Schopfheim Wie Betriebe beim Klimaschutz vorangehen

Christoph Schennen
Ein MEGU-Mitarbeiter zeigte den Gäste einen Verfahrensschritt bei der Herstellung von Gussteilen. Foto: Christoph Schennen

Die Bäckerei Paul aus Lörrach und die Firmen Metallguss Obermeier (MEGU) und Frank Bürsten haben bei MEGU Vertretern aus Politik und Wirtschaft ihre betrieblichen Effizienz-Maßnahmen vorgestellt.

Die Energieagentur Südwest, der Runde Tisch Klima und die Kompetenzstelle Ressourceneffizienz hatte dieses Netzwerktreffen am Sitz der Firma MEGU in Schopfheim-Gündenhausen organisiert, das laut Moderator Michael Heim das „gute Klima vor Ort stärken soll“.

Technisches Umrüsten hilft beim Energiesparen

MEGU-Geschäftsführer Michael Obermeier stellte die Maßnahmen vor, die er in den letzten Jahren in seiner Firma umsetzen konnte. Der Austausch der alten Kompressoranlage gegen eine neue sorgte beispielsweise dafür, dass der jährliche Stromverbrauch um die Hälfte reduziert werden konnte. Die Umrüstung bei der Beleuchtung – LED-Lampen mit insgesamt 1272 Watt ersetzen Natriumdampflampen und Halogenlampen mit 5116 Watt – führte sogar zu einer Reduzierung des Stromverbrauchs um 80 Prozent. „Um den Produktionsstandort Deutschland aufrecht erhalten zu können, brauchen wir wettbewerbsfähige Energiepreise, die es uns ermöglichen, Arbeitsplätze zu sichern“, sagte Obermeier.

Weitgehender Verzicht auf fossile Energieträger

Bernhard Paul junior stellte den Neubau des letzten traditionellen Handwerksbäckers in Lörrach vor. Das fünfgeschossige Gebäude neben dem Bestandsbau in der Palmstraße wurde im KfW-55-Standard errichtet. Im Keller steht die Kälteverbundanlage, deren Abwärme in die Heizzentrale des Neubaus eingespeist wird. Durch den Austausch der Kältetechnik konnte der Stromverbrauch deutlich gesenkt werden, wie die Neubau-Architekten Jansen und Zickenheiner in ihrem Bericht zum Bauvorhaben feststellen.

Die angeschlossene Wärmerückgewinnung reduziert den Heizwärmeverbrauch des Neubaus. Der KfW-55-Neubau und die Bestandssanierung erbringen eine Energieeinsparung von mehr als 80 Prozent und einen fast kompletten Verzicht auf fossile Energieträger.

Ein energieintensiver Betrieb ist auch Frank Bürsten. Die diversen Maßnahmen zur Energieeinsparung in dem Schönauer Betrieb stellten Geschäftsführer Stefan Ganzmann und Sales- und Marketingmanagerin Katharina Hackner vor. Ihre erste PV-Anlage mit einer Spitzenleistung von 21 Kilowatt peak (kWp) installierten die Schönauer bereits 2005. 2022 kam eine 78 kWp-, im Jahr 2023 eine 32 kwp-Anlage hinzu.

Energieerzeugung über dem eigenen Bedarf

„Die Wasserkraft und die Photovoltaik erzeugen heute zusammen rund 125 bis 135 Prozent des benötigten Energiebedarfs“, sagte Ganzmann.

Darüber hinaus wurde die Wärmedämmung verbessert und auf LED-Beleuchtung umgestellt. Überschüssige Wärme wird in das lokale Nahwärmenetz der EWS eingespeist. Die bei der Bürstenproduktion anfallenden Späne und zusätzliche Holzpellets werden für die Beheizung der Betriebsgebäude verfeuert. Ganzmann: „Dadurch kann auf Öl und Gas verzichtet werden.“ Die 2018 installierte neue Heizung emittiert weniger Feinstaub und Kohlendioxid als gesetzlich vorgeschrieben.

Nach den Beispielen aus der Praxis überlegten die Firmenvertreter in Kleingruppen, was vor Ort noch realisiert werden kann. Hier wurde vorgeschlagen, die Grauwasserversorgung (gering verschmutztes Abwasser also) für die Firmen zu verbessern, eine E-Bike-Station einzurichten oder das Carsharing weiter auszubauen: Firmen könnten Fahrzeuge aus ihrem Fuhrpark, wenn er nicht gebraucht werde, der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.

Bessere Vernetzung wünschenswert

Justus Ammann (Agentur Echt) schlug vor, ein Kataster einzurichten, das alle Betriebe verzeichnet, die Abwärme liefern können. Auch ein zentraler Stromspeicher für mehrere Unternehmen sei denkbar. Thomas Krückels (Geschäftsführer Dreistern) fände es gut, wenn es in Schopfheim einen lokalen Energievermarkter gäbe, der den überschüssigen Strom und die Abwärme verkaufen würde. Peter Schalajda ergänzte die Ausführungen um ein Wärmenetz für das Gewerbegebiet Schopfheim, die Pflanzung von weiteren Bäumen und den weiteren Ausbau von Fahrgemeinschaften.

Respekt für Unternehmen, die vorbildlich vorangehen

Im Schlusswort bezeichnete Bürgermeister Dirk Harscher den Klimawandel als „größte Herausforderung der Menschheit“. Schopfheim leiste seinen Beitrag, um ihm entgegenzuwirken. Der höchstgelegene Windpark Deutschlands in Gersbach werde um weitere, größere Windkraftanlagen ergänzt, in der Innenstadt ein Nahwärmenetz ausgebaut. Im Hinblick auf die drei Praxisbeispiele zur betrieblichen Effizienzsteigerung zeigte Harscher sich beeindruckt: „Es verdient Respekt, wie Unternehmen vorbildlich vorangehen.“

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