Schopfheim „Weit unter der Wahrnehmungsschwelle“

Markgräfler Tagblatt

Windkraft; Experte referiert zum umstrittenen Thema „Infraschall“

Schopfheim (jab). Großes Schreckgespenst in Zusammenhang mit geplanten Windkraftanlagen ist der Infraschall: Schall im Bereich unter 20 Hertz (Hz), der zwar nicht hörbar ist, über die Vibrationen angeblich jedoch schädliche Auswirkungen auf den Menschen haben soll.

Im Rahmen der Infoveranstaltung zum Thema Windkraft in Raitbach referierte Christian Eulitz von einem Müchener Ingenieurbüro zum Thema. Quintessenz seines Vortrages: Die Infraschallwellen, die von einer Windkraftanlage ausgehen, sind so weit unter der Wahrnehmungsschwelle, dass die Forschung negative Auswirkungen derzeit ausschließt.

„Ein Zusammenhang von Infraschall durch Windenergieanlagen (WEA) und gesundheitlichen Beschwerden ist derzeit nicht herstellbar“, so Eulitz.

Grundlage dafür sei eine groß angelegte Untersuchung. Die Forscher haben insgesamt 1200 Publikationen ausgewertet, die sich mit dem Thema Infraschall befassen, ein Viertel davon untersuchte speziell den Infraschall, der von WEA ausgeht. Außerdem wurden sämtliche Immissionsschutzbehörden in Deutschland befragt, welche Beschwerden ihnen in Sachen tieffrequenter Hörschall - durch Schwingungen unterhalb von 100 Hz also - bekannt seien. Etwa drei Prozent der gemeldeten Beschwerden wurden auf WEA zurückgeführt, keine einzige allerdings tatsächlich auf den Infraschall unter 20 Hertz: „Oft geht es um tieffrequente Geräusche, die hier zum Störfaktor werden.“

Grundsätzlich gibt es den Infraschall so gut wie überall, machte Eulitz deutlich: Natürliche Quellen sind etwa Wind, Gewitter, die Meeresbrandung oder die Verschiebung tektonischer Platten. Technische Infraschallquellen finden sich in der Luftfahrttechnik, bei Baumaschinen, bei Kraftfahrzeugen - und bei Energieanlagen. Einiges davon sei für den Menschen tatsächlich schädlich, wie etwa die Erfahrungen in der Raumfahrttechnik zeigten.

Wichtiger Faktor für die Schädlichkeit sei aber der in Dezibel gemessene „Schalldruckpegel“ - die Frage also, wie massiv der Infraschall auf den Körper trifft. Eine entscheidende Größe sei die „Wahrnehmungsschwelle“, bei der sich der Schall etwa auf der Haut oder durch einen Druck im Bauch bemerkbar macht.

Diese Schwelle liegt für 20 Hz etwa bei 70 db, bei einer Schwingung von zehn Hz braucht es schon 100 db für die Wahrnehmung; hochsensible Personen spürten womöglich auch schon bei zehn Dezibel etwas, räumte Eulitz ein.

Allerdings: Alles, was eine WEA an Infraschall aussende, liege noch weiter unterhalb dieser Wahrnehmungsschwelle: „Die Kleinklimaanlage aus dem Baumarkt oder die Biogasanlage mitten im Dorf sendet mehr Infraschall aus als eine WEA in 600 Metern Entfernung“, so Eulitz.

Die zahlreichen im Internet kursierenden Studien zu den schädlichen Auswirkungen von Infraschall auch aus andere Ländern seien nicht so ohne weiteres einfach über einen Kamm zu scheren und auf Deutschland übertragbar. „Da muss man genau hinsehen, welcher Schall da wirklich gewirkt hat, welcher Pegel da im Spiel war, und wie und wo dieser erhoben wurde.“

Kritiker unter den Zuhörern bemängelten, dass die bisherigen Untersuchungen am eigentlichen Problem vorbeigingen, indem sie die Auswirkungen ignorierten, die Schwingungen unter der Wahrnehmungsschwelle haben könnten. „Die Schwingungsmedizin ist erst am Anfang“, so etwa Gerhard Nebeling.

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