinterlassen, er war Schüler der damaligen Lateinschule. Zuletzt war in dem Gebäude in der Torstraße die Johann Peter Hebel-Förderschule beheimatet.

Die Führerin betonte, dass von der ursprünglichen Altstadt nach dem großen Brand im Jahr 1412 nicht viel übrig blieb. Seinen Ausgang nahm das verheerende Feuer in der Küche des Stadtschlosses. An der Seitenwand des Gasthauses „Hans Sachs“, heute ein indisches Restaurant, ist der Schlussstein des Stadtschlosses des Adelsgeschlechtes derer von Rötteln verbaut. Hinter dem Gasthaus verlief einst der Stadtwall und lässt noch einen Blick auf einen der letzten Überreste der Stadtmauer zu.

Gebäude abgerissen

Weiter ging es vom Rathausplatz bis zum nicht mehr existierenden Palais der Familie Kym-Krafft an der Hauptstraße (heutiger Durchgang zum Stadtpark). Das repräsentative Gebäude wurde in den 1960er Jahren zugunsten mehrerer Zweckbauten abgerissen.

Weiterhin war zu erfahren, dass Schopfheim zu den Lieblingsorten von Großherzog Friedrich und seiner Gemahlin Luise zählte. Auch sein Leichenzug passierte 1907 den Schopfheimer Bahnhof.

Auch in anderer Weise war der Abendspaziergang durch die Schopfheimer Altstadt außergewöhnlich: Das parallel verlaufende Fußballspiel der Europameisterschaft machte sich mit seinen hunderten Zuschauern vor den Public-Viewing-Bildschirmen als Geräuschkulisse lautstark bemerkbar.

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