Schopfheim Weitere Stolpersteine in Planung

Christoph Schennen
Drei Stolpersteine in der Wallstraße erinnern bereits an Bürger Schopfheims, die Opfer der Nationalsozialisten wurden. Foto: Anja Bertsch

Gedenken: Verlegung im August / Umfangreiches kulturelles Begleitprogramm / Unterstützer gesucht

Ende August sollen in Schopfheim weitere Stolpersteine verlegt werden. Sie sollen an die Schicksale von Herbert und Meta Mayer (Hauptstraße 49) und Katharina Waldi (Hauptstraße 14) erinnern. Sie alle wurden Opfer des NS-Regimes. Zudem soll am Markus-Pflüger-Heim eine Stolperschwelle für die Deportierten aus der damaligen Kreispflegeanstalt Wiechs verlegt werden.

Von Christoph Schennen

Schopfheim. Aus der Kreispflegeanstalt wurden im Rahmen der „Aktion T4“ (1940/1941) 108 Schutzbefohlene in die Heilsanstalten Grafeneck und Hadamar verlegt. 107 von ihnen wurden dort mit Gas ermordet.

Der genaue Termin für die Verlegungen durch den Künstler Gunter Demnig oder einen seiner Mitarbeiter steht noch nicht fest. Abgestimmt werden muss auch noch die Inschrift der Stolperschwelle, hieß es beim jüngsten Treffen der Initiative „Stolpersteine Wiesental“.

Kulturelles Rahmenprogramm ab Mai

Rund um die Verlegung ist ein kulturelles Rahmenprogramm geplant, das bereits deutlich Konturen annimmt. Es beginnt im Mai mit der Ausstellung „Stolpersteine Wiesental“ in der Alten Kirche. Am 3. Mai wird in der Kulturfabrik ein Film zum Thema „Psychische Erkrankung“ gezeigt. Im Mai und Juni bietet Ulla Schmid Stadtführungen mit den Themen „Juden in Schopfheim“ (6.5.) und „Denkmäler in Schopfheim“ (10.6.) an. Am 18. Juni singt und rezitiert das Ensemble „Leicht & Sinnig“ Lieder von jüdischen Komponisten und Dichtern, die unsere Kultur geprägt haben.

Vorträge, Konzerte und Ausstellungen

Zwei Tage später, am 20. Juni, eröffnet wiederum in der Alten Kirche St. Michael die Wanderausstellung der Gedenkstätte Grafeneck. Sie wird flankiert von einem Vortrag zu den Krankenmorden der Nationalsozialisten von 1940 und den Umgang damit von der Nachkriegszeit bis heute. Die Ausstellung macht bis Ende Juli Station in Schopfheim.

Am 30. Juni findet in der Alten Kirche St. Michael ein ökumenischer Gottesdienst mit Pastoralreferentin Christina Betz und Pfarrer Martin Schmitthenner statt, zu dem die Stolperstein-Initiative ebenfalls Input leistet.

Ein Abend mit Vortrag, Lesung und Diskussion erwartet Geschichtsinteressierte am 1. Juli um 18 Uhr im Museumskeller. Die Psychoanalytikerinnen Regine Mahrer (Basel) und Susanne Kita (Hausen) beschäftigten sich mit der jüdischen Zeitzeugin Margot Friedländer und ihrem Erinnern und Verarbeiten von Erlebnissen der Shoa. Eine musikalische Reise durch das Judentum unternehmen dann Esther Lorenz (Gesang) und Peter Kuhz (Gitarre) am 9. Juli um 20 Uhr in St. Michael. Am 11. Juli stellt die Künstlerin Veronika Drop ab 20 Uhr im katholischen Gemeindehaus jüdische Märchen vor. Geplant ist auch ein Konzert mit dem Pianisten Boris Chnaider am 4. August um 19 Uhr im katholischen Gemeindehaus. Er wird Werke von Felix und Fanny Mendelssohn sowie jüdischen Komponisten wie Viktor Ullmann o der Alexander von Zemlinsky vortragen.

Letzter Programmpunkt in diesem Jahr ist die Theateraufführung „Sophie und ich“ am 7. November um 20 Uhr. Das Privattheater „Deutsche Kammerschauspiele“ bringt dann die fiktive Begegnung von Sophie Scholl und Hitlers Sekretärin auf die Bühne der Stadthalle.

Recherche in zahlreichen Archiven

Für die diesjährige Stolpersteinverlegung hat die Initiative in zahlreichen Archiven recherchiert. Von der Gedenkstätte Grafeneck bekam sie eine Liste mit den Schopfheimer Opfern der Tötungsanstalt Grafeneck.

Recherchiert wurde laut Marianne Merschhemke an der Universität und im Landesarchiv in Freiburg (Patientenakten, Betreuungsakten), in einem Archiv in Basel, im Stadtarchiv Schopfheim und in Kirchenbüchern. Darüber hinaus hofft die Initiative, im hessischen und im rheinland-pfälzischen Landesarchiv Informationen über die Deportierten aus der Kreispflegeanstalt Wiechs zu finden.

Gesucht werden noch Bürger, die Akten dechiffrieren können, die in Sütterlin oder Currentschrift vorliegen.

Finanzielle und kulturelle Beiträge gesucht

Für die Stolpersteinverlegung selbst ist die Verlesung eines Briefs von Meta Mayer geplant. Ein Bild der Familie Mayer und von Katharina Waldi wird zu sehen sein, der Lebenslauf von Herbert Mayer kann studiert werden. Gewünscht ist auch eine Beteiligung von Schülern, die etwa Rosen niederlegen. Auch eine musikalische Umrahmung wird noch gesucht.

Schließlich braucht es für die Verlegung auch noch finanzielle Unterstützung. Die Initiative will in diesem Zusammenhang Kontakt zu Unternehmen aufnehmen, um das Anliegen zu platzieren. Sie bedauert, dass die Stadt sich nicht im erhofften Maß finanziell engagiert, hieß es bei dem Treffen.  www.stolpersteine-wiesental.de/

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